Schwelm/Gevelsberg/Ennepetal. Heizkosten explodieren, da werden die Leute kreativ, um es sich warm zu halten. Die Feuerwehr des EN-Kreises warnt vor lebensgefährlichen Ideen.
Die Warnung des Kreisbrandmeisters könnte eindringlicher kaum erfolgen. „Die Menschen müssen sich an diese Regeln halten, sonst holen wir in diesem Winter Tote aus den Wohnungen“, sagt Rolf-Erich Rehm. Die Befürchtung bei der Feuerwehr ist groß, dass die Leute im Ennepe-Ruhr-Kreis auf dumme, ja lebensgefährliche Ideen kommen, um Heizkosten zu sparen und dennoch nicht zu frieren. Die klare Regel lautet: Alles, was mit offener Flamme brennt und keine Zulassung für Wohnräume hat, hat in diesen auch zum Heizen nichts zu suchen. Wie es richtig geht, teilt der Schwelmer Heizungsbauer Daniel Cattaneo mit.
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Die Lage in Schwelm, Gevelsberg und Ennepetal ist mit Blick auf kaum zu prognostizierende Nebenkostenabrechnungen bei vielen angespannt. Die Menschen suchen nach Heiz-Alternativen. Wie schlimm das enden kann, zeigt die Geschichte einer fünfköpfigen Familie aus dem niedersächsischen Hoya, deren Heizung im März kaputt gegangen war. Der Vater stellte eine Feuerschale aus dem Garten im Wohnzimmer auf. Als er um 5 Uhr morgens Holz nachlegen will, kann er sich kaum noch auf den Beinen halten. Er ruft den Rettungsdienst, der die fünfköpfige Familie mit Kohlenmonoxid-Vergiftung ins Krankenhaus bringt. Laut Einschätzung der Einsatzkräfte grenzt es an ein Wunder, dass die Eltern und ihre Kinder überhaupt noch einmal aufgewacht sind. Doch solche Ideen sind leider keine Einzelfälle und die Feuerwehr aus dem Ennepe-Ruhr-Kreis hegt die große Befürchtung, dass die Menschen ihrer Kreativität auch in gefährliche Richtung in diesem Winter freien Lauf lassen – aus Angst vor zu hohen Abrechnungen.
Keine Heizpilze in der Wohnung
„Ganz klar: Kein Feuer im Haus. Und da ist es egal, ob ich mit der Feuerschale, dem Grill oder der Gasflasche mit Heizaufsatz Wärme in die Wohnung bringen will. Das sind tödliche Gefahren, die man gar nicht mitbekommt, wenn die Vergiftung fortschreitet“, sagt Rolf-Erich Rehm. Auch der Heizpilz aus dem Garten habe in geschlossenen Räumen nichts zu suchen. „Sie können es schon merken, wenn Sie an der frischen Luft lange unter einem solchen Pilz stehen, dass Sie möglicherweise Kopfschmerzen bekommen, weil die Flamme den Sauerstoff verbrennt, der Ihnen dann fehlt“, sagt der Kreisbrandmeister.
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Gleichwohl seien zugelassenen Kamine, Öfen oder andere Feuerstellen, die für Wohnräume freigegeben und vom Schornsteinfeger zugelassen sind, von dieser Warnung nicht betroffen. Was sich alles so selbstverständlich anhört, ist dennoch ein Thema, auf das sich die Feuerwehren in dieser Heizperiode vorbereiten. „Der Deutsche Feuerwehr-Verband und der RVR beschäftigen sich aktuell zum Beispiel mit diesem Thema, wollen aufklären und warnen“, sagt Rehm.
Vorsicht: Legionellen-Gefahr
Einer, der hauptberuflich mit Heizungen zu tun hat, ist der Schwelmer Daniel Cattaneo, Inhaber der Hornischer Sanitär & Heizungstechnik. Er gibt noch einen weiteren wichtigen Ratschlag, um die Gesundheit zu schützen. „Viele senken jetzt die Temperatur des Warmwassers auf 40 Grad ab. Das ist gefährlich, weil sich dann mit hoher Wahrscheinlichkeit Legionellen bilden. Deshalb sollte die Temperatur nicht unter 60 Grad liegen.“ Bei ihm stapeln sich gerade die Anfragen für den Einbau von Wärmepumpen. Aber da sagt der Fachmann: „Das lohnt sich bei einem Neubau mit Fußbodenheizung, ist aber bei älteren Häusern als nachträgliche Lösung oft nicht die beste.“ Sein Tipp, um sparsam durch den Winter zu kommen: Die Räume sparsam heizen, aber nicht ganz auskühlen lassen und dazu einen dicken Pulli anziehen. Aber niemals ein Feuer im Haus entzünden.
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