Schwelm. Die Stadt Schwelm hat sich für 23 städtische Gebäude Energiesparmaßnahmen überlegt. So sieht das Konzept aus.
Jetzt wird’s ernst: Die Temperaturen sinken, die Tage werden kürzer, und nun zeigt sich, ob sich Energie tatsächlich so einfach sparen lässt oder nicht. Die Stadt Schwelm ist unter Federführung ihres Beigeordneten Marcus Kauke bereits seit Juli intensiv mit dem Thema befasst und verschließt sich auch nicht einigen zunächst radikal anmutenden Überlegungen. Eine davon ist der „kalte Freitag“. Hinter dem steckt, dass in allen Verwaltungsgebäuden im Stadtgebiet die Heizungen über den kompletten Winter donnerstags um 12 Uhr abgestellt und montagmorgens erst wieder angestellt werden.
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Die Energiespartruppe der Stadtverwaltung hört auf den etwas sperrigen Namen Stab für außergewöhnliche Ereignisse (SAE) und hat seit ihrer Gründung bereits einige Dinge schnell und unbürokratisch umgesetzt – unter anderem die Wassertemperatur im Schwelmer Hallenbad um zwei Grad abgesenkt. Heizenergie, Warmwasserversorgung und Stromkosten sind die drei Bereiche, die in 23 städtischen Immobilien auf dem Prüfstand stehen und im Rahmen sämtlicher Arbeitsschutzrichtlinien Entbehrungen aber auch Umgewöhnungen des Personals und derjenigen erfordert, die sich den Einrichtungen und Büros aufhalten. Schwierigkeit: Pauschal funktioniert hier gar nichts. Eine Kita, ein Verwaltungsgebäude und ein Hallenbad stellen sehr unterschiedliche, individuelle Anforderungen.
Niemand friert in der Kita
„Es ist klar, dass wir in keiner Kita die Heizung ausdrehen können“, verdeutlicht der technische Beigeordnete Ralf Schweinsberg, dass es auch in der Energiekrise Grenzen gibt. Gleichwohl befindet sich die Stadt bereits in der Umsetzung. Im Organisatorischen Bereich sieht das wie folgt aus: Für städtische Gebäude gilt der generelle Beginn der Heizperiode ab 1. November. „Dieser kann unter Berücksichtigung der Außentemperaturen vorgezogen oder verlängert werden“, schreibt Marcus Kauke dazu allerdings auch in der Vorlage.
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Zudem hat der SAE grundsätzliche Raumtemperaturen auf Grundlage der Verordnung der Bundesregierung (EnSikuMaV) und diverser Arbeitsstättenrichtlinien festgelegt: Büroräume 19°C, Klassenräume 20°C, Sporthallen 17°C. Doch schon da ergeben sich für die uralten Verwaltungsgebäude Schwierigkeiten. „Ich kann in meinem Büro die Heizung an und aus machen. Regelmöglichkeiten gibt es nicht“, sagt Ralf Schweinsberg. Mit dieser antiquierten Technik wird es nahezu unmöglich sein, Temperaturen konstant zu halten. Die Frage, die sich Politik und Verwaltung an dieser Stelle stellen und zügigst beantworten müssen, lautet: Lohnt sich an dieser Stelle noch eine Investition für die so genannten Behördenventile, wenn im kommenden Jahr ohnehin das neue Rathaus bezogen wird?
Andere Dinge hingegen sind einfacher umzusetzen, nämlich über Dienstanweisungen für Mitarbeitende der Verwaltung, für Hausmeister und Hallenwarte bezüglich zusätzlicher Energieeinsparung. Diese befinden sich derzeit noch in der Vorbereitung, werden aber auch ganz simple Dinge beinhalten wie die Anweisung, nach Feierabend die Rechner und die Monitore auszuschalten.
Technische Maßnahmen
Auch einige technische Maßnahmen hat die Stadt bereits umgesetzt. So ist die dezentrale Warmwasserversorgung an Handwaschbecken und in Teeküchen bereits abgeschaltet, für die Duschen wird dies folgen. Die Klimatisierung der IT-Serverräume ist zurückgefahren worden, die Gebäudebeleuchtung am Haus Martfeld soll nach Klärung der Verkehrssicherung abgeschaltet werden, die 50-Prozent-Nachtabsenkung der Beleuchtung im Park Martfeld und in anderen Parkanlagen auf einen Zeitraum von 22 bis 7 Uhr ausgedehnt werden. In Abstimmung mit dem EN-Kreis soll zudem die Straßenbeleuchtung abgeschaltet werden, die städtischen Brunnen sind bereits in der Winterpause.
Maßnahmen werden weiter entwickelt
Die Personalräte der Verwaltung und der Technischen Betrieben Schwelm (TBS) werden regelmäßig über die Arbeit des SAE informiert. Insbesondere Maßnahmen, die Mitarbeitende betreffen, werden eng abgestimmt.
„Die beschriebenen Maßnahmen und Überlegungen sind nicht abschließend und vor allem nicht bis ins Kleinste festgelegt“, sagt Marcus Kauke.
Die Mitarbeiter werden immer wieder schriftlich über die Maßnahmen informiert und sollen so auch sensibilisiert werden beispielsweise dazu, nach Verlassen des Raumes die Heizung abzudrehen.
Auch mit den Nutzern der städtischen Liegenschaften wie Schulleitungen oder Sportvereinen will die Stadt im regelmäßigen Austausch bleiben.
Doch reicht das aus? Und wofür überhaupt? Das erklärte Ziel ist es, 20 Prozent weniger Energie zu verbrauchen. Aber von welcher Basis aus? Das Hallenbad war im vergangenen Winter komplett geschlossen, dafür die Fenster coronabedingt in den Schulen ständig geöffnet, obwohl die Heizungen bollerten. Ein Vergleich zu den Werten aus dem vergangenen Winter würde wohl nur ein verzerrtes Bild liefern. Nächste Unwägbarkeit: Müssen die Schulfenster im nächsten Corona-Winter erneut geöffnet werden?
Blich in die Zukunft
Nicht zuletzt aus diesen Gründen hat die Stadt Schwelm ein Paket geschnürt, das schon die nächsten – durchaus weitreichenden – Energiesparmaßnahmen beinhaltet, die allerdings noch zur Diskussion stehen. Einen spannenden Vorschlag hat Marcus Kauke in Hattingen gefunden: den kalten Freitag. Donnerstag um 12 Uhr wird die Heizung im Verwaltungsgebäude abgeschaltet, für den weiteren Arbeitstag und eventuell sogar für den nächsten Morgen soll die Restwärme reichen. Erst am Montagmorgen wird die Heizung wieder eingeschaltet. „Freitags sollen möglichst alle Mitarbeiter im Homeoffice sein“, sagt Ralf Schweinsberg und weiter: „Dass dann nicht mehr alle Erreichbarkeiten vor Ort gegeben sind, sollte klar sein.“
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Generell sollen die Heizungen morgens später an, nachmittags früher ausgestellt werden. In Schulen und Sporthallen sollen, wenn möglich die Belegungszeiten gestrafft werden. Büro- und Arbeitsräume sollen zusammengelegt werden, um weniger Räume beheizen zu müssen. Außerdem steht eine Verlängerung der Betriebsferien der Verwaltung zum Jahreswechsel 2022/2023 zur Debatte. Kurzfristig wird der SAE weitere Maßnahmen in Absprache mit den Schulleitungen oder Vertretern des Stadtsportverbands bekannt geben. Einerseits will die Stadt damit dem potenziellen Energiemangel begegnen, andererseits die Kosten abfedern