Gevelsberg. Gevelsberger entdeckt im Schlafzimmer eine Nosferatu-Spinne. Wissenschaftlerin bestätigt den Fund.

Es ist eine Szene wie aus einem Horrorfilm: Es ist Nacht. Eine Spinne läuft über das Bett. Lautlos und unbemerkt. Stunden später am Morgen ist die Spinne noch immer da, doch erst jetzt ist sie zu sehen - an der Schlafzimmerwand. Sie ist nicht nur schockierend groß, sondern anscheinend auch eine Nosferatu-Spinne. Ein Gevelsberger berichtet auf Facebook über sein Alptraum-Erlebnis. Die Nosferatu-Spinne gilt als gefährlicher als andere Spinnen und sorgt bei vielen für große Ängste. Und in Gevelsberg soll diese Spinne auch noch zugebissen haben.

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Der Gevelsberger, der von der Nosferatu-Spinne in seinem Schlafzimmer berichtet, schreibt auf Facebook, dass seine Frau nachts wach geworden sei und sich über Schmerzen im Arm beschwert haben.„Es sah aus wie eine allergische Reaktion oder ein fieser Wespenstich. Wir dachten uns nichts weiter dabei, bis ich hinter dem Kopfteil unseres Bettes dieses Monster entdeckte.“ Er gehe davon aus, dass die Spinne seine Frau gebissen habe, schreibt er in die Facebook-Gruppe „Du bist Gevelsberger, wenn...“. Sie hat mehr als 16.000 Mitglieder. Er betont in seinem Beitrag, dass er keine Panik verbreiten wolle, er jedoch auf das Thema aufmerksam machen wolle, weil diese Tiere auf dem Vormarsch und und jetzt wohl auch in Gevelsberg vertreten seien. „Also checkt die dunklen Ecken.“

Besorgte Anrufe

Die Resonanz auf diesen Beitrag ist riesig. Auch das Foto, das er hochgeladen hat, sorgt dafür. Das Tier auf dem Bild sieht tatsächlich wie eine Nosferatu-Spinne aus. „Und es ist auch eine Nosferatu-Spinne“, sagt Gaby Schulemann-Maier, als sie das Bild betrachtet. Es ist nicht das erste Foto der Spinne mit dem markanten Rücken, das sie sich angeschaut hat. „An diesem Tag waren so etwa 1500“, sagt die Naturwissenschaftlerin. Sie arbeitet bei dem Online-Portal „Naturgucker“, an dem auch der Nabu beteiligt ist. Dort kann jeder seine Sichtung von besonderen Tieren oder Pflanzen vermerken und auch gleich ein Bild hochladen. Vor zwei Wochen seien es gerade mal 500 Sichtungen im Land gewesen, sagt Gaby Schulemann-Maier. Doch das hat sich schlagartig geändert. Zwischen dem 30. August und dem 12. September wurden 7919 Nosferatu-Spinnen gemeldet. Die Prüfung hat ergeben: „85 Prozent der Bilder zeigen wirklich die Nosferatu-Spinne. Auch aus Gevelsberg wird am 14. September eine Sichtung gemeldet. Ein Foto ist nicht dabei. Und doch steht fest: Das Tier ist in Gevelsberg angekommen.

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„Ich werde nie wieder schlafen können“, lautet ein Facebook-Kommentar von vielen in der Gruppe „Wir sind Gevelsberger, wenn...“ Die Sorge, dass die Nosferatu-Spinne, die eigentlich im Mittelmeerraum lebt und immer weiter in den Norden vordringt, nun auch hier angekommen ist, ist im Internet groß. Aber nicht nur dort. „Ich habe in letzter Zeit einige besorgte Anrufe bekommen“, sagt Dr. Britta Kunz. Sie leitet die Biologische Station, die für den Ennepe-Ruhr-Kreis zuständig ist.

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    Sie warnt vor einer Hysterie. Noch sei ihr nicht bekannt, dass eine Nosferatu-Spinne im Ennepe-Ruhr-Kreis gesichtet worden ist, doch sie ist sich sicher, dass sie sich auch in diesen Breiten niederlassen wird. Sie versucht, etwas die Angst davor zu nehmen. Diese Spinnen seien nicht gefährlicher als andere. Aber: „Was schmerzhaft ist, ist, dass das Mundwerk die Haut durchdringen kann. Und das Gift kann zu allergischen Reaktionen führen, aber der Biss ist eher wie bei einem Insektenstich oder einer Wespe.“ Außerdem würden die Tiere nur angreifen, wenn sie sich bedroht fühlen. Sie sagt, dass man die Spinne nicht töten soll, sondern mit einem Glas und einem Stück Papier nach draußen bringen soll. Das Problem sei ihrer Meinung nach, dass schon die Namenswahl für die Nosferatu-Spinne unnötig Ängste schüre, „da stellt man sich automatisch etwas schreckliches vor.“

    Portal „Naturgucker“ sammelt Infos

    Matthias Sprenger vom heimischen Naturschutzbund macht ebenfalls auf das Onlineportal aufmerksam. Er ist für den Nabu für das Postfach zuständig, „wenn sich jemand meldet, der eine Nosferatu-Spinne gesehen hat, dann landet diese Info bei mir“, erklärt er. Noch hat er nichts gehört, das heißt aber nicht, dass sie nicht doch da ist. Meldepflichtig ist die Nosferatu-Spinne nämlich nicht.

    Mit Winkelspinne leicht zu verwechseln

    Gaby Schulemann-Maier erklärt, dass eine Nosferatu-Spinne oft mit der Winkelspinne verwechselt wird. Diese sei ebenfalls groß, aber die Behaarung ist grober, die Haare stehen spitz an den Beinen ab. Bei der Nosferatu-Spinne sei die Behaarung feiner. Das Nosferatu-Spinne hat ihren Namen wegen der auffälligen Zeichnung auf dem Rücken, die an die Figur „Nosferatu“ erinnert

    Am 7. Februar 2008 ging das Online-Portal naturgucker.de online. Nach eigenen Aussagen ist es im deutschsprachigen Raum das führende Netzwerk für Naturbeobachter und Anlaufpunkt für alle, die wissen wollen, wo es aktuell etwas zu beobachten gibt. Seit Dezember 2016 ist der NABU der strategische Partner von

    Mehr Informationen unter www.naturgucker.de

    Auch Henning Rothstein von der Unteren Naturschutzbehörde des Ennepe-Ruhr-Kreises sagt: „Es ist davon auszugehen, dass es aufgrund der klimatischen Bedingungen in den nächsten Jahren häufiger Begegnungen zwischen Mensch und Spinne geben wird.“ Bei einem Fund der Tiere, sei nichts weiter zu veranlassen. Sie sollten in freier Natur belassen oder wenn sie im Haus sind, wieder in die Freiheit entlassen werden.

    Doch das Problem ist, wenn die Nächte kälter werden, kommen die Tiere ins Haus. Sie mögen es warm, erklärt Gaby Schulemann-Maier. Die Tiere mit einer Körperlänge von bis zu zwei Zentimetern und einer Beinspannweite von etwa fünf Zentimetern fangen ihre Beute nicht in Netzen, sie verfolgen sie. „Sie zeigen aber an, wenn sie dich bedroht fühlen, bevor sie zubeißen. Sie richten sich auf“, erklärt sie. Das machen nur die wenigsten Spinnen.