Gevelsberg. Eine offene Mietersprechstunde und eine kostenlose Pflegeberatung: Der Bauverein Gevelsberg plant ein flächendeckendes Angebot

Die Sonne scheint, mehrere Menschen sitzen zusammen und reden. Sie warten darauf, ihre Sorgen und Ärgernisse loszuwerden. Wenige Meter von ihnen entfernt ist der Bauvereinsmitarbeiter Maik Gahr in ein Gespräch vertieft. Der Nachbarschaftstreff in Berge ist gerade erst fertig gebaut, schon ist er für viele zur Anlaufstelle geworden. Der Bauverein Gevelsberg bietet dort nicht nur eine offene Mietersprechstunde an, auch die Evangelische Stiftung Volmarstein ist vor Ort und berät jeden, der es möchte. Es geht um existenzielle Dinge. Die Frage, wie man im Alter in den eigenen vier Wänden bleiben kann, welche Hilfsangebote in Anspruch genommen werden können. „Wir wollen den Menschen nicht nur Wohnungen bieten, sondern Wohnen generell“, sagt Volker Bremer. Er ist gemeinsam mit Tim Leweringhaus der Vorstandsvorsitzende des Bauvereins und erklärt, dass es Ziel der Genossenschaft sei, solche Angebote in der ganzen Stadt für die Mieterinnen und Mieter zu schaffen. Der Anfang wurde jetzt in Berge gemacht.

Mietersprechstunde und Pflegeberatung: Gemeinsam präsentieren sie die beiden neue Angebote in Berge: Von links Tim Leweringhaus, Georg Heller und Volker Bremer vom Bauverein, Christina Bösken, Kasim Pohanyar und Laura Munzlinger von der Evangelischen Stiftung Volmarstein und rechts eine Mieterin im Gespräch mit Quartiersmanager Maik Gahr.
Mietersprechstunde und Pflegeberatung: Gemeinsam präsentieren sie die beiden neue Angebote in Berge: Von links Tim Leweringhaus, Georg Heller und Volker Bremer vom Bauverein, Christina Bösken, Kasim Pohanyar und Laura Munzlinger von der Evangelischen Stiftung Volmarstein und rechts eine Mieterin im Gespräch mit Quartiersmanager Maik Gahr. © WP | Carmen Thomaschewski

233 Wohnungen gibt es in den Häuserkomplexen, die derzeit großflächig modernisiert werden. Bis zum Ende des Jahres soll die millionenschwere Fassaden-Maßnahme an den sechs Hochhäusern weitgehend abgeschlossen sein. Die Eingänge werden ebenfalls neu gestaltet, ohne Stufen, und in einem der Häuser wird der noch fehlende Fahrstuhl montiert. Damit der Wohnraum in Berge künftig barrierefrei ist. Dort leben etwa 1000 Menschen in den Wohnungen des Bauvereins. „Wir haben eine Vollvermietung in Berge“, sagt Tim Leweringhaus.

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Und damit die Menschen so lange wie möglich in ihren Wohnungen bleiben können, sei die Kooperation mit der Evangelischen Stiftung Volmarstein geschlossen wurden. Weil die Stiftung umfassende Hilfeleistungen anbieten könne, mehr als viele andere Dienste, erklärt Leweringhaus, weil das Portfolio eine große Bandbreite habe. Entscheidend sei für viele Menschen im Alter nämlich eine passgenaue Pflege und Unterstützung. „Ein wichtiger Beitrag ist die Entlastungsleistung“, erklärt Laura Munzlinger und betont, dass viele Menschen gar nicht wissen, dass diese einem zustehen.

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Nämlich jedem, der einen Pflegegrad hat. Mit diesen 125 Euro im Monat könne einiges bezahlt werden: Einkaufsunterstützung, Spaziergangbegleitung, Haushaltshilfe, Gartenarbeit, Begleitung zu Ärzten. Die Frau von der Evangelischen Stiftung Volmarstein ist alle 14 Tage immer mittwochs von 15 bis 16.30 Uhr vor Ort und hilft dabei Antrage auszufüllen und bei Bedarf per Laptop sofort abzuschicken. Es gehe nicht darum, Verträge mit dem Ambulanten Dienst der Stiftung Volmarstein abzuschließen, erklärt Munzlinger, sondern um eine kostenlose Beratung und Hilfestellung, ohne Anmeldung und bei Bedarf auch anonym.

Gas und Strompreiserhöhung: Persönliche Beratung möglich

Steigende Gas- und Strompreise sorgen bei vielen Mietern derzeit für Verunsicherung. Der Vorstand des Gevelsberger Bauvereins bietet deshalb allen Interessierten an, in einer persönlichen Beratung über die Kosten und individuellen Abrechnungen zu sprechen. Tim Leweringhaus rät zudem, die Vorauszahlungsabschläge zu erhöhen.

Er wisse, dass die Situation schwierig sei und versichert, dass keine Mieterin, kein Mieter allein gelassen werde, so der Bauvereinsvorstand „Wir werden gemeinsam eine Lösung finden.“ Hilfe bei der Antragsstellung für zum Beispiel Wohngeld zähle dazu, ebenso dass der Bauverein selbst schaue, wo Energie gespart werden könne. Die Heizungsanlagen würden nun überprüft und wenn möglich optimiert, kündigt Vorstand Volker Bremer an. Außerdem sollen die Mieterinnen und Mieter Hilfestellung und Informationen darüber erhalten, wie sie selbst ihren Verbrauch senken können. Eine dauerhafte Kippstellung des Fensters im Winter lasse die Betriebskostenabrechnung in die Höhe schnellen, sagt Bremer und betont, dass bestimmte Maßnahmen eine große Wirkung hätten. Es kämen nun einige Herausforderungen auch auf den Bauverein zu. Man werde den Bestand in den Blick nehmen und schauen, wie weiter eingespart werden könne, um die Mieterinnen und Mieter zu entlasten.

„Das ist das niederschwelligste Angebot, das in diesem Bereich möglich ist“, erklärt Christina Bösken, sie ist Geschäftsführerin der ambulanten Dienste Volmarstein. Die Gevelsberger Ratsfrau und der Vorstand des Bauvereins seien im Mai ins Gespräch gekommen, Anfang August startete das Angebot. „Wir kooperieren auch mit dem Pflegedienst Mario Wolf und von Dreizett von Gabriele Landolfo.“ Es sei wichtig, sich gegenseitig zu unterstützen, erklärt Bösken.

Manchmal ist es auch einfach nur ein gesprochenes Wort, das helfen kann. Und Maik Gahr hat schon viele Gespräche im Nachbarschaftstreff geführt und so viele Probleme unter Mietern klären können, jeden Mittwoch von 15 bis 16.30 Uhr.

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Über die gemeinsame Gartennutzung, über Lärmbelästigungen, übergelaufenes Blumenwasser, über nicht saubere Hausflure. Darüber hatte sich Petra Göttner bei dem Quartiersmanager des Bauvereins beschwert. Jetzt ist es nicht nur wieder sauberer, sie hat auch einen Job gefunden, eben in der Firma, die für die Reinigung in ihrem Haus zuständig ist. „Wir haben das Ziel, diese Beratungen stadtweit zu etablieren“, sagt Hans-Georg Heller, er ist ehrenamtlicher Bauvereinsvorstand und wünscht sich, dass es auch Angebote für Kinder geben wird. Für ein gutes Miteinander, um zu helfen und Probleme vielleicht eher zu erkennen. Nicht nur für eine bessere Wohn-, sondern vor allem Lebensqualität.