Schwelm/Ahrtal. Obwohl die Flut länger als ein Jahr her ist, gibt’s im Ahrtal noch viel zu tun. Ein Schwelmer Ehepaar ist regelmäßig vor Ort und erlebt das Leid.
Es ist nun schon länger als ein Jahr her, dass Starkregen zu einer Flutkatastrophe führte. In vielen Teilen Deutschlands standen ganze Häuser unter Wasser. Auch Gevelsberg war extrem stark von den Überschwemmungen betroffen. In Schwelm hielt sich das Ausmaß glücklicherweise in Grenzen. Doch kaum einen Ort hat es so sehr getroffen wie das Ahrtal. Die Region im rheinland-pfälzischen Kreis Ahrweiler wurde von der Flut komplett überrollt. Dabei wurden nicht nur Häuser sowie die gesamte Infrastruktur völlig zerstört, auch mussten 69 Menschen aus dem Kreis mit ihrem Leben bezahlen.
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Eine Tragödie, eine Katastrophe und für viele Menschen vor Ort ein Alptraum, der auch ein Jahr später lange nicht vorbei ist. An allen Ecken und Enden werde nach wie vor Hilfe benötigt, die einen sind zwar optimistisch und hoffnungsvoll, doch wieder andere verzweifeln regelrecht, erzählt der Schwelmer Hans-Joachim Rohde im Gespräch mit der Redaktion. Bereits seit Oktober des vergangenen Jahres fährt er gemeinsam mit seiner Frau Birgit ins Ahrtal, um beim Wiederaufbau der Gemeinde zu helfen. Und zwar bis heute. Erst vor kurzem waren beide wieder als fleißige Helfer unterwegs im Krisengebiet. Und haben ein Stück ihrer Heimat auch vor Ort gelassen: Eine der Blaukittel-Enten schwimmt nun in der Ahr.
Mittlerweile, so berichtet Hans-Joachim Rohde, kommen immer weniger Helfer ins Ahrtal, um die Menschen zu unterstützen. Dabei sei nach wie vor wahnsinnig viel zu tun. Dass immer weniger Ehrenamtliche den Flutopfern eine Stütze sind, hänge unter anderem damit zusammen, dass es bis vor rund drei Monaten noch ein Camp für die Helferinnen und Helfer gab. Denn die ganze Wiederaufbau-Aktion wurde über eine Online-Plattform organisiert. So sind auch die Rohdes darauf aufmerksam geworden. „Ende Mai wurde das Camp aber abgebaut“, sagt der Schwelmer. Seither sei es zwar möglich über eine Internetseite zu erfahren, wo genau Unterstützung benötigt wird, doch die Organisation liegt zunächst dann in den eigenen Händen der Ehrenamtler. Auch die benötigten Materialien wie zum Beispiel Werkzeug sind nun nicht mehr über die Hilfsorganisation frei verfügbar. „Da müssen wir uns selbst drum kümmern.“ Doch die meisten Anwohner besitzen diese zum Glück und stellen sie zur Verfügung.
„Wir haben das hier meistens immer nur zu zweit von Schwelm aus gemacht, ich weiß nicht, ob es noch andere Personen gibt. Wir sind aber immer zusammen runtergefahren und haben uns dann den anderen Gruppen angeschlossen“, erzählt Hans-Joachim Rohde. Zwar habe sich die Anzahl der Ehrenamtler verringert, doch der Schwelmer sagt auch: „Da sind bestimmt noch mehrere 100 Leute, die sich in Eigenregie da vernetzen und ihr eigenes Ding durchziehen.“ Birgit und Hans-Joachim Rohde haben ihren Schwerpunkt derzeit auf Gartenarbeiten gelegt. „Und wir helfen den Winzern im Moment total viel, da ist echt viel Bedarf“, fügt er hinzu. Natürlich seien beide nach solch einem Arbeitstag, geschweige denn dem gesamten Wochenende, wahnsinnig geschafft, aber das Schwelmer Ehepaar hat dabei gleichzeitig einfach ein super Gefühl. „Die Menschen sind so dankbar und diese Dankbarkeit gibt einem so viel. Das macht irgendwie auch süchtig, weil man auch am Ende des Tages sieht, wie viel man geschafft hat.“
Dennoch sei der Bedarf an Hilfen für die Flutopfer nach wie vor riesig. „Meine Cousine ist bei den Dachzeltnomaden, die entkernen Häuser und machen richtige Stemmarbeiten. Die haben so viele Projekte und Anfragen, dass sie teils gar nicht wissen, wie sie das hinkriegen sollen.“ Hans-Joachim Rohde bekomme auch immer wieder mit, dass bei vielen Betroffenen Gelder fehlen - zum Beispiel von der Versicherung. Die Flutopfer seien teils schlichtweg verzweifelt und deprimiert, weil sich nach solch einer langen Zeit immer noch nicht viel getan habe. „Manche haben ihre Objekte wieder aufgebaut und bei anderen ist wirklich noch gar nichts passiert“, erzählt der Schwelmer. „Mittlerweile sieht man auch erstmal, wie viele Häuser betroffen waren, die Letztenendes abgerissen werden mussten. Ich persönlich würde auch überlegen, ob es Sinn macht, hier wieder was aufzubauen, aber viele dieser Menschen haben gar keine andere Option, weil oftmals auch noch Kredite offen sind und abgezahlt werden müssen.“
Infobox: Auf der Internetseite www.helfer-shuttle.de finden Sie alle Informationen zu den verschiedenen Projekten im Ahrtal. Via Web können Sie sich auch mit anderen Menschen zusammenschließen. Die Organisation, bei welcher Hans-Joachim Rohdes Cousine tätig ist, heißt Dachzeltnomaden. Weitere Informationen dazu gibt es ebenfalls im Internet. Die Rohdes appellieren an alle Menschen, dass die Flutopfer im Ahrtal nach wie vor über jegliche Unterstützung dankbar sowie drauf angewiesen sind.