Ennepetal. Der Ennepetaler Thorsten Machelett sammelte unermüdlich Spenden für die Ukraine – und konnte einen Riesenbetrag in Hilfsgüter investieren.

Die Zahlen beeindrucken: Spendengelder in Höhe 18.666,31 Euro hat „kluti“ Thorsten Machelett seit Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine gesammelt, um Hilfsgüter für die Menschen in dem vom Krieg betroffenen Land zu kaufen. Bei vier Touren legte er mehr als 10.000 Kilometer zurück, um Medikamente, Hygieneartikel, Lebensmittel und viele andere Hilfsmittel zur polnisch-ukrainischen Grenze zu bringen. Von einer Fahrt brachte er zudem drei vor dem Krieg geflohene Ukrainerinnen mit nach Ennepetal, denen er hier ein Unterkunft vermittelte. All das leistete er als Privatperson, ohne Hilfsorganisation im Rücken.

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„Ich versuche Menschen zu unterstützen“, sagt Thorsten Machelett. „Ich habe eine gewisse Reichweite, um Leute zu Geld- und Sachspenden zu animieren.“ Der eingefleischte Schalke-Fan hatte in den vergangenen Jahren unter anderem durch Spendenläufe rund um die Arena auf Schalke und eine selbst organisierte weihnachtliche Tombola hohe Summen eingesammelt, die er für gute Zwecke spendete (wir berichteten). Nun nutzte er sein inzwischen sehr großes Netzwerk, um Hilfe für die Ukraine leisten zu können. „Ich möchte mit meinen Aktionen vermitteln, dass man auch als normaler Bürger etwas bewegen kann“, betont er.

Zunächst bei Hilfsaktion des TuS Ennepetal aktiv

Den ersten Schritt dabei machte er schon kurz nach Kriegsbeginn, als er bei der vom TuS Ennepetal initiierten Spendensammlung aktiv mithalf. „Ich habe die schockierenden Bilder von den russischen Angriffen im Fernsehen gesehen und wollte etwas tun“, erzählt der 48-Jährige, der als Trockenbaumonteur selbstständig ist. „Als Selbstständiger bin ich flexibel“, meint er. „Und so habe ich beim TuS gefragt, wie ich helfen kann.“ Fortan sei er täglich zu den Spendenannahmezeiten am Bremenstadion gewesen. „Zu der Zeit habe ich dann auch erstmals selbst zu Geldspenden aufgerufen“, sagt er.

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„Kluti“ bot sich auch als Fahrer an und begleitete den Hilfstransport mit seinem Fahrzeug. In Elk, dem polnischen Heimatort des früheren TuS-Spielers Rado Dorsch, wurden die Hilfsgüter abgeliefert. Dort, an der Grenze zur Ukraine, bekam Thorsten Machelett die Situation der Flüchtlinge – überwiegend Frauen und Kinder – hautnah mit. „Mit war klar: Ich bin damit nicht fertig.“ Und so begann er „sein Ding“ durchzuziehen, kaufte Hilfsgüter und sammelte weiter Spenden. Für eine zweite Tour stellte im das Seniorenheim Haus Elisabeth einen Neun-Sitzer zur Verfügung. „Bei der Fahrt war mir klar, dass ich auch Flüchtlinge mitbringen wollte, um ihnen aus ihrem Leid herauszuhelfen“, so Machelett.

Mit einem vollgepackten Transporter fuhr „Kluti“ zur ukrainischen Grenze. Zu Ostern hatte er nicht zuletzt 540 bunte Eier vom Hof Baumeister in Breckerfeld erhalten, die er vor Ort verteilte.
Mit einem vollgepackten Transporter fuhr „Kluti“ zur ukrainischen Grenze. Zu Ostern hatte er nicht zuletzt 540 bunte Eier vom Hof Baumeister in Breckerfeld erhalten, die er vor Ort verteilte. © WP | Privat

Gemeinsam mit einem Freund aus Bremen fuhr „Kluti“ nur vier Tage nach der TuS-Tour schon wieder los, diesmal in die polnische Grenzstadt Przemysl, wo er kartonweise Hilfsgüter wie Windeln und Medizin ablieferte. Neben Geld, dass er nicht zuletzt durch die Versteigerung eines von Mike Büskens gespendeten Trainingsshirts und von Handschuhen, die Ralf Fährmann zur Verfügung stellte, hatte er auch viele Sachspenden erhalten, nicht zuletzt über seine blau-weißen Verbindungen nach Gelsenkirchen. Mit einem Pappschild, auf das er „Hagen“ geschrieben hatte, bot er an der zentralen Sammelstelle für die Flüchtlinge eine Mitfahrgelegenheit an. Drei Frauen meldeten sich. „Die haben sich uns beide ausgesucht“, meint er. Und so brachte er Alla, Olena und Valerija nach Ennepetal. Durch die TuS-Hilfsaktion wusste „Kluti“, dass Angelika Peiniger, die die Hilfe aufseiten des Vereins organisiert hatte, und ihr Mann Michael (TuS-Vorsitzender) bereit waren, Flüchtlinge aufzunehmen. So fanden die drei Frauen schließlich dort Zuflucht.

Thorsten Machelett mit den drei Ukrainerinnen Valerija, Alla und Olena, die er mit nach Ennepetal genommen hatte.
Thorsten Machelett mit den drei Ukrainerinnen Valerija, Alla und Olena, die er mit nach Ennepetal genommen hatte. © WP | Privat

Auch eine dritte und eine vierte Fahrt mit Hilfsgütern unternahm Thorsten Machelett zwischenzeitlich. „Dafür hat mir das Autohaus Büsgen jeweils einen großen Fiat-Transporter zur Verfügung gestellt“, berichtet er. 90 Gaskocher, 90 Powerbanks, 50 Paar Gehhilfen, 400 Fünf-Minuten-Terrinen, 350 Verbandskästen, 200 Liter Milch und weit über 100 Packungen Windeln brachte er unter anderem an die Grenze zur Ukraine. Auch Medizin für insgesamt etwa 7000 Euro, die er zum Einkaufspreis von Apothekerin Claudia Schneppel erhalten hatte, nahm er mit. Während er die dritte Tour gemeinsam mit einem Bekannten aus Ennepetal fuhr, war er bei der vierten Fahrt alleine unterwegs. „Ich war immer an die 35 Stunden unterwegs“, davon hin und zurück jeweils 16 Stunden im Auto, dazu drei Stunden vor Ort“, berichtet „Kluti“.

Thorsten Machelett mit seinem Begleiter Björn aus Ennepetal und Helfern vor Ort.
Thorsten Machelett mit seinem Begleiter Björn aus Ennepetal und Helfern vor Ort. © WP | Privat

Eigentlich wäre er jetzt erneut nach Polen aufgebrochen. Doch nun führt ihn die Fahrt „nur“ nach Hessen. Dort übergibt er eine Wagenladung Hilfsgüter an die Auslandshilfe der Freien evangelischen Gemeinden, die sie bei ihrem nächstem Hilfstransport mitnimmt. „Ich merke, dass die Hilfe nachlässt, was nach so langer Zeit logisch ist, und weil auch viele angesichts der großen Preissteigerungen selbst Probleme haben. Deshalb höre ich jetzt auch auf“, sagt Thorsten Machelett, der sich selbst wieder verstärkt um seinen eigen Job kümmern muss. Nur wenn er noch einmal eine Riesenspende erhalte, mache er weiter. „Ich kann aber nicht mehr nebenbei so viele Kleinbeträge sammeln“, sagt er. Für das, was ihm in den vergangenen Monaten an Hilfe ermöglicht wurde, ist er aber sehr dankbar: „Es ist unbeschreiblich, was die Menschen über mich für die Ukraine gespendet haben.“