Gevelsberg. Spaziergang, Radtour, Wandern: Das Café Kännchen in Gevelsberg ist zu einem beliebten Ausflugslokal in der Natur geworden. Das sind die Gründe.

Der 1. Mai 2015 war nicht nur der Tag der Arbeit, es war auch jener Tag, als für Dorothee Jacobs einen langjährigen Traum in Erfüllung ging. Am Rande des Radwegs „Von Ruhr zur Ruhr“ eröffnete sie nämlich in Gevelsberg-SilschedeAuf der Ilberg 18a ihr „Café Kännchen“.

Ein kleines Paradies, eine ehemals komplett umgebaute Doppelgarage, wo Wanderer, Radfahrer und auch Reiter einkehren und eine familiäre Atmosphäre, gepaart mit einem Hauch Ruhrgebiets-Charme, genießen können. Hier gibt es nicht nur etwas gegen Durst und Magenknurren, hier wird vor allem auch das Auge satt. „Ich habe nämlich ein kleines Faible für alte Sachen“, gesteht die Café-Betreiberin.

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2015 eröffnete Dorothee Jacobs ihr „Café Kännchen“ in Gevelsberg und erfüllte sich damit einen langjährigen Traum.
2015 eröffnete Dorothee Jacobs ihr „Café Kännchen“ in Gevelsberg und erfüllte sich damit einen langjährigen Traum. © Privat | André Sicks

Alte Holzfenster stehen als Skulpturen im Garten und ein vermoostes Fahrrad, ein alter Holzkarren sowie ein Getreidereiniger sind ein echter Blickfang für die Gäste. Auch im Inneren gibt es viel zu entdecken und zu bestaunen: kleine Schilder stehen in der Fensterbank oder hängen an der Wand, von der Decke ragen an einer Stelle eiserne Ketten herunter. Die Holzbalken daneben sind mit kleinen Kännchen behangen, die sich überall wiederfinden lassen und zugleich, so verrät es Dorothee Jacobs, die Namensgeber für ihr Café sind.

Waffeln, Kuchen und Herzhaftes

Jeweils am Wochenende und an den Feiertagen verwöhnt sie ihre Gäste mit frischen Waffeln und selbst gemachten Kuchen. Sollte es einem nach etwas Herzhaften gelüsten, dann „stillen wir dieses Hüngerchen mit Frikadellen oder Brot aus der hauseigenen Küche“, sagt sie scherzhaft. Wer ins „Café Kännchen“ kommt, der kann sich drinnen ausruhen, viel schöner aber ist es, bei blauem Himmel im Biergarten zu sitzen. Was viele in den letzten Jahren erkannt haben und die Location damit zu einem angesagten Treffpunkt machten. Was die Inhaberin sichtlich stolz macht. „Ich habe es bis heute nicht bereut, diesen Schritt zu gehen.“

Im Inneren der ehemaligen Doppelgarage entdecken Besucher zählreiche Kännchen, die dem Café ihren Namen gaben. 
Im Inneren der ehemaligen Doppelgarage entdecken Besucher zählreiche Kännchen, die dem Café ihren Namen gaben.  © Privat | André Sicks

Vor zwei Jahren tauchte dann jedoch Corona auf und damit auch die Frage, ob „ich unter den massiven Einschränkungen und Maßnahmen überhaupt öffnen soll“, erzählt Dorothee Jacobs. Denn wie für alle gastronomischen Betriebe war es auch für das „Café Kännchen“ keine leichte Zeit. Schnell setzte sich bei ihr jedoch der Gedanke fest, dass „ich auch unter erschwerten Bedingungen meinen Gästen eine Möglichkeit bieten muss, dass sie sich in meinem Café eine kurze Zeit der Entspannung gönnen können“. Gesagt, getan.

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Und hinsichtlich der Tatsache, dass das Café nur in den Sommermonaten, von Mai bis Oktober, geöffnet hat und der Außenbereich viel Platz bietet um ausreichend Sitzgelegenheiten zu ermöglichen, war eine Umgestaltung rasch realisierbar. „Aufgrund der Abstandsvorgaben in Innenräumen konnte ich im Gastraum selbst lange keine Plätze anbieten“, erzählt sie. Darum habe man die bis dato bestehende kleine Boulebahn kurzerhand mit in den naturbelassenen Außenbereich integriert, um dort noch weitere Tische aufzustellen. Eine Veränderung die dauerhaft bleibt, denn „die meisten Gäste wollen in der Regel sowieso unseren Biergarten genießen“.

Großer Mehraufwand durch Corona

In dieser Zeit hat man natürlich alle Maßnahmen erfüllt und ist auch den entsprechenden Vorgaben nachgekommen, erklärt Jacobs rückblickend. Dennoch seien die umfangreichen Hygienemaßnahmen, die Belastung der Mitarbeiterinnen durch das Tragen der Masken und der immense Mehraufwand eine echte Herausforderung gewesen. „Einige Schutzmaßnahmen waren aus meiner Sicht nicht verhältnismäßig.“ Als Beispiel nennt sie da die Erfassung der Personalien sowie das ständige Desinfizieren des Mobiliars und der Hände. „Für mich nur schwer nachvollziehbar.“

Existenziell, so resümiert die hauptberufliche Städteplanerin der Stadt Hagen, habe es sie dann doch nicht so hart getroffen. Allerdings sei ihr in dieser ganzen Zeit immer wieder bewusst geworden, was hauptberufliche Gastronomen überhaupt durchgemacht haben. „So einen Lockdown darf es nicht mehr geben.“ Ihrer Meinung nach sei dieser auch nicht gerechtfertigt gewesen, da er am Ende „vielen die Existenz gekostet“ hat. „Ich würde mir daher auch – ohne ein Querdenker zu sein – eine andere Corona-Politik wünschen, die auch kritische Stimmen und Kommentare berücksichtigt und weitere Kollateralschäden verhindert.“

Dorothee Jacobs: „Hier gibt es nicht nur etwas gegen Durst und Magenknurren, hier wird vor allem auch das Auge satt. „Ich habe nämlich ein kleines Faible für alte Sachen“.
Dorothee Jacobs: „Hier gibt es nicht nur etwas gegen Durst und Magenknurren, hier wird vor allem auch das Auge satt. „Ich habe nämlich ein kleines Faible für alte Sachen“. © Privat | André Sicks

Am 21. Mai startete das „Café Kännchen“ in seine neue Saison. Das Virus ist zwar immer noch allgegenwärtig, doch geltende Maßnahmen und Regelungen sind mittlerweile gelockert bzw. wurden sie gestrichen. „Wir hatten einen wirklich guten Start und es ist bei allen Besuchern zu spüren, dass sie den unbeschwerten Aufenthalt genießen und gerne wieder Unternehmungen machen, ohne Einschränkungen.“

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Da sich das Ausflugsziel im Laufe der Zeit immer mehr zu einem beliebten Radlertreff entwickelt hat, setzt Dorothee Jacobs für die Zukunft ihre Hoffnungen darauf, dass sich der Radtourismus wie auch das Freizeitverhalten innerhalb der Region weiterhin gut entwickeln. „Viele Verbindungen und neue Fahrradtrassen werden ja zur Zeit geplant oder sind schon in der Umsetzung“, sagte sie mit Blick auf den Radweg „Von Ruhr zur Ruhr“ und fügt hinzu, das Investitionen „in die Infrastruktur des Radwegenetzes“ mitunter auch genau das Richtige seien. Dennoch sei es wünschenswert, und da spricht abschließend nun die Mitarbeiterin des Planungsamtes und nicht die Café-Betreiberin, dass ein Ausbau der Radwege, nicht nur allein im Ennepe-Ruhr-Kreis sondern überall, eine höhere politische Priorität erfahren müsse und dass der Gesetzgeber für entsprechende Baumaßnahmen die einzelnen Planungsprozesse vereinfachen sollte. „Am Ende profitieren wir schließlich alle von einer umweltfreundliche Freizeitgestaltung.“