Gevelsberg. Nach dem Unfall in Gevelsberg, bei dem ein Motorradfahrer gestorben ist, hat eine Kommission getagt. Jetzt gibt’s erste Ergebnisse und Maßnahmen.

Die Polizei nimmt die Kreuzung Eichholzstraße/Berchemallee in Gevelsberg in ihren Pool von mobilen Geschwindigkeitsmessungen auf. Das gab die Polizeibehörde des Ennepe-Ruhr-Kreises auf Nachfrage der Redaktion bekannt. Es handelt sich dabei um eine Reaktion auf eine Reihe von schweren Unfällen, die sich in den vergangenen Monaten und Jahren in diesem Bereich gehäuft hatten.

Zuletzt war es Mitte Mai zu einem tragischen Zusammenstoß gekommen, infolgedessen ein junger Motorradfahrer (26) sein Leben verlor. Eine 55-jährige Autofahrerin aus Hagen zog sich dabei schwere Verletzungen zu. Sie war von der Berchemallee auf die Eichholzstraße abgebogen, wo sie mit dem Motorradfahrer zusammenstieß.

Die Kreuzung gilt seitdem statistisch gesehen wieder als Unfallschwerpunkt. Eine Verkehrsunfallkommission setzte sich daraufhin mit der Stelle auseinander. Die Kommission besteht aus der jeweils zuständigen Verkehrsbehörde und je nach Straße Vertretern des Landes oder des Bundes und der Polizei. In diesem Fall gehören ihr unter anderem der Ennepe-Ruhr-Kreis, die Stadt Gevelsberg, Straßen NRW und die Bezirksregierung Arnsberg an.

Messung in 70er-Zone durchgeführt

Nach der ersten Sitzung der Kommission ließen Ergebnisse aber noch auf sich warten. Es fehlten Messungen und die Auswertung des Unfalls an sich, hatte es aus dem Kreishaus geheißen. Bei den Messungen ging es um sogenannte V85-Messungen. Dabei wird über einen Zeitraum von zwei Wochen geschaut, wie schnell 85 Prozent der Verkehrsteilnehmer in einem bestimmten Bereich fahren. Sobald diese Ergebnisse und die Unfallauswertung vorliegen, wollte sich die Kommission wieder zusammensetzen.

Vermeidbarkeitsgutachten liegt vor

Was die Auswertung des Unfallgeschehens angeht: die Staatsanwaltschaft Hagen hat ein sogenanntes Vermeidbarkeitsgutachten in Auftrag gegeben. Das beschäftigt sich mit der Frage, ob die involvierte Autofahrerin irgendetwas hätte tun können, um den Unfall zu vermeiden. Dadurch, dass sie auf die Eichholzstraße abgebogen war, hat sie dem Motorradfahrer so gesehen die Vorfahrt genommen.

Wie schnell der Motorradfahrer gefahren ist und ob die Autofahrerin überhaupt hätte reagieren können, hatte die Staatsanwaltschaft bislang nicht öffentlich bekannt gegeben. Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft bestätigte auf Nachfrage der Redaktion, dass das entsprechende Gutachten nun vorliege, gerade aber durch Anwälte eingesehen werde. Daher gibt die Staatsanwaltschaft derzeit keine Informationen dazu heraus.

Die Messergebnisse liegen mittlerweile vor. „Die erste Messung hat eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 77 km/h ergeben“, erklärt Isabell Kircher, Sprecherin der Kreispolizeibehörde. Die Messung sei relativ zeitnah nach dem Unfall durchgeführt worden. Möglicherweise hätten Verkehrsteilnehmer zu dieser Zeit noch unter dem Eindruck dessen gestanden. Auch standen zu dieser Zeit noch Absperrbaken mitten auf dem Kreuzungsbereich. Möglich, dass Fahrerinnen und Fahrer sich deshalb zurückgehalten haben.

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Die zweite Messung, die eine Weile später durchgeführt wurde, ergab laut Polizei nämlich eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 90 Stundenkilometern. Das Messgerät hätte aber 300 Meter vor Ende der 70er-Zone und Beginn der 100er-Zone gemessen. Kircher mutmaßt, dass die zu hohe Durchschnittsgeschwindigkeit auch damit zusammenhängen könnte.

Polizei will nun regelmäßig blitzen

So oder so: Es soll nun regelmäßig geblitzt werden. Laut Isabell Kircher habe der Ennepe-Ruhr-Kreis im Bereich der Kreuzung auch schon geblitzt. Ein festinstallierter Blitzer, ein sogenannter Starenkasten, scheint derzeit aber wohl kein Thema zu sein. „Dafür wäre der Ennepe-Ruhr-Kreis zuständig“, sagt die Polizei-Sprecherin. Die Kreisverwaltung verweist auf Nachfrage nach den Ergebnissen aus der Kommissionssitzung lediglich auf den Messstellen-Pool der Polizei.

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Aus der Gevelsberger Politik gab es bereits konkretere Forderungen nach Maßnahmen auf der Eichholzstraße. So hatte die CDU-Fraktion im Rat der Stadt in Gevelsberg nach dem tödlichen Unfall auf der Eichholzstraße einen Antrag gestellt und sich für mehr Sicherheit im Bereich der Eichholzstraße/Ecke Berchemallee eingesetzt.

„Die CDU-Fraktion hält es für geboten, weitere Maßnahmen zu ergreifen, um dauerhaft für sicheres Abbiegen zu sorgen“, hieß es in diesem Antrag. „Dies könnte z.B. durch eine Lichtsignalanlage geschehen, die den Verkehr dort wirkungsvoll einbremsen kann.“

Politik wartet auf Unfallkommission

Bürgermeister Claus Jacobi hatte darauf hingewiesen, dass mit der Unfallkommission durch den tödlichen Motorradunfall im Mai ohnehin ein Automatismus in Gang gekommen sei. Auch wies er daraufhin, dass das Unfallgeschehen strafrechtlich noch nicht abschließend ausgewertet worden sei.

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„Bei individuellem Fehlverhalten helfen alle Maßnahmen nichts“, betonte Claus Jacobi. „Wir werden die Verursachungsbewertung abwarten müssen.“ Daraus werde die Schärfe der Maßnahmen abgeleitet. Stadt und Politik einigten sich schließlich darauf, die Ergebnisse aus der Verkehrsunfallkommission abzuwarten.