Ennepetal. Büttenberger Bürger wollen den geplanten Abriss der Ladenzeile in dem Ennepetaler Ortsteil verhindern. Dafür haben sie einen Plan entwickelt.

Als sich die Ennepetaler Politik im September vergangenen Jahres erstmals mit dem Vorhaben eines privaten Investors beschäftigte, die Ladenzeile an der Büttenberger Straße abzureißen und durch ein mehrgeschossiges Mehrfamilienhaus mit etwa 25 Sozialwohnungen zu ersetzen, sorgte das für Unmut bei Anwohnern am Büttenberg (wir berichteten). Hauptkritikpunkt: Der letzte soziale Treffpunkt in dem Bereich gehe bei Umsetzung der Pläne verloren. Aus dem Protest heraus entstand die Initiative „pro-Büttenberg“, die sich für den Ortsteil einsetzen will. Inzwischen haben die Initiatoren eine ganz konkrete Vorstellung entwickelt, wie die Ladenzeile für den Ortsteil erhalten bleiben könnte. Sie wollen eine Genossenschaft gründen, die den Gebäudekomplex kauft. Den Betreibern der Trattoria „Il Peperoncino“, der Gastwirtschaft „Zur Bütt“ und des Bütt-Marktes soll die Möglichkeit gegeben werden, dort zu bleiben.

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„Ich bin Ur-Büttenberger und wohne seit 50 Jahren, also von Geburt an hier“, meint Ulrich Krahl, der „pro-Büttenberg“ mit auf den Weg gebracht hat. „Der Stadtteil hat sich in den letzten Jahren sicher nicht zum Positiven entwickelt. Wir hatten hier früher mehrere Geschäfte, eine Postfiliale, Friseure, eine Konditorei, ein Handarbeitsgeschäft. Jetzt haben wir nur noch diese Ladenzeile.“ Als im vergangenen Jahr ins Gespräch kam, diese abzureißen, um neue Wohnungen zu bauen, sei das für ihn eine Initialzündung gewesen, sich zu engagieren. „das wäre vollkommen unverständlich“, sagt Krahl über die Abrisspläne. „Dann wäre nichts mehr fußläufig zu erreichen.“ Der „Marktkauf“, der als Einkaufsmöglichkeit immer genannt werde, sei weit weg und für ältere Menschen kaum zu erreichen. Nicht zuletzt würden an der Ladenzeile Existenzen hängen. „Wir haben eine sehr gute Trattoria, die auch Leute von weiter weg anzieht“, so Krahl. Die Gaststätte „Zur Bütt“, die in den vergangenen 30 Jahren sicherlich einen schlechten Ruf hatte, sei unter dem neuen Wirt wieder zum Treffpunkt geworden, in dem auch Familienfeste gefeiert würden.

Die Ladenzeile an der Büttenberger Straße mit der Gaststätte „Zur Bütt“, der Trattoria „Il Peperoncino“ und dem Bütt-Markt.
Die Ladenzeile an der Büttenberger Straße mit der Gaststätte „Zur Bütt“, der Trattoria „Il Peperoncino“ und dem Bütt-Markt. © WP | Hartmut Breyer

„Wenn wir jetzt nichts tun, dann ist bald alles weg, dann ist es zu spät“, meint auch Walter Fücker. Der Unternehmer, der eine Firma in Oelkinghausen betreibt, ist wie Ulrich Krahl an der Wuppermannstraße zu Hause. Gemeinsam mit einigen weiteren Mitstreitern, darunter auch Antonio Caraglia, der seit 2011 die Trattoria „Il Peperoncino“ betreibt, riefen sie „pro-Büttenberg“ ins Leben. „Wir haben kein wirtschaftliches Interesse, sondern wollen den sozialen Zusammenhalt fördern“, betont Fücker. In einem Flyer informierte die Initiative die Bürgerinnen und Bürger über ihr Anliegen. Neben dem Wegfall der Ladenzeile nennen sie darin eine Eskalation der Parkplatznot, das mögliche Entstehen eines sozialen Brennpunkts durch die angestrebte sozialschwache Mietergruppe und damit fallende Immobilienwerte sowie Schäden und Belastungen durch die Bautätigkeit als Folgen des Vorhabens.

Stadt will Quartierskonzept entwickeln

Nachdem die Verwaltung die Pläne für den Abriss der Ladenzeile am Büttenberg und den Neubau eines öffentlich geförderten fünfgeschossigen Wohnhauses mit etwa 25 Wohnungen dem Ausschuss für Stadtentwicklung und Wirtschaftsförderung vorgelegt hatte, wurde darüber kontrovers diskutiert. Der Ausschuss beraumte einen Ortstermin an, der auf großes Bürgerinteresse stieß (wir berichteten). Unter anderem waren im Vorfeld schon Unterschriften gegen das Vorhaben gesammelt worden, die bei dem Termin an die Verwaltung übergeben wurden. Außerdem startete eine Bürgerinitiative eine Petition gegen den Abriss.

Der Ausschuss brachte dennoch die für das Bauprojekt erforderliche Änderung des Bebauungsplans auf den Weg – allerdings mit zusätzlichen Aufträgen an die Verwaltung. So wurde der Auftrag an die Verwaltung hinzugefügt, im Umfeld des Wohngebiets am Büttenberg Potenziale für Nahversorgungsstandorte zu suchen.

Vor dem Hintergrund der Diskussionen hat die Stadtverwaltung die Entwicklung eines Quartierkonzepts für den Büttenberg – wie von dieser Zeitung angeregt – auf den Weg gebracht. Zeitnah soll ein Büro damit beauftragt werden und dann in Kürze eine Bürgerbeteiligung durchgeführt werden. Möglichst schon im Herbst soll ein Entwurf des Konzepts vorgelegt werden.

„Dagegen sein reicht nicht“, heißt es in dem Flyer weiter. „Also suchen wir Alternativen und Vorschläge, um unser Zentrum zukunftsfähig aufzustellen.“ Ein Vorschlag sei der Erwerb der Immobilie durch die Stadt und die Unterstützung durch einen Trägerverein, der die Interessen und Aktivitäten der Büttenberger vertrete, zum Beispiel bei der Gestaltung oder Vermietung. Einen zweiten Lösungsansatz haben die „pro-Büttenberg“-Aktiven schon detaillierter ausgearbeitet: Sie schlagen die Gründung einer Genossenschaft vor.

Anteile auf viele Bürger verteilen

„Wir möchten mit der Genossenschaft als Käufer auftreten“, erklärt Walter Fücker. Gespräche mit der Eigentümerin der Ladenzeile habe man schon geführt. „Wir haben die klare Aussage, dass sie an uns verkaufen würde“, so Fücker. Über den Preis müsse man noch sprechen. Die Anteile an der Genossenschaft sollen auf möglichst viele Bürgerinnen und Bürger verteilt werden. „Wer Anteile erwirbt, hat normalerweise auch ein Interesse daran, dass daraus etwas wird“, betont Fücker, der eine Rendite von drei Prozent als Ziel nennt. 1000 Anteile zu je 750 Euro wolle man ausgeben, um das finanzielle Fundament für den Kaufpreis und notwendige Investitionen in die Immobilie zu schaffen. „Wir müssten mindestens 25 Prozent Eigenanteil einbringen, haben aber das Bestreben, dass es mehr wird“, erklärt er. Man habe schon mit einigen Unternehmer aus der Gegend gesprochen. „Es wäre gut, wenn große Unternehmer erstmal mehr Anteile übernehmen, die sie aber später zumindest zum Teil wieder an weitere Interessenten abgeben“, sagt Walter Fücker.

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Von Hartmut Breyer

Die Initiatoren hoffen nun auf weitere Mitstreiter. „Wir hätten schon die Zusage für die ersten 250 Anteile, wenn es mit der Genossenschaftsgründung klappt“, meint Walter Fücker. In der kommenden Woche wolle man auf der Homepage der Initiative „www.pro-büttenberg.de“ ausführlichere Informationen zu dem Vorhaben einstellen. „Eine Info-Veranstaltung wird auch noch stattfinden.“ An das Thema Nachhaltigkeit haben die Aktiven ebenfalls gedacht. Auf dem Flachdach der Ladenzeile soll eine Solaranlage installiert werden, mit der „Bürgerstrom“ erzeugt wird. Dafür werde man die heimische Bürger-Energie-Genossenschaft BEG-58 zurate ziehen.