Gevelsberg. Auf der Gevelsberger Kirmes wird Dirk Wagner keinen Backfisch mehr servieren. Eine jahrzehntelange Tradition endet. Das sind die Hintergründe.
Gevelsberger Kirmes ohne Backfisch von Dirk Wagner? Für viele unvorstellbar. Und doch gehört dies von nun an zur Kirmesrealität. „Ich habe mir diese Entscheidung nicht leicht gemacht“, sagt er. Doch nach 37 Jahren sei nun endgültig Schluss mit seinem Imbissbetrieb. In Gevelsberg ist er dennoch mit dabei: Mit seinem Kinderkarussell. Ganz aufhören möchte er nämlich nicht, aber den Backfisch wird es definitiv nicht mehr geben.
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Es sei nicht der eine Grund, es seien viele Gründe, die zu dem Entschluss geführt hätten, sagt Dirk Wagner und beginnt zu erzählen: „Ich brauche acht Leute für den Betrieb. 2019 war es schon schwierig, die zusammen zu bekommen.“ Da habe aber noch seine Tochter mitgeholfen. Sie hat kürzlich ihr zweites Kind bekommen und sei nun nicht dabei. Für seine Frau Sabine, von deren Eltern sie den Betrieb damals übernommen hatten, sei das Ganze auch zu anstrengend geworden. Und ob er überhaupt ausreichend Seelachs bekommen hätte, da sei er sich gar nicht so sicher. „Da habe ich mich aber schon gar nicht mehr informiert“, sagt er. Denn in diesem Jahr sei er schon auf keiner Kirmes mehr mit seinem Backfisch dabei gewesen und 2019 waren es auch nur vier Veranstaltungen. Das letzte Mal habe er den Stand auf dem Sommerfeeling in Gevelsberg im vergangenen Jahr aufgebaut, seitdem steht der Hänger still.
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Mit dem Kinderkarussell sei er aber noch viel unterwegs. Den „Kindertraum“ hat er vor etwa zehn Jahren übernommen. Der Backfischstand wurde vor 45 Jahren von den Eltern seiner Frau, Familie Burghard, gegründet. Dann habe er Sabine kennengelernt, geheiratet, einen neuen Wagen gekauft und mit ihr gemeinsam den Imbiss betrieben. Das war vor 37 Jahren. Es sei eine schöne Zeit gewesen. Und natürlich sei er traurig und es tue ihm leid, den Gevelsbergern keinen Backfisch mehr zu servieren. Schließlich führt die Tradition lang zurück, mindestens so lang wie die Schlangen, die sich regelmäßig vor dem Stand bildeten – weil der Backfisch zum Pflichtprogramm auf der Kirmes gehörte.
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„Aber ich bin ja nicht aus der Welt“, sagt Dirk Wagner. Man findet ihn am Schalter seines Kinderkarussells, oberhalb des Autoscooters, Schaustellersprecher bei der Schwelmer Kirmes will er auch bleiben. Er sei 57 Jahre alt, habe noch einiges vor. Nur eben nicht mehr mit dem Backfisch. 7,50 Euro hätte er mindestens dafür nehmen müssen und damit noch längst nicht die gestiegenen Rohstoffpreise reingeholt. Das möchte er nicht. Es sei an der Zeit, damit aufzuhören. „Wir haben immer einen hohen Qualitätsstandard gehabt, wenn man das Gefühl hat, den nicht mehr halten zu können, dann ist das auch ein Grund aufzuhören. Wir haben uns einen guten Namen erarbeitet. Den wollen wir auch behalten“, sagt Dirk Wagner im Gespräch mit dieser Zeitung. Nur wenige hätten versucht, ihn zu überreden, die meisten Verständnis gezeigt. Er und seine Frau würden sich ein Stück weit erleichtert fühlen, der Druck sei weg, sagt Dirk Wagner. Und das Paar habe jetzt endlich mehr Zeit für die Enkelkinder.