Gevelsberg. Ein Abschied nach 40 Jahren: Pizza Maria wird nicht mehr bei der Gevelsberger Kirmes dabei sein.

Wenn auf der Gevelsberger Kirmes spät nachts nichts mehr ging, gab es bei Maria immer noch etwas auf die Gabel: ihre Pizza, die für viele zum Kirmesbesuch seit Jahren dazu gehört. Genau genommen seit 1982, seit jenem Sommer ist Maria Salaris mit ihrem Stand neben den Mühlenhämmern bei jeder Kirmes dabei. In diesem Jahr wird sie es nicht mehr sein. „Der Abschied fällt mir sehr schwer, aber es geht leider nicht anders“, sagt die 80-Jährige.

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Sie hätte sich gerne persönlich verabschiedet, möchte allen Danke sagen, den Kirmesgruppen, den Nachbarn, den Kunden, einfach allen, die sie hier kennen lernen durfte. „Es war eine tolle Zeit“, sagt Maria Salaris, deren Nachnamen in Gevelsberg niemand kennt.

Quartier bei den Sichelschmidts

Als sie das erste Mal nach Gevelsberg gekommen sei, das gebe sie ehrlich zu, habe sie Bedenken gehabt. „Pizza war 1982 noch nicht so verbreitet, ich wusste nicht, wie man uns annehmen würde“, erzählt sie. Vorher habe sie schon im Bochum gestanden, auf dem Weihnachtsmarkt, auf der ein oder anderen Kirmes. Ihr Mann Fidele hatte die Idee dazu, er machte auch Eis. Ein Familienbetrieb, in den später auch der Sohn, Jörg Berg, einstieg. Die Bedenken waren schnell verflogen, denn die Gevelsberger hätten es ihr leicht gemacht, sie von Anfang an willkommen geheißen. Auch die Sichelschmidts, Margarete und Sohn Michael, bei denen das gesamte Team von Maria viele Jahre übernachten durfte. Am Anfang sind alle immer zurück nach Bochum gefahren, schon nach kurzer Zeit wurde während der Kirmestage Quartier im Dachboden bezogen. In den 90er Jahren zog es Maria und ihren Mann nach Sardinien. Und seitdem kamen sie per Flieger zur Kirmes.

Marias Sohn Jörg Berg, der 1986 den Pizzastand übernahm. Auch er war immer bei der Gevelsberger Kirmes dabei.
Marias Sohn Jörg Berg, der 1986 den Pizzastand übernahm. Auch er war immer bei der Gevelsberger Kirmes dabei. © WP | Privat

Die beschwerliche Anreise ist ein Grund für den Abschied von der Gevelsberger Kirmes. „Die Gesundheit spielt nicht mehr mit“, sagt Maria. Laufen falle ihr schwer, langes Stehen, auch ihr Mann, der längst die 80 überschritten hat, sei auch nicht mehr so fit. „In unserem Alter darf man in den Ruhestand gehen, oder?“, sagt sie und lacht. Und dann ist da noch die Corona-Pandemie. Diese habe ihrem Sohn, wie so vielen Schaustellern, das Leben schwer gemacht. 1986 übernahm er den Pizzastand, mit dem sich Maria und ihr Mann 1975 selbstständig gemacht hatten. Während der Pandemie eröffnete Jörg Berg einen festen Imbiss in Bochum-Riemke, am Marktplatz, und hängte seinen Schaustellerbetrieb an den Nagel. Zusätzlich noch nach Gevelsberg zu kommen, das schaffe er nicht, auch wenn es im leid tue, aber es gehe nicht anders, sagt seine Mutter. In den vergangenen zwei Jahren habe sich vieles verändert.

Sohn Jörg hat festen Imbiss

Seinen Platz wird nun Maximilian Schultze auf der Kirmes einnehmen. Seit Jahren hatte er sich um einen Stand in Gevelsberg beworben, als der Anruf kam, konnte er es kaum glauben. Auch er hat einen Pizzabetrieb, sich aber auf Pizzabrötchen spezialisiert. Er weiß, dass die Fußstapfen groß sind, und dass er auf jeden Fall Grappa und Rotwein mitbringen muss, wenn er zur Kirmes kommt (siehe Bericht Seite Gevelsberg).

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Was das Geheimrezept ihrer Pizza sei? „Wir haben alles immer frisch gemacht, nie etwas aufgewärmt, den Teig nie stehen lassen“, sagt Maria und fügt hinzu. „Wir haben immer alles mit Liebe und großer Freude gemacht.“ 2019 war sie das letzte Mal in Gevelsberg. 2020 wäre sie gekommen, wenn es eine Kirmes gegeben hätte.

40 Jahre sind seit der ersten Kirmes mit Maria vergangen. Viele kennen eine Kirmes nicht ohne sie. „Besondere Erlebnisse, die wir mit ihr hatten? Die kann ich alle gar nicht aufzählen“, sagt Michael Sichelschmidt. Er wohnt nicht nur direkt hinter dem Stand und die Garage des Nachbarn wurde als Vorratskammer für den Pizzastand genutzt, damit auch nachts um halb vier nicht der Belag ausgeht. Er gehört auch zur Kirmesgruppe Mühlenhämmer, bei der viele Kirmesbesucher die Nacht ausklingen lassen. Ein Bier und dazu eine Pizza von Maria, „das war für viele Gevelsberger Tradition.“

Auch wenn Maria auf Sardinien zu Hause ist, „Gevelsberg hat immer einen Platz in meinem Herzen.“