Gevelsberg. Gevelsberg setzt auf den Zuzug junger Familien. In einem Neubaugebiet müssen junge Familien wegen Vorschriften aber für einen Spielplatz kämpfen.

Mit einem Kinderwagen steht Janine Cygan vor einer relativ frisch bepflanzten Fläche direkt in der Einfahrt zur Straße Loher Weg. Die 35-Jährige gehört zu einer von vielen Familien, die sich dazu entschieden haben, nach Gevelsberg zu ziehen – in diesem Fall Anfang 2021 von Mettmann aus in das Neubaugebiet Am Kotten, wie sie erklärt. Sie ist die Mutter von drei Kindern, einem sechsjährigen Sohn und einer dreijährigen Tochter. Ihr jüngster Sohn ist noch kein halbes Jahr alt.

Cygans Problem: Auf der Fläche, vor der sie beim Ortstermin mit der Redaktion wartet, würde sie lieber einen Spielplatz sehen. Der fehle ihr und ihrer Familie nämlich in der unmittelbaren Nachbarschaft, so die Wahlgevelsbergerin. „Der einzige gute Spielplatz ist der an der Ecke Klosterholzstraße/Feverstraße“, findet sie.

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Ihr Sohn gehe zur Grundschule Strückerberg. „Ich habe an der Grundschule gefragt und mit Eltern gesprochen, wo was Schönes zum Spielen ist. Da wurde mir ein Spielplatz in Wuppertal vorgeschlagen“, wundert Cygan sich und sagt ganz klar: „Ich will nicht mit den Kindern irgendwo hinfahren.“ Ihr wäre etwas lieber, das ein Spielplatz fußläufig zu erreichen ist. Dabei sei Gevelsberg seit Jahren als „Familiengerechte Kommune“ ausgezeichnet. Der Zuzug junger Familien war in der Vergangenheit auch immer wieder eines der wichtigsten Argumente der Befürworter von Neubaugebieten in der Stadt.

KLIB macht Angebot an die Stadt

Die Klosterholzer Immobilien- und Bauträger GmbH (KLIB), die das Neubaugebiet Am Kotten realisiert hat, hat sich bei der Stadt schon für einen Spielplatz eingesetzt, wie Magnus Stratmann von der KLIB auf Nachfrage der Redaktion bestätigt.

Dabei sei es auch um Vorschriften gegangen. „Bei Häusern mit mehr als zwei Wohnungen braucht es einen Spielplatz pro Haus“, erklärt Stratmann. Das betreffe die Häuser Loher Weg 1, 3 und 5. Dabei sei die Rede von einer kleinen Sandfläche und einer Bank, auf die Eltern sich setzen könnten. Aus Stratmanns Sicht absolut unzureichend.

Mutter Janine Cygan vor dem Mehrfamilienhaus Loher Weg 3 in Gevelsberg. Auf der Fläche im Hintergrund, erklärt sie, solle eine kleine Spielfläche mit Sandkasten und Sitzbank entstehen. Aus ihrer Sicht viel zu klein.
Mutter Janine Cygan vor dem Mehrfamilienhaus Loher Weg 3 in Gevelsberg. Auf der Fläche im Hintergrund, erklärt sie, solle eine kleine Spielfläche mit Sandkasten und Sitzbank entstehen. Aus ihrer Sicht viel zu klein. © WP | Max Kölsch

„Ich habe der Stadt vorgeschlagen, bevor man jeweils eine Sandfläche und eine Bank einzeln macht, lieber eine Fläche für alle drei Mehrfamilienhäuser zu machen“, so Magnus Stratmann. „Dann könnten die Kinder auch gemeinsam und nicht getrennt spielen.“

Er habe vorgeschlagen, dass die KLIB sich auch an der Einrichtung einer solchen Fläche beteiligen würde. „Das Geld, dass ich sonst für die einzelnen Flächen an den Mehrfamilienhäusern investiere, könnte ich auch der Stadt Gevelsberg für einen großen Spielplatz geben“, sagt Stratmann weiter. Er rechne mit rund 2000 Euro pro einzelner Spielfläche. „Inwieweit ich mich da an den Kosten beteilige, müsste man in einem Gespräch dann klären.“

Ökologischer Ausgleich nötig

Das Problem an der ganzen Sache stellt sich aus Sicht der Stadt Gevelsberg wie folgt dar: „In der Landesbauordnung ist geregelt, dass jeder, der so ein Neubaugebiet entwickelt, einen Spielplatz anzulegen hat“, erklärt Gevelsbergs Bürgermeister Claus Jacobi. „Das ist aber ein Kleinkindspielplatz, der laut Vorschrift 30 Quadratmeter groß ist und einen Sandkasten und eine Sitzbank hat.“ Mehr werde Investoren nicht auferlegt. „Alles, was darüber hinaus geht, muss die Stadt selbst tun“, sagt der Bürgermeister. Soweit zur Grundsituation.

Dörnerbusch soll bald neuen Spielplatz bekommen

Ähnlich wie im Neubaugebiet Am Kotten gab es auch im Neubaugebiet Dörnerbusch den Wunsch nach einem Kinder-Spielplatz. Auch in diesem Fall hat sich die Gevelsberger SPD-Fraktion per Antrag dafür eingesetzt, dass dort eine entsprechende Fläche entsteht. Das war noch im Jahr 2019.

„Das Bauvorhaben ist nun bis Ende Mai in der Ausschreibung“, erklärt Bürgermeister Claus Jacobi, als die Redaktion ihn auf den Stand der Dinge anspricht. „Im Juni soll der Bau starten.“ Er beschreibt die Problematik am Dönerbusch als ähnlich zu der Am Kotten.

In diesem speziellen Fall kommt aber noch etwas Anderes hinzu, das mit der Fläche zusammenhängt, auf der die Familien der Straße Loher Weg sich ihren Spielplatz wünschen. Dabei handelt es sich laut Claus Jacobi nämlich um eine Ausgleichsfläche. „Wir müssen für das Baugebiet einen ökologischen Ausgleich machen“, sagt er. „Den Spielplatz in diese Fläche zu machen, ist schwierig, weil wir dafür dann einen anderen Ausgleich machen müssten. Da müssen wir ein bisschen kreativ rangehen.“

Er sehe das dringende Bedürfnis, etwas in dieser Sache zu tun. „Wir werden prüfen, ob man einen ökologischen Ausgleich für das Baugebiet in einem anderem Bereich schaffen kann“, verspricht der Bürgermeister. „Wir gucken uns aber auch Bereiche für einen Spielplatz darüber hinaus an.“ Vielleicht gebe es eine Stelle in der Nähe, an der ein neuer Spielplatz entstehen könne, von dem andere Familien zusätzlich profitieren würden.

SPD setzt sich für Spielplatz ein

Entscheidend sei, dass es auch einen Beschluss der Politik für dieses Vorhaben gebe. Da kommt die SPD ins Spiel. Die hatte sich die Situation im Neubaugebiet Am Kotten vor einer Weile ebenfalls vor Ort angesehen. Der Gevelsberger Ortsverband der Sozialdemokraten erklärt auf Nachfrage der Redaktion, einen entsprechenden Antrag in die kommende Ratssitzung einbringen zu wollen. Dieser Antrag liegt der Redaktion vor.

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Darin setzt die SPD sich dafür ein, die Errichtung eines Kinder-Spielplatzes auf der bereits erwähnten Fläche an der Straße Loher Weg zu prüfen und die Maßnahme unter Beteiligung der künftigen Nutzerinnen und Nutzer vor Ort zu entwickeln.

Janine Cygan wird das mit großem Interesse weiter verfolgen. Und das nicht als Einzige, wie Zuschriften aus ihrer Nachbarschaft an die Redaktion zeigen. Zehn Familien haben sich gemeldet und unterstützen die Initiative für einen neuen Spielplatz.