Gevelsberg. Die Zahl der Ukraine-Flüchtlinge in Gevelsberg steigt. So helfen die Gevelsberger privat. Hier sollen nun Flüchtlinge in der Stadt unterkommen.

Die Stadt Gevelsberg rechnet in dieser Woche mit 14 Geflüchteten aus der Ukraine, die ihr die Bezirksregierung Arnsberg zuweist. Diese Zahl nennt Marta Domek in der jüngsten Sitzung des Rates am vergangenen Donnerstagabend. Sie leitet den entsprechenden Fachbereich Bildung, Jugend und Soziales bei der Stadt.

15 Personen waren in der vergangenen Woche bis dahin nach Gevelsberg gekommen. Sieben weitere sollten es noch einmal am Freitag sein. Die Stadt beschäftigt sich aktuell mit der Unterbringung der Menschen.

Städtische Unterbringung

„Die Zahl nimmt langsam zu“, sagt die Fachbereichsleiterin mit Blick auf die Geflüchteten. Und dabei kann sie nur von denen sprechen, die der Stadt bekannt sind. „Wer sich nicht meldet oder Leistungen beantragt, ist bei der Stadt unbekannt“, so Marta Domek. Auch könnten nur die, die sich meldeten, Leistungen nach der Asylbewerberleistungsgesetz bekommen. „Ukrainische Flüchtlinge dürfen sich anders als 2015 frei bewegen, nicht alle werden zugewiesen, was die Organisation schwierig macht“, gibt die Fachbereichsleiterin zu.

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Die Geflüchteten seien bisher überwiegend bei Privatleuten untergekommen, zum Teil aber auch in städtischen Unterkünften. Die Stadt Gevelsberg möchte weitere Kapazitäten schaffen, wie dem Bericht der Verwaltung an die Politik zu entnehmen ist.

So sollen 29 Personen in der Alten Feuerwache an der Körnerstraße unterkommen können. „Und die erste Etage des Rupprecht-Gebäudes wird für die Unterbringung von bis zu 40 Personen fertig gemacht“, erklärt Marta Domek. Das soll laut Verwaltung aber der weiteren Entwicklung des Rupprecht-Gebäudes und der dafür geplanten Bürgerbeteiligung nicht im Wege stehen.

„Auch für die Kinder aus der Ukraine besteht Schulpflicht“, erklärt Marta Domek. Drei von ihnen habe die Stadt schon in Gevelsberger Schulen vermittelt. „Weitere sollen folgen, aber die müssen jetzt natürlich auch erstmal hier ankommen“, sagt die Fachbereitsleiterin.

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Bei der Versorgung der geflüchteten Personen spielt für die Stadt Gevelsberg auf lange Sicht auch die Finanzierung eine Rolle. „Land und Bund müssen die finanzielle Unterstützung perspektivisch aufstocken, damit es für die Kommunen kostendeckend ist“, sagt Bürgermeister Claus Jacobi, der aber ebenso betont: „Jetzt müssen wir den Menschen erstmal helfen und sie unterbringen. Die Kosten sollten danach geklärt werden.“

Private Unterstützung

An der privaten Unterbringung der Geflüchteten beteiligt sich unter anderen auch die Firma Rahn Immobilien aus Gevelsberg, die aktuell mehrere Wohnungen zur Verfügung stellt. Die Initiative dazu kam von Anna Rengevych-Bredt, die selbst aus der Ukraine stammt und schon seit Jahren im südlichen Ennepe-Ruhr-Kreis lebt.

„Sie kümmert sich, seitdem die ersten Flüchtlinge hier ankamen, um deren Unterbringung“, erklärt Wieland Rahn, Geschäftsführer von Rahn-Immobilien. Als ehemalige Angestellte der privaten Georg-Müller-Schule in Gevelsberg habe sie Kontakt zu den christlichen Gemeinden in Gevelsberg und Ennepetal aufgenommen und sei dort auf eine riesengroße Unterstützung gestoßen.

Mit Flüchtlingen aus der Ukraine in der Erlebniswelt in Gevelsberg: Jürgen Vens, Anna Rengevych-Bredt, Wieland Rahn, Dennis Heidemann und Rainer Schönlau (von links).
Mit Flüchtlingen aus der Ukraine in der Erlebniswelt in Gevelsberg: Jürgen Vens, Anna Rengevych-Bredt, Wieland Rahn, Dennis Heidemann und Rainer Schönlau (von links). © Rahn | Privat

Gesucht worden seien innerhalb eines Tages zwei Wohnungen zur Unterbringung. So habe Rengevych-Bredt Wieland Rahn angesprochen. Dennis Heidemann, der im Hause Rahn dafür verantwortlich ist, habe daraufhin zwei Wohnungen in Ennepetal innerhalb von 48 Stunden hergerichtet und mit Möbeln und Ausstattung bestückt, so Wieland Rahn. Das habe auch Dank der tatkräftigen Unterstützung des Rotary Clubs Ennepe-Ruhr, dessen Mitglied Rahn ist, und vielen freiwilligen Helfern und Spendern umgesetzt werden können.

„Mittlerweile hat Dennis Heidemann aus dem Bestand der Rahn-Gruppe sechs Wohnungen hergerichtet“, sagt der Geschäftsführer. „Wir suchen noch mehr Wohnungen, es reißt nicht ab“, sagt Wieland Rahn mit Blick auf die Zahl der Geflüchteten.

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Die immer größer werdende Gruppe von ukrainischen Flüchtlingen werde von dem Netzwerk unter Federführung von Anna Rengevych-Bredt bestens versorgt. So auch am Donnerstag bei einem Ausflug in den Erlebnispark in Gevelsberg, der durch den Rotary Club Ennepe-Ruhr möglich gemacht worden sei. Dabei durften circa 20 Kinder mit ihren Müttern und Betreuern im Erlebnispark in Gevelsberg einen schönen Nachmittag verbringen.

Spenden durch Schüler

Die russischen Angriffe auf die Ukraine und die damit verbundenen Ausmaße an Leid, Not und Verzweiflung waren auch für die Schülerinnen und Schüler des Städtische Gymnasiums ein Grund zu handeln, weshalb sie am 18. März im Stadion Stefansbachtal einen Spendenlauf veranstalteten.

Dabei waren die Schülerinnen und Schüler aufgefordert, möglichst viele Runden im Stadion zu absolvieren, um damit, dank ihrer gefundenen Sponsoren, das von der Stadt eingerichtete Spendenkonto „Stadt Gevelsberg Ukraine-Hilfe Sprottau“ zu füllen.

Das Ergebnis ist ein echter Paukenschlag: Es kamen unglaubliche 40.309,28 Euro zusammen, die Bürgermeister Claus Jacobi am Freitagvormittag in Form eines Schecks entgegennehmen durfte. Eine Summe, wie Gabriele Streckert dabei sagte, an die man in seinen kühnsten Träumen nicht gedacht hätte. Der größte Anteil, so berichtete die Schulleiterin, sei natürlich aus dem Sponsorenlauf, im Nachgang wurden aber noch zusätzlich viele kleine Projekte von verschiedenen Klassen, Kursen und Lehrkräften an den Start gebracht.

Als Beispiele nannte sie einen Osterhasenverkauf der 6c, der Waffelverkauf der 7b, eine aufgestellte Spardose in der Bücherei sowie den Marmeladenverkauf der 6c im Lehrerzimmer. Per Lautsprecherdurchsage bedankte sich Bürgermeister Jacobi bei allen Schülerinnen und Schülern, den Organisatoren sowie der Elternschaft. Gevelsberg könne stolz auf solch ein Engagement sein.