Gevelsberg. Anwohner in Gevelsberg beschweren sich über Lärm durch einen eingesunkenen Kanaldeckel. Sie werfen der Stadt vor, nicht zu reagieren.
„Am lautesten sind die leeren Container-Lkw, das sind die schlimmsten“, sagt Vera Piezonna. Die 61-Jährige steht auf ihrem Balkon oben über der Hagener Straße in Gevelsberg und sieht wie sich ein Lkw dem Kanaldeckel nähert, der schräg gegenüber der Hausnummer 59, in den Asphalt eingelassen ist.
Das schwere Fahrzeug trifft den Deckel mit einem seiner Vorderräder. Es gibt einen lauten Knall, der Lkw macht sogar einen kleinen Satz, die Wucht schüttelt ihn komplett durch. „Man merkt die Erschütterung im Fußboden“, erklärt Piezonna weiter und strahlt dabei eine stoische Gelassenheit aus. Die Gevelsbergerin sagt, dass sie seit neun Jahren in dem Haus lebe, gemeinsam mit ihrem Mann.
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Seit 2018 sei der Kanaldeckel ein Stück weit in die Straße eingesunken. Schließlich wendet sie sich in einem Schreiben an die Redaktion. „Es ist eine enorme Lärmbelästigung, wenn gegen circa 3.30 Uhr die leeren Containerlastwagen über diesen Kanaldeckel hämmern, mittlerweile ist dieser Kanaldeckel soweit abgesunken, dass auch die Pkw laute Geräusche machen, so ein Klack-Klack“, steht es darin. Seit Jahren würde sie den eingesunkenen Kanaldeckel nun der Stadt Gevelsberg melden, trotz mehrfacher Gespräche und Rückmeldungen ohne Erfolg.
Nachbarinnen bestätigen Lärm
„Da wir noch zu der arbeitenden Bevölkerung gehören, ist es erquickend, jeden frühen Morgen alle paar Minuten aus dem Schlaf aufzuschrecken“, sagt Vera Piezonna ironisch. „Wenn der Wecker dann um 5.30 Uhr klingelt, fühlt man sich wie gerädert.“ Die Gevelsbergerin macht deutlich: „Dieser Lärm macht krank und es ist ja leider nicht der einzige Lärm auf der Hagener Straße.“
Und sie ist auch nicht die einzige Anwohnerin, die sich über den Kanaldeckel ärgert. Beim Besuch der Redaktion vor Ort äußern sich auch zwei Nachbarinnen. „Ich werde nachts auch wach“, sagt eine Frau, die angibt, ein Haus weiter zu wohnen. Sie bestätigt, dass das Problem seit mehreren Jahren bestehe. Eine andere Frau stimmt ihr und Vera Piezonna zu.
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Die erste Nachbarin erklärt, sich deswegen ebenfalls bei der Stadt beschwert zu haben. „Da ist aber nichts passiert“, sagt sie. Nachprüfen lässt sich das nicht. Auf die Beschwerde von Vera Piezonna angesprochen, äußert sich die Stadt gegenüber der Redaktion zum Sachverhalt.
Die Stadt Gevelsberg reagiert
„Die Stadt Gevelsberg kann [...] bestätigen, dass seitens Frau Piezonna Eingaben gemacht worden sind. Eine Reaktion seitens der Technischen Betriebe ist jedoch bei jeder Eingabe erfolgt“, heißt es aus dem Rathaus. „Die Überprüfung der Schachtabdeckung erfolgte im August 2020, dabei wurde keine Beschädigung der Schachtabdeckung oder der angrenzenden Asphaltoberfläche festgestellt.“
Es sei jedoch ein geringer Höhenversatz der Asphaltoberfläche zur Schachtabdeckung festgestellt worden. Dies führe beim Überfahren der Abdeckung durch schweren Lastkraftwagenverkehr oder von Containerfahrzeugen zum bemängelten Geräusch, bestätigt die Verwaltung.
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Als zunächst kurzfristig durchführbare Maßnahme sei die dämpfende Einlage der Schachtabdeckung erneuert worden, zudem sei Frau Piezonna mitgeteilt worden, dass die Schachtabdeckung durch eine neue ausgetauscht werde, sobald die Witterung es zulasse, da nur durch einen Austausch eine fast komplette Lärmreduzierung erzielt werden könne.
Erneuerung im Frühjahr geplant
Eine erste kurzfristig durchführbare Maßnahme (gemeint ist hier die Anhebung des Kanaldeckels) ist laut Stadt außerdem im Jahr 2021 erfolgt. „Diese führte nicht zum gewünschten Erfolg, so dass eine Erneuerung der Schachtabdeckung geplant und ausgeschrieben werden musste“, so die weitere Erklärung.
Shark-eye-Verfahren für Schachtabdeckungen
„Das Shark-eye-Verfahren ist eine sehr gute Lösung für den Einbau von Kanal- Schachtabdeckungen“, erklärt die Stadt Gevelsberg. Dabei werde unter Verwendung von Diamantbohrkronen die vorhandene Schachtabdeckung ausgebohrt.
Der dadurch entstehende scharfkantige Asphaltschnitt sichere einen höhengleichen Einbau der neuen Schachtabdeckung. Ein weiterer Vorteil ist laut Stadt die mögliche Verkürzung der Dauer der Instandsetzungsmaßnahme.
Die Stadt wolle die Instandsetzungsarbeiten möglichst kurz halten und daher ein bestimmtes Verfahren einsetzen, das sich Shark-eye (zu deutsch: Hai-Auge) nennt. Der für die Stadt erstmalige Einsatz dieses Verfahrens habe zunächst ausgeschrieben und anschließend in der Praxis getestet werden müssen. „Zu diesen Umständen ist Frau Piezonna informiert worden“, so die Stellungnahme aus dem Rathaus.
Mit ihr sei außerdem vereinbart worden, diesen testweisen Einbau in der Milsper Straße abzuwarten. „Dieses Ergebnis ist in der Nachbetrachtung sehr gut ausgefallen, so dass der Austausch der Schachtabdeckung in der Hagener Straße unter Einsatz des Shark-eye-Verfahrens unmittelbar eingeplant worden ist“, so die Stadt. „Da ein Einbau witterungsbedingt in den Wintermonaten nicht möglich ist, erfolgt der Einbau im Frühjahr 2022.“