Ennepe-Ruhr. Im Vergleich zu 2020 hat die Zahl der Verkehrsunfälle im Ennepe-Ruhr-Kreis 2021 zugenommen. Darum zieht die Polizei trotzdem ein positives Fazit.

„Die Gefahr, Opfer eines Verkehrsunfalls zu werden, ist im Ennepe-Ruhr-Kreis gering“, bringt es Erster Polizeihauptkommissar Mario Klein auf den Punkt. Gemeinsam mit Landrat Olaf Schade zieht der Leiter der Direktion Verkehr ein positives Fazit bei der Verkehrsunfallstatistik für das Jahr 2021. Und das obwohl es mehr Unfälle gegeben hat, als noch im Jahr davor.

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„Es hat 2021 die niedrigste Zahl von Verkehrstoten seit 2017 gegeben“, beginnt Schade einzuordnen. Zwar sei die Zahl der Gesamtunfälle im Vergleicht zum Vorjahr gestiegen. Das liege aber auch am niedrigen Niveau in 2020. Und im Vergleich zu anderen Behörden in Nordrhein-Westfalen belege die Kreispolizeibehörde des Ennepe-Ruhr-Kreises mit ihren Zahlen einen Spitzenplatz. Mario Klein spricht von Platz 4 unter insgesamt 50 Behörden. Und das Ziel für 2022 und die Zukunft ist klar: Die Zahl der Unfälle soll niedrig bleiben.

Entwicklung der Unfallzahlen

Der diesjährige Anstieg um 6,47 Prozent könne zu weiten Teilen auf den pandemiebedingten, überproportionalen Rückgang der Unfallzahlen im Jahr 2020 zurückgeführt werden. Vor allem die Lockdown-Phasen im Frühjahr und Herbst hätten im Jahr 2020 einen bedeutenden Anteil am allgemein gesunkenen Verkehrsaufkommen gehabt, was sich 2021 aber geändert habe. Auch mit Blick auf die vergangenen sechs Jahre zeigt sich, dass die Gesamtzahl der Unfälle – mit Ausnahme einzelner Ausreißer nach oben – abgenommen hat. Mit Blick auf die vergangenen drei Jahre gilt das auch für die Unfälle mit Personenschäden und die Verkehrstoten.

Die Zahlen im Überblick:

Zahl der Unfälle: 6502 in 2021 (6107 in 2020)

Zahl der Verkehrstoten: 2 (4)

Zahl der Verletzten: 464 (496)

Zahl der Unfallfluchten: 1439 (1290)

Unfälle mit Fußgängern: 72 (69)

Unfälle mit Motorradfahrern: 92 (144)

Kommunen im Vergleich

Die Unfallstatistik der Polizeibehörde Ennepe-Ruhr-Kreis erfasst die Kommunen Schwelm, Gevelsberg, Ennepetal, Breckerfeld, Hattingen, Sprockhövel, Wetter und Herdecke. Die Unfälle in Witten als kreisgrößte Stadt erfasst die Polizei in Bochum.

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Für Schwelm, Gevelsberg und Ennepetal lässt sich erkennen, dass einzig in Schwelm die Zahl der Unfälle im vergangenen Jahr abgenommen hat. In Gevelsberg und Ennepetal hat es häufiger gekracht, wobei sich in allen drei Kommunen über die vergangenen fünf Jahre hinweg unter dem Strich ein Sinken der Unfallzahlen erkennen lässt.

Tödliche Unfälle

Für 2021 verzeichnet die Kreispolizeibehörde zwei Personen, die infolge von Unfällen gestorben sind. So verlor am 28. März ein 21-jähriger Mann aus Essen bei einem Motorradunfall auf der L699 in Breckerfeld sein Leben. Er hatte in Höhe der Ortschaft Holthausen die Kontrolle über sein Motorrad verloren und war gegen eine Leitplanke gerutscht. Er starb noch am Unfallort.

Hauptunfallursachen und Präventionsarbeit

Weniger als ein Fünftel der Unfälle ist 2021 durch sogenannte Hauptunfallursachen passiert. Knapp die Hälfte dieser Hauptunfallursachen macht das Abbiegen oder Wenden von Fahrzeugen aus. Eine überhöhte beziehungsweise nicht angepasste Geschwindigkeit liegt weiterhin mit rund 15 Prozent noch hinter den Vorfahrtsunfällen mit rund 21 Prozent. Außerdem zählen Alkohol- und Drogenkonsum (8 Prozent), falsches Verhalten gegenüber Fußgängern (5 Prozent) und Überholen mit 3 Prozent zu den Hauptunfallursachen, die die Polizeibehörde des Ennepe-Ruhr-Kreises im Jahr 2021 registriert hat.Mit unterschiedlichen Präventionsveranstaltungen möchte die Behörde Verkehrsteilnehmer sensibilisieren und weiter auf sinkenden Unfallzahlen hinwirken. Hierzu gehören neben der Radfahrausbildung und Puppenbühne auch der Crash-Kurs NRW für junge Erwachsene.

Der zweite tödliche Unfall ist in Hattingen passiert. Hier kam es am 16. November auf der Holthauser Straße zu einem Verkehrsunfall, bei dem zwei Personen zunächst schwer verletzt wurden. Ein 94-jähriger Autofahrer wollte nach links abbiegen und missachtete dabei die Vorfahrt eines 37-jährigen Esseners. Es kam zum Zusammenstoß, bei dem beide Fahrer sich schwere Verletzungen zuzogen. Der beteiligte Senior verstarb wenig später an seinen Verletzungen.

Zwar hat es auch in Ennepetal am 22. Juni einen Unfall auf der Loher Straße gegeben, nach dem der 84-Jährige Unfallfahrer gestorben war. Der Mann war mit seiner Mercedes A-Klasse in den Gegenverkehr geraten und mit einem Linienbus zusammengestoßen. Allerdings geht die Polizei davon aus, dass er aus internistischen Gründen und nicht infolge des Unfalls verstorben ist. Deshalb wird dieser Unfall nicht als tödlich gezählt.

Die Verunglückten

Im Vergleich zum Vorjahr ist die Gesamtzahl der verunglückten Kinder laut Polizei insgesamt erneut gesunken. Dabei ist ein Rückgang der passiven Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer zu beobachten, beispielsweise wenn ein Kind im Kindersitz angeschnallt auf dem Rücksitz sitzt. Gleichzeitig gibt es einen leichten Anstieg der Kinder als aktive Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer unter den Verunglückten.

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Auch bei den junge Erwachsenen (18 bis 24 Jahre) waren die Unfallzahlen in 2021 rückläufig. Einzige Ausnahme hier ist Ennepetal, dort ist die Zahl gestiegen. „Das ist eher Zufall, ich sehe hier keinen Hotspot“, erklärt Verkehrsdirektionsleiter Mario Klein. Generell seien die jungen Erwachsenen früher „Sorgenkind“ gewesen. „Das ist heute nicht mehr so“, so der Polizist.

Die Zahl der aktiv und passiv verunglückten Seniorinnen und Senioren ist ebenfalls rückläufig gewesen.

Zweiradfahrer

Dank gezielter Überwachungsmaßnahmen lasse sich im Jahr 2021 ein eindeutiger Rückgang der Fallzahlen bei Unfällen mit Motorrädern verbuchen. Trotzdem seien die Straßen des Kreisgebietes besonders für motorisierte Zweiradfahrerinnen und -fahrer sehr interessant gewesen, was auch an der Verteilung der Unfälle über das gesamte Kreisgebiet hinweg erkennbar sei. „Dabei ist nicht nur eine überhöhte beziehungsweise nicht angepasste Geschwindigkeit als Ursache hervorzuheben, sondern ebenso häufig ein zu geringer Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug“, liest es sich in der Statistik. Ein Schwerpunkt lasse sich daher nicht ausmachen.

Auch sind weniger Rad- und Pedelec-Fahrerinnen und -Fahrer verunglückt. Dabei lässt sich laut Polizei im Gegensatz zum Jahr 2020 keine stark auffällige Diskrepanz mehr zwischen Nord- und Südkreis feststellen, obwohl die günstigere topografische Lage mit den erschlossenen radtouristischen Routen in der Nähe zur Ruhr tendenziell mehr Fahrradtourismus anziehe.

Unfallfluchten

Nachdem im Vorjahr die Gesamtzahl der Verkehrsunfallfluchten gesunken sei, könne 2021 ein Anstieg erfasst werden. Die Aufklärungsquote habe indes 44,2 Prozent betragen, ein Plus von 2,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Generell blieben die Geschädigten häufig auf dem Schaden sitzen.

„Daher bitten wir alle Menschen, die eine Unfallflucht beobachten, sich Kennzeichen, Autotyp, Fahrerin beziehungsweise Fahrer und den Unfallhergang einzuprägen und unverzüglich die Polizei zu verständigen“, so die Kreispolizeibehörde.

Ergänzend dazu liege die Aufklärungsquote bei Verkehrsunfällen mit Personenschäden mit 69,8 Prozent deutlich höher als bei Verkehrsunfallfluchten mit reinem Sachschaden.