Ennepetal. Thomas Holberg baut individuelle Möbel, die er gerne gemeinsam mit seinen Kunden entwickelt. Und Alt und Neu zu verbinden, liegt ihm am Herzen.

„Wenn das Holz reden könnte, dann könnte es abendfüllende Vorlesungen halten“, meint Thomas Holberg. Der 51-Jährige ist Schreiner und baut leidenschaftlich gerne individuelle Möbel. Dabei greift er immer wieder auf alte Eichenbalken aus Fachwerkhäusern zurück, kombiniert sie mit modernen Elementen und verschafft ihnen damit eine zweite Karriere. So wird das oft Jahrhundert alte Holz vom reinen, meist unsichtbaren Funktionsträger im Ständerwerk zum außergewöhnlichen Hingucker für einen Raum. Möbel zu bauen ist für Thomas Holberg Berufung. Und am Liebsten entwickelt er seine exklusiven Stücke in enger Abstimmung mit den Kunden. „Ich führe keine Verkaufsgespräche im eigentlichen Sinn. Für mich ist das eher eine Projektentwicklung“, meint er.

+++Lesen Sie auch:+++

Sparkasse Schwelm: Das steckt hinter Trennung von Lindermann

Gevelsberg: Rapper Sido postet Gaffer-Video von Unfall

Ein alter dunkler Eichenbalken, an den er einen modernen Kubus in knallrot gesetzt hat, dient als Aktenschrank. Auf einen anderen Balken hat er Metallstangen mit Holzbügeln montiert und so einen Garderobenständer daraus gemacht. Und einer eher schlichten Schrankwand verleiht er mit rustikalen Seitenprofilen aus Eichenholz eine besondere Note. Sideboards, Kleiderschränke bis hin zu ganzen Ankleidezimmern, Tische, Badezimmerunterschränke und vieles mehr fertigt Thomas Holberg ebenfalls auf Kundenwunsch.

Objekte sollen Wirkung erzielen

Ein multifunktionaler Praxistresen, den Thomas Holberg gebaut hat.
Ein multifunktionaler Praxistresen, den Thomas Holberg gebaut hat. © WP | Privat

„In der Regel kommen Leute mit einer Idee“, erzählt Holberg. „Und in den allermeisten Fällen werfen wir die dann über Bord.“ Im Gespräch würde sich einfach ein anderer Bedarf ergeben, als ursprünglich gedacht. Viele Kunden hätten keine genaue Vorstellung, wie etwas umzusetzen ist und wie es aussehen könnte, so der Holzfachmann. Er versuche in intensiven, persönlich auf den Kunden ausgerichteten Gesprächen herauszufinden, wofür das gewünschte Möbelstück genau vorgesehen ist. „Ich erkläre dann, was möglich wäre. Man kann mit den Farben spielen oder beispielsweise über Auszüge und die Einrichtung eines Schranks reden“, so Holberg. „Die Kunden nehmen das echt dankbar auf und freuen sich, dass sie mitplanen können.“

Haben Sie Deko-Tipps?

Mit unserer neuen Serie möchten wir Ihnen Anregungen geben, wie Sie Ihr Zuhause noch schöner, noch wohnlicher gestalten können.Haben Sie auch Einrichtungs-Tipps? Wir freuen uns auf Fotos von Ihrer schönsten Deko oder der ausgefallensten Einrichtung, am besten per E-Mail an unserer Redaktion unter schwelmNoch mehr Tipps, wie das Zuhause noch schöner werden kann, gibt es bei uns im Internet. Dort ist das kostenlose Dossier „Der große Zimmerpflanzen-Guide. Finde die perfekte Pflanze“ erhältlich – unter www.wp.de/zimmerpflanzen

In manchen Fällen geht es darum, einen Raum oder eine Wandfläche optimal auszunutzen, in anderen darum, aus alten Holzbohlen einen außergewöhnlichen Tisch zu bauen. manchmal ist ein optisch reizvolles Schmuckstück für ein Zimmer gefragt. Thomas Holberg möchte, dass seine Objekte eine Wirkung erzielen. „Eine Dame wollte mal, dass ich ihr unter die Treppe ein Weinregal setze. Da habe ich ihr gesagt, dass die Stelle prädestiniert für Ikea ist“, erzählt er. Natürlich würde er solche Wünsche dennoch umsetzen, aber: „Eine Sonderanfertigung muss wirken, muss sichtbar sein“, meint er.

+++Mehr zum Thema:+++

Moni Scholz: Scandi-Style und Ikea Hacks aus Schwelm

Ennepetal: So wird der Traum von der schönen Wohnung wahr

Zum Möbelbauen kam der gebürtige Wuppertaler eher zufällig. „Ich habe hauptsächlich Parkett verlegt, Türen und Fenster eingebaut“, erzählt er. Doch über den Wunsch eines Kunden, der gerne Möbel gebaut haben wollte, und die Möglichkeit, die Werkstatt an der Gewerbestraße zu übernehmen, wurde Thomas Holberg auch zum Produzenten speziell angefertigten Mobiliars. „Das war 2008, damals hatte der Finanzcrash kurzfristig dafür gesorgt, dass das Parkettgeschäft massiv einbrach. Da war man in der Lage, andere Dinge zu machen.“ Sein Schwerpunkt liege weiter beim Parkett legen und Türen einbauen“, erklärt Thomas Holberg. Doch seit er die Werkstatt hat, sei er zudem regelmäßig damit beschäftigt, Möbel zu bauen.

CNC-Maschine angeschafft

Inzwischen hat sich der Schreiner, der zwei Mitarbeiter beschäftigt und zudem über ein recht umfangreiches Netzwerk mit anderen Gewerken verfügt, eine CNC-Maschine angeschafft, „um dem Kostendruck Rechnung zu tragen“, so Holberg. „Wenn man alles von Hand macht, bezahlt das keiner mehr.“ So kann er Werkstücke sehr schnell und präzise bearbeiten. Der Feinschliff und das Zusammenbauen erfolgt dann wieder in Handarbeit. Mit seinen individuellen Möbeln hat sich Thomas Holberg einen gewissen Kundenkreis erschlossen, obwohl er außer mit seiner Homepage (www.holberg-holz.de) keine Werbung macht. „Wenn es etwas Außergewöhnliches sein soll, kommen viele Leute zu mir. Ich bin für Spezialanfertigungen bekannt“, erklärt er.

Hier hat Thomas Holberg an einen alten Eichenbalken einen modernen Kubus, in den beispielsweise mehrere Aktenordner passen, gesetzt. Darüber ein gefrästes Bild, eine Spezialität, die der Schreiner ebenfalls anbietet.
Hier hat Thomas Holberg an einen alten Eichenbalken einen modernen Kubus, in den beispielsweise mehrere Aktenordner passen, gesetzt. Darüber ein gefrästes Bild, eine Spezialität, die der Schreiner ebenfalls anbietet. © WP | Hartmut Breyer

„Meine Liebe liegt beim Massivholz“, sagt Thomas Holberg. „Ich hoble gerne. Und ich habe es gerne, wenn alles ineinandergreift, es keine Ecken und Kanten gibt – wenn einfach alles wie aus einem Guss wirkt.“ Hinzu kommt sein Faible dafür, in ein modernes Möbelstück altes Holz zu integrieren. Ein Freund, der in Schwerte ein 1823 erbautes Fachwerkhaus abgerissen hatte, habe in gefragt, ob er Brennholz haben wolle, erzählt der Schreiner. Doch er habe sich die extrem harten Eichenbalken lieber für den Möbelbau gesichert. Wenn er sagt: „Ich verarbeite gerne Dinge, die schon gebraucht wurden“, steckt dahinter nicht zuletzt ein Recyclinggedanke. Er versieht die geschichtsträchtigen Elemente übrigens mit einer Plakette, auf der Baujahr und Herkunftsort des jeweilige Balkens stehen.

Schneidebretter aus Eichen- und Olivenholz

Neben Eiche verarbeitet Thomas Holberg gerne Olivenholz. „Das hat eine ganz besondere Struktur, ist auch sehr hart und dicht“, meint der Tischler. Olivenbäume seien zum Teil 500 bis 800 Jahre alt. Speziell mit Öl behandelt sei Olivenholz ganz seidig, ein regelrechter Handschmeichler.

Schneidebretter und Frühstücksbrettchen in verschiedenen Formen gehören zum Repertoire von Thomas Holberg.
Schneidebretter und Frühstücksbrettchen in verschiedenen Formen gehören zum Repertoire von Thomas Holberg. © WP | Hartmut Breyer

Außer den individuellen Möbeln hat Holberg noch zwei weitere Spezialitäten im Repertoire: Er stellt Küchenaccessoires wie Schneidebretter und Frühstücksbretter her und er erstellt aus Fotos gefräste Bilder. Die Bretter mit Messereinschub, die er unter anderem aus Olivenholz anfertigt und die mit Gastro-Öl, das für den Gebrauch im Umgang mit Lebensmitteln geeignet ist, geölt sind, bietet er zusammen mit dem passenden Porsche-Messer an.

+++ Schwelm, Gevelsberg, Ennepetal: Nicht mehr verpassen mit unserem kostenfreien Newsletter +++

Für die Bilder benötigt er nur ein Foto, das einigermaßen kontrastreich sein sollte, was dann mittels eingefrästen Vertiefungen zu einem plastischen Holzbild wird. Die Bilder bietet er in drei Größen an, er kann sie aber prinzipiell in vielen verschiedenen Größen produzieren, gegebenenfalls auch mehrere Stücke zu einem zusammensetzen.

Idee in ihre Form verhelfen

Alt und Neu zu verbinden, liegt Thomas Holberg sehr am Herzen. Dabei hat er aber keine Präferenz, ob er lieber etwas für einen Alt- oder für einen Neubau herstellt. „Das hält sich bei mir auch die Waage“, berichtet er. Ihm gehe es einfach darum, Ideen in ihre Form zu verhelfen, formuliert er den zentralen Anspruch an seine Möbelstücke. „Und am Ende sind das dann alles meine Kinder.“