Ennepetal. Schöner Wohnen – Besser leben: In unserer neue Serie dreht sich alles ums Thema Inneneinrichtung. Zum Auftakt gibt es Tipps von einer Expertin.

Da nützten auch die neuen Möbel nichts. Das Zimmer sah zwar frisch möbliert, aber immer noch ungemütlich aus. Beim Nachbarn hingegen braucht man nur den Flur mit der Deko an der Wand betreten und fühlt sich in der Wohnung gleich pudelwohl. Was macht eine gute und eine schlechte Einrichtung aus und warum scheitern so viele Menschen an dieser Frage? Antworten darauf wollen wir in unserer neuen Serie „Schöner Wohnen – Besser leben“ finden. Denn noch nie spielten Möbel, Wohnaccessoires und Dekoration eine so große Rolle wie jetzt in der Corona-Zeit. Zum Auftakt haben wir uns mit Inneneinrichterin Sandra Bege aus Ennepetal unterhalten, die mit ihrem Unternehmen „Wohn.Raum.Idee – Inneneinrichtung & Dekoration“ Raum- und Farbkonzepte für Wohn-, Geschäfts- oder Ausstellungsräume erstellt.

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Inneneinrichterin Sandra Bege aus Ennepetal stattet Räume von Kunden nach deren Wünschen und Vorstellungen neu aus.
Inneneinrichterin Sandra Bege aus Ennepetal stattet Räume von Kunden nach deren Wünschen und Vorstellungen neu aus. © Privat

Frau Bege, die Menschen interessieren sich stark für Deko, Möbel, Wohnaccessoires. Warum ist ihnen das so wichtig?

Sandra Bege: Seit fast zwei Jahren verbringen wir alle viel Zeit zu Hause, die eigenen vier Wände sind ein Rückzugsort, an dem wir Corona und den Alltag vergessen können. Daher ist es umso wichtiger, dass das eigene Haus, die Wohnung, das Zimmer gemütlich ist und man sich dort rundum wohl fühlt. Dadurch hat das Zuhause einen höheren Stellenwert, was dazu führt, dass wir bereit sind, mehr Zeit und Geld in die Gestaltung zu investieren.

Haben sich schon unsere Vorfahren in der Höhle für eine schöne Einrichtung interessiert? Oder kam das erst später?

Ich denke, dass die Höhlenmenschen andere Probleme hatten, als sich um die Ausstattung ihrer Höhle zu kümmern. Fakt ist, dass bis vor einiger Zeit die Inneneinrichtung häufig auch zu Repräsentationszwecken angeschafft wurde. Das sieht heute ganz anders aus, die eigenen vier Wände sind zum Darin-Leben, Lachen und Verweilen da. Wir möchten uns wohl fühlen und uns darin auch wiederfinden.

Vorher: So sah der Raum aus, den Sandra Bege für einen Kunden neu einrichten sollte.
Vorher: So sah der Raum aus, den Sandra Bege für einen Kunden neu einrichten sollte. © Privat

Was macht eine gute Inneneinrichtung eigentlich aus? Gibt es eine Formel fürs schöne Einrichten?

Ja, und die ist ganz einfach: Das Zusammenspiel von Stil, Farbe und Licht muss stimmen. Es sollte bei den Möbeln und Wohnaccessoires eine klare Stil-Linie erkennbar sein, die durch die passenden Farben ergänzt wird. Das heißt nicht, dass immer alles Ton in Ton sein muss, die Farben können durchaus unterschiedlich sein, sollten aber miteinander harmonieren. Nicht zu vergessen das Licht! Entscheidend für die Atmosphäre in einem Raum ist, wo das Licht herkommt, sprich: wo ich Lampen aufstelle. All das macht eine gute Einrichtung aus. Die Geschmäcker sind dabei ganz verschieden. Der eine mag es gerne verschnörkelt, der andere lieber geradlinig, der eine hell, der andere dunkel.

Nachher: Der Raum ist nicht mehr wiederzuerkennen und lädt zum Verweilen ein.
Nachher: Der Raum ist nicht mehr wiederzuerkennen und lädt zum Verweilen ein. © Privat

Einige haben ein Händchen für Deko, andere nicht: Kann man das lernen?

Auch hierfür gibt es keine eindeutige Antwort. Wichtig ist vor allem das räumliche Vorstellungsvermögen, das nicht allen gegeben ist: Wie stelle ich mir den Raum eingerichtet vor? Welche Möbel passen rein? Wie müssen Fußboden und Gardinen aussehen? Wie groß darf ein Bett sein, damit der Raum nicht überladen wirkt? Hier können Online-Einrichtungsprogramme helfen, die den Raum mit der gewünschten Möblierung darstellen. Oder man wendet sich an die Fachfrau/den Fachmann, der die eigenen Wünsche mit den räumlichen Gegebenheiten abgleicht und den persönlichen Vorlieben entsprechend berät. Ich freue mich als Inneneinrichterin immer wieder, wenn ich mithilfe von 3D-Visualisierungen zukünftige Räume zum Leben erwecken kann. Wichtig ist, sich immer wieder Inspirationen zu holen, egal ob online auf Youtube oder Instagram oder analog in Zeitschriften oder Büchern. Was die Farben angeht, kann ich nur sagen: Leute, traut Euch, prinzipiell ist alles möglich!

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Wer kommt dann zu Ihnen: die mit Händchen dafür oder die ohne?

Das lässt sich nicht so pauschal sagen. Die Motive, warum jemand sich an mich wendet, sind ganz verschieden: Da sind zum einen Kunden, die es sich selbst nicht zutrauen, aber dennoch einmal mutig sein wollen. Oder Kunden, die durchaus ein Händchen fürs Einrichten haben, aber einmal raus möchten aus ihrer Komfortzone und Neues ausprobieren wollen. Es kommen aber auch viele jüngere Kunden, die sich ein Haus bauen und von mir wissen möchten, wie sie ein Zimmer einrichten können oder woher sie einen bestimmten Tisch oder ein spezielles Möbelstück bekommen, das sie auf meiner Homepage entdeckt haben. Sie wollen nicht erst durch zehn Möbelhäuser laufen, sondern kommen direkt auf mich zu.

Mit welchen Wünschen kommen Kunden auf Sie zu?

Früher waren es oft Kunden, die sich privat neu einrichten wollten. Das hat sich in den letzten Jahren geändert. Heute arbeite ich viel für Investoren oder Immobilienmakler, denen ich bei der Einrichtung ganzer Wohnungen oder Häuser helfe, um sie später besser verkaufen zu können. Leidenschaftlich gerne berate ich Kunden, die ihre Ferienwohnung neu einrichten möchten, um sich auch dort wie zu Hause zu fühlen oder sie für die Vermietung attraktiver zu machen. Gewerbliche Gründe machen inzwischen rund 70 Prozent meiner Aufträge aus. Es kommen heute oft auch ältere Kunden auf mich zu, die meinen Rat suchen, weil sie nach dem Auszug der Kinder ihr Haus aufgeben und in eine kleinere Wohnung umziehen.

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Was kostet es eigentlich, ein Wohnzimmer oder Schlafzimmer von einem Inneneinrichter gestalten zu lassen?

Tatsächlich kostet es kein Vermögen, sich in punkto Inneneinrichtung professionell beraten zu lassen, wobei jede Beratung anders ist und sich daher nur schwer ein pauschaler Preis nennen lässt. Für knapp 250 Euro komme ich raus, spreche mit den Kunden, um sie und ihre Vorstellungen kennenzulernen, schaue mir den Raum und die vorhandenen Möbel an, mache konkrete Vorschläge und gebe viele Tipps. Dafür sollte man schon zweieinhalb Stunden einplanen. Es wird dabei alles durchgesprochen, einschließlich einer ausführlichen Farbberatung für Wände, Deko und Gardinen bis hin zur passenden Bettwäsche. Die meisten Privatkunden wollen nur ein, vielleicht zwei Zimmer neu einrichten, meistens den Wohn- und Essbereich, gefolgt vom Schlafzimmer, und hin und wieder auch mal ein Büro.

Was passiert, wenn Kunden mit Ihrer Arbeit nicht zufrieden sind? Wird dann die Rechnung nicht bezahlt?

Natürlich bin ich immer bemüht, meine Kunden zufriedenzustellen! Da die Einrichtungsvorschläge immer zusammen mit dem Kunden entwickelt werden und ich auf deren Wünsche und Vorstellungen eingehe, kommt dies eigentlich nicht vor. Und wenn es doch einmal so sein sollte, wird natürlich nachgebessert.

Hand aufs Herz: Schon mal einen Raum betreten und gedacht: Wie sieht es hier denn aus?

Nein, ich habe eher das gegenteilige Problem, dass Menschen, die wissen, was ich beruflich mache, Sorge haben, ich könnte ihr Zuhause negativ beurteilen. Natürlich geht mir immer mal wieder durch den Kopf, wie man es besser machen könnte. Das einzige, woran ich nicht vorbeigehen kann, sind schief hängende Bilderrahmen. Die muss ich zurechtrücken (lacht).