Gevelsberg. Geimpft, genesen, getestet: Das sagt der Wirteverein Gevelsberg zur aktuellen Situation. Das Ordnungsamt spricht über Kontrollen und Bußgelder.

„2G Zutritt ab 16 Jahren nur Geimpfte und Genesene“, steht auf einem Aushang des Restaurants Rathskeller an der Mittelstraße in Gevelsberg. Ein Mann und eine Frau gehen daran vorbei und werfen einen Blick in den kleinen Schaukasten neben der Eingangstür.

Der Hinweis auf die Regeln scheint aber nicht mehr ganz aktuell zu sein, denn ein Stück weiter unten weisen die Betreiber darauf hin, dass das Restaurant wegen der Corona-Situation und der damit verbundenen Planungsunsicherheit derzeit geschlossen ist. Sie wollen zeitnah darüber informieren, wann der Rathskeller wieder öffnet.

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Nur ein Beispiel, wie sich Corona derzeit in der Gastronomie widerspiegelt. Wer die Mittelstraße entlang geht, findet vor oder an so ziemlich jeder Gaststätte einen Hinweis auf die aktuell geltende Corona-Schutzverordnung. Ob als Aushang im Fenster oder als Aufsteller vor der Tür. Die Einhaltung der Regeln zu kontrollieren, gehört zu den Aufgaben des Ordnungsamtes.

Nur stichprobenartige Kontrolle

„Die Einhaltung der Corona-Regeln in den Gaststätten wurde nach Einführung der strengeren Maßnahmen durch die Corona-Schutzverordnung täglich kontrolliert“, heißt es dazu aus dem Gevelsberger Rathaus auf Nachfrage der Redaktion. „Zunächst traten hierbei bei dem einen oder anderen Betreiber Verständnisschwierigkeiten auf.“ Inzwischen habe sich die Einhaltung der Regeln jedoch eingespielt und werde entsprechend befolgt, so dass aktuell nur noch stichprobenartig kontrolliert werde. „Gezielten Beschwerden über Betriebe wird selbstverständlich separat nachgegangen“, so die Stadtverwaltung.

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Die Mitarbeiter des Ordnungsamtes müssten immer wieder Aufklärungsarbeit leisten. Die ständig wechselnden Vorschriften seien für die Betreiber nicht immer einfach nachzuvollziehen beziehungsweise verständlich.

Die stichprobenartigen Kontrollen der Corona-Regeln erfolgen nach Angaben der Stadt vor allem tagsüber. „Abend- und Wochenendzeiten lassen sich zurzeit lediglich im Einzelfall abdecken“, heißt es dazu weiter aus dem Rathaus. Wie viele Verstöße das Ordnungsamt bei seinen Kontrollen festgestellt habe, dazu äußert sich die Stadt nicht. Nur so viel: „Bußgelder wurden keine ausgesprochen.“ Gegen Verstöße sei eine mündliche Bußgeldandrohung ausgesprochen worden. „Bei den Nachkontrollen war aber alles ok und es gab keine Bußgelder“, erklärt die Verwaltung.

Ältere Gäste bleiben fern

Ralf Hedtmann, Vorsitzender des Wirtevereins Gevelsberg, nimmt die Kontrollen des Ordnungsamtes als nicht wirklich streng wahr, wie er im Gespräch mit dieser Redaktion verrät. Sein Eindruck: „In anderen Städten wird strenger kontrolliert.“

Zur Wahrheit gehört aber auch, dass es Momente gibt, in denen Ralf Hedtmann froh ist, dass das Ordnungsamt gerade nicht da ist. Als Betreiber des Bistros Papillon an der oberen Mittelstraße weiß er, dass es im Alltag immer mal Situationen gibt, in denen die Corona-Regeln nicht zu 100 Prozent eingehalten werden. Nach 12 Uhr, wenn junge Leute in seinem Lokal vergessen, die Maske aufzusetzen zum Beispiel.

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Grundlegend täten sich seine jüngeren Gäste aber überhaupt nicht schwer mit den Corona-Regeln, sagt der Wirt. Und die älteren Gäste scheinen ohnehin fernzubleiben. „Viele sind durch die Berichterstattung in den Medien verängstigt“, sagt Hedtmann. „Die älteren Leute sind sehr zurückhaltend.“ Die neue Corona-Schutzverordnung macht es aus Hedtmanns Sicht nicht einfacher, im Gegenteil. „Es gilt 2G-Plus, das grenzt einige Leute aus“, sagt er.

Umsatzeinbußen unter der Woche

Hedtmann spricht von Umsatzeinbußen von mehr als 50 Prozent unter der Woche, fügt in Bezug auf seine eigene Wirtschaft aber auch hinzu: „Freitags- und samstagabends können wir uns über Zulauf nicht beschweren.“

Insgesamt hält der Vorsitzende des Wirtevereins die Situation in der Gevelsberger Gastronomie-Szene noch nicht für dramatisch. „Wenn das Wetter wieder besser wird, wird es einfacher“, sagt Hedtmann und meint, dass die Gäste dann wieder draußen an der frischen Luft und mit mehr Abstand beispielsweise in den Biergärten sitzen können. Einen Unterschied mache auch, ob jemand für sein Lokal Pacht zahlen müsse oder ob es sich dabei – wie im Falle von Hedtmann und dem Papillon – um Eigentum handele.

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Er hält aber etwas anderes für problematisch, das ab Mai eintreten könne. Ab dann rechnet Ralf Hedtmann mit einer ordentlichen Preiserhöhung in den Gaststätten. Zum 1. Mai steigt nämlich der Einstiegslohn in der Branche auf 12,50 Euro pro Stunde. Ein neuer Tarifvertrag, auf den sich die Gewerkschaft NGG und der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA) geeinigt haben.