Schwelm. Die Baustelle läuft schon auf Hochtouren, da wird die Nutzung des Rathauses in Schwelm noch einmal umgeplant. Was passiert mit dem Kesselhaus?

Der Ton wird schärfer, wenn es in der Schwelmer Politik um das Ensemble Rathaus, Kesselhaus, Patrizierhaus – sprich: um die Bebauung und deren Nutzung auf dem ehemaligen Brauereigelände geht. Stein des Anstoßes ist die Dringlichkeitsentscheidung im Stadtrat, die alles Notwendige in die Wege leitet, um im Erdgeschoss des Rathauses, das sich aktuell im Bau befindet, in den Sichtachsen kleinteiligen Einzelhandel und im hinteren Bereich das städtische Archiv unterzubringen.

+++ So geht es am Schwelmer Bahnhof weiter +++

Auch wenn es nicht üblich ist, dass bei Dringlichkeitsentscheidungen groß diskutiert wird, drängte es vor allem die FDP und die Linken – beide ohnehin Gegner der städtischen Entwicklung auf der Fläche – ans Rednerpult. „Eine völlig verkorkste Planung“ attestierte FDP-Fraktionsvorsitzender Michael Schwunk der Verwaltung sowie den Fraktionen der SPD, CDU, Grünen, BIZ, SWG/BfS, die gemeinsam eben jenen Antrag gestellt haben, der besagt, das Archiv im Erdgeschoss des Rathauses unterzubringen. „Auf dem teuersten Grundstück der Stadt, auf der besten Fläche im Erdgeschoss wollen Sie ein Archiv unterbringen, schlechter kann man nicht planen.“

Jürgen Feldmann von den Schwelmer Linken stimmte in seltener Einigkeit den Liberalen zu: „Das ist der schiere Ausdruck der Verzweiflung, weil man nicht mehr weiß, wie man die Enden zusammenbekommt. Jetzt galoppieren die Kosten.“

Leerstände großes Thema

Ungeklärte Knackpunkte sehen die Kritiker bei dem Projekt noch einige. Zuvorderst stellen sie die Auswirkungen auf die Händler in der restlichen Stadt heraus, wenn der Einzelhandel ins Rathaus einzieht. FDP-Ratsherr Uwe Hugendick listete mehr als 15 aktuelle Leerstände in der Schwelmer Innenstadt auf – viele davon direkt an der Hauptstraße. Die Befürchtung: Neuer Handel im Rathaus macht es den etablierten Händlern in den anderen Straßen noch schwieriger.

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Exakt dies war bereits Thema bei den Bürgerfragen. Thomas Friedrichs, Besitzer der Kaffeerösterein Rabenschwarz an der Kirchstraße, konfrontierte Bürgermeister Stephan Langhard mit seinen Befürchtungen. Der sagte: „Wie groß die Flächen im Rathaus im Einzelnen werden, steht noch nicht fest, aber wir gehen nicht in Konkurrenz zu bestehenden Immobilien.“

Kesselhaus im Ideenstatus

Nächstes Thema: das Kesselhaus. Die Nutzung des Gebäudes, das in Teilen unter Denkmalschutz steht, ist weiterhin vollkommen ungeklärt, über den Ideenstatus sind die Stadtoberen auch bald vier Jahre nach dem Kauf der Brache und ihrer Immobilien nicht hinaus gekommen. Ebenso unklar ist, ob das Kesselhaus erhalten bleiben kann. Meinungen gibt es dazu viele – einige sprechen davon, dass es darum mindestens so schlecht bestellt sei, wie um das Patrizierhaus, andere davon, dass die Substanz erhaltenswert ist. Auch ein Teilabriss oder ein Verkauf an einen Investor sind nicht ausgeschlossen.

Am Ende der Diskussion hoben die Fraktionen, die den Antrag gestellt hatten, geschlossen ihre Hände dafür, so dass das Erdgeschoss des Rathauses nun für das städtische Archiv umgeplant wird.