Redaktionsleiter Stefan Scherer blickt kritisch auf die Diskussion um die Innenstadt-Entwicklung in Schwelm.

Die Stadt Schwelm steht vor dem größten Wandel der vergangenen Jahrzehnte: Kulturhaus, Rathaus, Kesselhaus, Schwelm-Center, neue Mobilitätskonzepte, der Umbau des Bahnhofs, die Probleme des Einzelhandels, die Zukunft der Fußgängerzone, Parken, Fußwege, Aufenthaltsqualität, Gastronomie – all diese Dinge und noch viel mehr befinden sich im Wandel, im Bau oder müssen dringend überdacht und den Entwicklungen angepasst werden, damit Schwelm zukunftsträchtig ist. Das ist – wie ich finde – eigentlich eine dankbare Aufgabe, weil das Potenzial in Schwelm mit einer funktionierenden Fußgängerzone, einer tollen Altstadt, einem bislang noch guten Angebot, enorm viel Flair und Aufenthaltsqualität vorhanden ist. Die Basis könnte wirklich schlechter sein, da reicht der Blick in die ein oder andere Nachbarstadt.

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Gleichwohl ist diese Aufgabe unglaublich anspruchsvoll, denn das Thema ist extrem komplex, sehr viele Menschen sind involviert, und die zahlreichen Wechselwirkungen, die Veränderungen aufeinander haben, sind nur schwer zu überblicken. Die Politik wird all dies überhaupt nicht leisten können, weil dies Ehrenamtler sind, die beruflich ganz andere Schwerpunkte haben. Um so wichtiger ist es, dass eine starke, kompetente Verwaltung nun fachlich fundierte Pläne als Blaupausen ausarbeitet, die sich mit diesem wohl zentralsten Thema Schwelms für die kommenden Jahrzehnte befassen.

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Doch wer soll das machen? Winfried Guthier, langjähriger Leiter des Fachbereichs Planen und Bauen ist in Pension. Viele hatten ihre Hoffnungen auch in Niklas Lippki gesetzt, der im Jahr 2016 in der Kreisstadt seine Stelle als Stadtplaner angetreten hatte. Herausforderungen also, die ihm und seiner Ausbildung wie auf den Leib geschneidert scheinen. Doch Lippki zieht es aus der Kreisstadt fort. Bessere Bezahlung ist wohl ein Grund, kürzere Arbeitswege ebenso. Aber Beobachtern der Stadtentwicklung ist auch aufgefallen, dass er sich niemals richtig freischwimmen konnte. Seine Expertise war – zumindest in den öffentlichen Diskussionen, in denen es um sein Fachgebiet ging – nicht oder zumindest nur selten gefragt.

Will die Stadt Schwelm ihre Entwicklung auf professionellem und modernem Niveau vorantreiben, ist es unerlässlich, dieses Vakuum an Fachwissen und planerischer Kompetenz in der Verwaltung so schnell wie eben möglich zu füllen. Die Herausforderungen, denen sich die Stadtväter gegenüber sehen, sind schlicht zu groß, um sie nebenbei stemmen zu können.