Gevelsberg. Tattookünstler Steven Nimant hat in Gevelsberg ein neues Studio eröffnet. Er spricht über sein Angebot, Farbverbote und über 80-jährige Kunden.

Wer das frisch renovierte Studio in der Haßlinghauser Straße 9 in Gevelsberg betritt, sieht sofort, wie viel Arbeit Steven Nimant vor seinem Schritt in die Selbstständigkeit investiert hat. In Eigenleistung und mit Hilfe von Kollegen hat er einen neuen Boden gelegt, eine Wand mitten in den großen Raum gezogen, gestrichen, eingerichtet und dekoriert. Und das alles, obwohl er zu dieser Zeit noch als Tätowierer in einem Sprockhöveler Studio gearbeitet hat. Eine ungeheure Doppelbelastung. „Das war echt viel Arbeit“, gibt er zu. Sein erstes eigenes Studio war es dem 32-jährigen Schwelmer aber wert.

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Zumal sich der Aufwand für ihn gelohnt zu haben scheint. „Am 11. Dezember hatten wir Eröffnung und waren überwältigt“, freut sich Nimant. „Ab 12 Uhr ging es rund. Ich habe bis abends nur Beratungen und Termine gemacht. Das war echt richtig Hammer.“ Fast alle seiner Stammkunden seien mit ihm nach Gevelsberg gekommen. „Ich habe auch schon viele neue Kunden“, sagt er.

Corona und dann Farbverbot

Dabei ist der Zeitpunkt, den Schritt in den Selbstständigkeit zu wagen, wohl gerade denkbar ungünstig. Besonders für Tätowierer. Zwar können Studios aktuell unter den gegebenen Einschränkungen öffnen. Die Lockdowns der vergangenen eineinhalb Jahre dürften viele Betreiber aber noch in guter Erinnerung haben. „Ich hatte das Glück, dass ich beim letzten großen Lockdown keinen eigenen Laden hatte“, sagt auch Steven Nimant.

Das Logo des neuen Tattoostudios in Gevelsberg ist im Innenraum direkt und deutlich zu sehen.
Das Logo des neuen Tattoostudios in Gevelsberg ist im Innenraum direkt und deutlich zu sehen. © WP | Max Kölsch

Aber nicht nur Corona sorgt für Ungewissheit. Zum Jahreswechsel trat nämlich eine Verordnung der Europäischen Union in Kraft, die sogenannte REACH-Verordnung. Die Abkürzung steht für „Registration, Evaluation, Authorisation and Restriction of Chemicals“. Zu deutsch: Registrierung, Bewertung, Zulassung und Beschränkung von Chemikalien. Hintergrund ist, dass Tattoofarben laut Verordnung möglicherweise Stoffe enthalten, die auch gesundheitsschädigend sein können. Das Ergebnis: Bestimmte Farbbestandteile sind verboten.

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Bei den bislang angebotenen Alternativen hält Steven Nimant sich noch zurück. „Es sind noch keine seriösen Stoffe erhältlich“, erklärt er. „Dann schränke ich mich lieber ein und bin vorsichtig.“ Arbeiten könne er trotzdem, nur künstlerisch habe er dann nicht alle Möglichkeiten.

Seit acht Jahren Tätowierer

Verunsichert war er anfangs trotzdem. Kurz nachdem er den Mietvertrag für sein künftiges Studio in Gevelsberg unterschreibt, tritt die neue EU-Verordnung auf den Plan. „Ich habe mein Studio Farbfaktor genannt, ich mache zu 50 Prozent Schwarz-grau- und zu 50 Prozent Farbtätowierungen, und zwei Wochen später kommt die REACH-Verordnung“, erinnert er sich.

Beratungstage

Wer einen Termin bei Steven Nimant machen oder sich einfach informieren und beraten lassen möchte, kann sich über den Nachrichtendienst Whatsapp oder telefonisch bei ihm melden. Die Handynummer ist: 01575/20 43 00 3

Am besten, so sagt der 32-Jährige, sei es aber, ihn einfach persönlich im Studio in der Haßlinghauser Straße 9 zu besuchen. Das ist während der Beratungstage möglich, aktuell montags von 15 bis 18 Uhr, ab Februar auch freitags zwischen 12 und 18 Uhr. Zwar habe er für Tattoo-Termine mitunter längere Wartezeiten, es gebe aber zwischendurch auch immer wieder freie Termine.

Bei „Farbfaktor“ gilt für Kunden aktuell die 2G-Regel. Er selbst teste sich zusätzlich regelmäßig, so Steven Nimant.

Letztlich haben ihn aber weder das Farbverbot noch Corona davon abgehalten, zu eröffnen. „Ich bin einfach immer positiv gestimmt und hatte ein gutes Gefühl dabei“, gibt Nimant sich optimistisch. „Ich tätowiere jetzt insgesamt seit acht Jahren, sieben Jahre davon in Sprockhövel, und wollte mich schon immer selbstständig machen.“

Seine bevorzugten Stile könnten gegensätzlicher nicht sein. „Ich mache am liebsten düstere Black-and-Grey- oder helle Aquarellsachen“, sagt er. Er bediene aber auch andere Stile. Bei seiner Arbeit sei es ihm wichtig, sich nicht nur als Künstler, sondern auch als Dienstleister zu verstehen. „Für mich stehen der Kunde und dessen Wünsche im Vordergrund“, betont der 32-Jährige. „Wichtig ist, dass der Kunde ein gutes Gefühl hat.“

Tattoos auch für 80-Jährige

Und seine Kunden könnten unterschiedlicher nicht sein. „Wir möchten generationsübergreifend mit individuellen Tattoos begeistern“, wirbt Steven Nimant nicht umsonst im Internet für sein Studio. „Ich habe zum Beispiel einen Kunden, der 80 Jahre alt ist und ein Traumfänger-Tattoo etwas aufgehübscht haben wollte“, freut sich der Schwelmer. „Ein anderer Kunde von mir ist irgendwas zwischen 75 und 80 Jahre alt und wollte ein Handrücken-Tattoo von mir haben.“

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Seine Kunden kämen aus allen Alters- und Berufsschichten. Bisher arbeitet Steven Nimant in seinem Studio noch für sich. Seine Freundin unterstützt ihn an den Beratungstagen. Perspektivisch sollen aber noch weitere Tätowierer dazukommen.