Gevelsberg. Unbekannte haben in Gevelsberg einen Geldautomaten gesprengt. Das ist der Ermittlungsstand. So geht es für die Sparkassen-Filiale nun weiter.
Ohrenbetäubender Lärm, Glasscheiben zerbersten in Stücke, hunderte Kilo schwere Türen werden aus den Angeln gerissen – gegen 2 Uhr morgens war es vorbei mit der Nachtruhe an der Kirchstraße in Gevelsberg-Silschede. Unbekannte haben einen Geldautomaten in der Sparkassen-Filiale, Hausnummer 23, gesprengt. Nach wenigen Minuten sind sie verschwunden und hinterlassen ein völlig zerstörtes Erdgeschoss.
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Die gute Nachricht vorweg: Nach Informationen von Feuerwehr und Polizei gibt es keine Verletzten. Demnach sollen auch die Schäden am Gebäude zumindest augenscheinlich nicht so gravierend sein, dass ein Einsturz drohe und die Menschen, die in den Wohnungen über der Zweigstelle der Sparkasse wohnen, diese verlassen müssten. Aber: Genaueres muss erst noch ein Statikbüro überprüfen, wie Thomas Theile, Sprecher und Leiter des Vorstandsstabs der Sparkasse Gevelsberg-Wetter, am Montagmittag auf Nachfrage der Reaktion erklärt.
Drei Personen, silberner Wagen
Die Ermittlungen liegen in diesem Fall bei der Polizeibehörde des Ennepe-Ruhr-Kreises. „Die Anwohner sind durch den Knall aufgeschreckt und Zeugen haben drei Personen in einen silbernen Pkw steigen sehen“, fasst Sonja Wever, Sprecherin der Kreispolizeibehörde, die ersten Erkenntnisse zusammen. Auf Material aus möglichen Überwachungskameras könnten die Ermittler nicht zurückgreifen, weil in der Bankfiliale alles zerstört sei.
Näheres zu den Tätern oder zu deren Fluchtauto kann die Polizei laut Wever bislang nicht sagen. Nur dass alles sehr schnell gegangen sein muss. „Zwischen der Tatzeit und dem ersten Einsatzmittel vor Ort liegen acht Minuten“, so die Sprecherin. Die Kirchstraße liegt in unmittelbarer Nähe zur Eichholzstraße und der Auffahrt auf die A1. Auch nach Wetter und nach Witten geht es von dort aus schnell.
Auch gebe es bislang keine Hinweise auf mögliche Verbindungen zur organisierter Kriminalität. Im vergangenen Jahr konnten Ermittler mehrere Geldautomatensprengungen – unter anderem in Schwelm – einem niederländischen Netzwerk zuordnen, das in den Medien als „Audi-Bande“ einen zweifelhaften Ruhm erlangte.
Wie die Täter die Explosion verursacht haben, ist laut Polizei bisher ebenfalls nicht geklärt und Teil der Ermittlungen. Kräfte der kriminaltechnischen Untersuchung hätten die Spuren am Tatort gesichert.
Zweigstelle vollständig zerstört
Zur Höhe der Beute können am Montagmittag weder Polizei noch die Sparkasse Gevelsberg-Wetter selbst etwas sagen. „Das prüfen wir noch“, so Thomas Theile. „Die Kollegen aus der Revision sind vor Ort und gucken, ob noch Geld in dem Automaten ist und wie viel Geld überhaupt vorher drin war.“
Messungen nach Gas
Die Feuerwehr Gevelsberg war wegen der Geldautomaten-Sprengung in Silschede von 2 Uhr bis 6.30 Uhr morgens mit 26 Kräften im Einsatz. Anrufer hatten eine Rauchentwicklung aus dem Gebäude gemeldet, wie die Feuerwehr am Montag berichtet. Bei Eintreffen konnten die Retter aber keine Rauchentwicklung oder Feuer ausmachen. Sie führten Messungen nach einem explosiven Luft/Gasgemisch durch. Diese Messungen verliefen ohne Ergebnis. Die Feuerwehr unterstützte die Polizei mit der Ausleuchtung der Einsatzstelle.
Die Zweigstelle sei kein reiner Automatenstandort. Dort würden auch Mitarbeiter arbeiten. Das einzige Geld habe sich aber in dem Automaten befunden. Eine Reaktion auf mehrere Überfälle, die es laut Theile auch am Silscheder Standort gegeben habe. „Die Räumlichkeiten der Zweigstelle im Erdgeschoss wurden durch die gewaltige Explosion vollständig zerstört“, erklärt der Sparkassen-Sprecher weiter. „Der Geschäftsbetrieb am Standort Silschede muss daher bis auf weiteres komplett eingestellt werden.“
Die Mitarbeiter seien daher an die nächstgelegenen Standorte nach Wetter-Grundschöttel und zur Hauptstelle im Gevelsberger Zentrum versetzt worden.
Wie es weitergeht, ist unklar. „Ob wir den Standort dauerhaft schließen müssen, kann ich noch nicht sagen“, sagt Thomas Theile angesprochen auf die Sparkassen-Filiale an der Berchemallee, die nach drei Einbrüchen aus versicherungstechnischen Gründen nicht wieder geöffnet wurde. „Die Versicherung ist informiert, der Gutachter kommt, wir müssen jetzt gucken, was der sagt und was der Statiker sagt.“
Sachschaden bislang unklar
Der Sachschaden sei noch nicht absehbar, so Theile weiter. Das Erdgeschoss befinde sich im Eigentum der Sparkasse, die darüberliegenden Wohnungen gehörten anderen Eigentümern. „Nach einer ersten Einschätzung sind die Wohnungen über der Filiale unbeschädigt geblieben“, hatte die Sparkasse bereits am Montagmorgen gemeldet. Sämtliche Technik, inklusive der Alarmtechnik in der Filiale, sei allerdings zerstört worden. „Die normale Alarmierung hat aber noch funktioniert“, sagt der Sparkassensprecher.