Schwelm. Die Schwelmer Politik stoppt alle Discounter-Pläne für das Erdgeschoss des Rathauses. Was dahinter steckt, wo ein neuer Discounter hinkommt.

Als das Thema aus den politischen Hinterzimmern an die Öffentlichkeit gedrungen war, herrschte Aufregung in der Stadt Schwelm: Politik und Verwaltung planten, das Erdgeschoss des neuen Rathauses überwiegend an den Discounter Norma zu vermieten. Knapp zwei Wochen, nachdem diese Zeitung die Sache öffentlich gemacht hat, sind diese Pläne nun vom Tisch. Auch weil plötzlich herauskam: Direkt nebenan im Schwelm-Center wird bereits im kommenden Jahr ein Discounter einziehen.

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Neben dem öffentlichen Druck, der nach Bekanntwerden der Norma-Pläne gegen eben diese immer größer wurde, war der entscheidende Stein des Anstoßes, dass sich die überwiegende Mehrheit der Schwelmer Politik für eine andere Nutzung aussprach, nach einer Klausurtagung, die am Samstag, 27. November, stattfand. Wenige Tage zuvor hatte diese Zeitung erstmals über das Thema berichtet. Zu eben dieser Klausur hatte die Verwaltungsleitung um Bürgermeister Stephan Langhard alle Fraktionen eingeladen. SPD, CDU, Bündnis 90/Die Grünen, BIZ sowie SWG/BfS nahmen teil, FDP und Linke nicht. Hier ging es um grundsätzliche Entwicklungen in der Stadt Schwelm und natürlich damit auch um die Innenstadt.

Rewe geht zum 31. März 2022

Sehr zur Überraschung der versammelten Politik hat die Verwaltung dort mitgeteilt, dass seit einiger Zeit ein Mietvertrag mit dem Discounter Netto und den Besitzern des Schwelm-Centers besteht, dass Netto als Nachfolger von Rewe dort einzieht. Am folgenden Montag bestätigte die Verwaltungsspitze, dass Rewe das Schwelm-Center zum 31. März 2022 verlassen wird und Netto auf den Vollsortimenter nachfolgt. Das schlug ein bei den Politikern, die von der Informationspolitik der Stadt Schwelm – gelinde gesagt – wenig begeistert waren. Gleichwohl beschlossen die anwesenden Fraktionen auf Basis der für sie neuen Faktenlage, der Stadtverwaltung neue Hausaufgaben in Form eines gemeinsamen Antrags aufzugeben. Zentraler Punkt: Alle Verhandlungen mit Norma werden umgehend gestoppt. Ebenso darf die Stadt Schwelm keine Verhandlungen mit anderen Discountern bezüglich der Erdgeschossfläche führen. Dies gilt, sofern der Antrag beschlossen wird. Mit Blick auf die riesige Mehrheit der unterzeichnenden Fraktionen im Rat der Stadt Schwelm, darf dies jedoch als gesetzt gelten. „Uns ging es immer vorrangig darum, die Grundversorgung mit Lebensmitteln in der Innenstadt sicherzustellen“, begründet SPD-Fraktionsvorsitzender Thorsten Kirschner den Schritt und fährt fort: „Nachdem wir nunmehr erfahren haben, dass das Schwelm-Center diese Versorgungsfunktion auch nach der Schließung des Rewe-Markts gewährleisten wird, sehen wir keine Grundlage für eine Fortführung der Verhandlungen.“

Gleichwohl haben sich die fünf Fraktionen auch bereits damit beschäftigt, wie sie das Erdgeschoss des größten Bauprojekts der vergangenen Jahrzehnte nun füllen wollen. So soll nun im Innern des Neubaus das Stadtarchiv einziehen. Während die FDP dies im Kesselhaus unterbringen will, gibt es an dieser Stelle Bedenken, dass der Umbau für ein geeignetes Raumklima extreme Kosten verursacht. Mit der Lösung im Rathaus könnten nun zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden. Ohne den Discounter muss die Stadt etwa 60 Stellplätze weniger vorhalten. Die Kosten pro Stellplatz liegen bei etwa 10.000 bis 12.000 Euro. Macht in der Addition mindestens 600.000 Euro. Weitere 600.000 Euro sind ohnehin für ein neues Archiv in den Haushalt für das kommende Jahr eingestellt. So stünden Mittel zur Verfügung, wenngleich natürlich die Miete eines Discounters wegfällt. „Wir wollen die Bürgerinnen und Bürger keinesfalls mit einem unverhältnismäßig hohen Kostenaufwand durch den Bau einer neuen Immobilie für das städtische Archiv belasten“, stellt CDU-Fraktionsvorsitzender Oliver Flüshöh klar.

Einzelhandel und Gastronomie

Gleichwohl sollen jedoch die Sichtachsen durch kleinteiligen Einzelhandel, Dienstleistung und Gastronomie geprägt werden. Ein Makler war bereits in der Vergangenheit eingeschaltet und hatte Norma an Land gezogen.

Er soll nun auch dafür sorgen, dass kleine Geschäfte und nette Gastronomie im neuen Rathaus Mietverträge unterschreiben. Was hingegen nun genau mit dem Kesselhaus passiert, wird wohl noch im politischen Raum und in der Verwaltungsspitze zu klären sein. Klar ist nur: Ein weiterer Discounter kommt nach Netto nicht in die Neue Mitte der Kreisstadt.