Gevelsberg. Radweg: Es gibt Neuigkeiten zum Silscheder Tunnel in Gevelsberg und exklusive Einblicke in das Innere des Tunnels.
Lange wird schon auf die Entscheidung gewartet, ob der Radweg, den Straßen NRW zwischen Wetter und Gevelsberg baut, durch den Silscheder Tunnel führen wird oder nicht. Jetzt steht sie kurz bevor. Mittel hat das Land NRW für die Durchfahrt durch das Bauwerk zwar schon längst bereit gestellt - für alle Fälle. Doch maßgeblich ist das Votum der Umweltbehörden. Und das wird im Frühjahr 2022 fallen, teilt der Sprecher des Landesbetriebs, Andreas Berg, auf Nachfrage dieser Zeitung mit. Dann wenn das Gutachten über den Zustand des Tunnels vorgelegt wird, wenn feststeht, was alles zu tun ist und geklärt ist, ob dies mit den Ansprüchen an den Naturschutz vereinbar ist.
Der aktuelle Stand
Im Sommer wurde die sogenannte „objektbezogene Schadensanalyse“ vorgenommen so der Fachausdruck für die Begutachtung des Bauwerks. Dabei hat sich ein Ingenieurbüro im Auftrag des Landesbetriebs das Innere des Tunnels angeschaut, Fotos gemacht und sich einen Eindruck davon verschafft, was alles in dem seit vielen Jahren stillgelegten Tunnel zu tun ist, um Sicherheit für die Radler herzustellen. Doch das ist nicht alles: Der 870 Meter lange Tunnel ist im Laufe der Zeit zur Heimat von vielen verschiedenen Fledermausarten geworden. Und genau darin liegt der Knackpunkt. Artenschutzrechtliche Verbotstatbestände dürfen durch die Planung nicht ausgelöst werden. Das bedeutet, dass die gesamte Planung und vor allem auch die notwendige Sanierung in enger Abstimmung und in Begleitung der Unteren und Oberen Naturschutzbehörde des Ennepe-Ruhr Kreises und der Bezirksregierung Arnsberg erfolgen müsste. Deren Ziel ist: Die Tiere dürfen nicht zu sehr gestört werden und ihr Lebensraum soll erhalten bleiben.
Thomas Schittkowski, der zuständige Planer für den Radweg beim Landesbetrieb, glaubt, dass es sicherlich notwendig sei, eine Art Tunnelbauwerk im Tunnel zu bauen, so wie es im Klosterholztunnel einige Meter weiter gerade passiert. Um die Tiere bestmöglich zu schützen. Doch noch ist längst nicht klar, ob die Umweltbehörden überhaupt der Planung zustimmen. An dem Gutachten wird derzeit noch gearbeitet. Und erst dann wird entschieden, was tatsächlich in Sachen Fledermausschutz umsetzbar ist.
Zur Vorgeschichte
Schon bei der ursprünglichen Planung wollte Straßen NRW den Radweg durch den Tunnel führen, dagegen protestierten aber Umweltverbände. Der Grund: Bei der notwendigen Hangsicherung hätten viele alte Rubinien gefällt werden müssen.
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Und die 35 Meter steilen und bewachsenen Hänge haben eine hohe ökologische Bedeutung. Straßen NRW plante um und die Stadt Gevelsberg wurde aktiv, um eine alternative Lösung zu suchen. Eine übliche Hangsicherung mit Netzen greift zu sehr in den Bestand ein. Und dennoch ist ein Schutz der Radfahrer vor herabfallenden Steinen und Ästen notwendig.
Die Radweg-Planung auf einen Blick
Der Landesbetrieb Straßen NRW ist seit einigen Jahren dabei, einen Großteil der ehemaligen Elbschebahntrasse als Radweg zwischen Wetter-Wengern und Gevelsberg umzubauen – als Lückenschluss zum Radweg „Von Ruhr zu Ruhr“.
2017 wurde der erste Bauabschnitt in Wetter-Wengern für Radler frei gegeben. Der zweite Bauabschnitt schließt sich von Albringhausen bis nach Silschede Im Hedtstück an und wurde in der Umsetzungsplanung zeitlich hinter den dritten Bauabschnitt gelegt und baulich noch nicht begonnen.
Der dritte Bauabschnitt, der derzeit in Arbeit ist und vorgezogen wurde, beginnt in Silschede, im Bereich des alten Bahnhofes Asbeck und der Straße im Hedtstück und führt bis zum S-Bahnhof Gevelsberg-West.
Aktuell stehen die Bauwerke im Fokus. Insgesamt sechs befinden sich in diesem Bereich: vier Brücken, das Eisenbahnviadukt Stefansbecke und der Tunnel Klosterholz. Sie alle müssen verkehrstechnisch gesichert und saniert werden (ausführliche Berichterstattung folgt).
Der mögliche Ausbau der Strecke durch den Silscheder Tunnel und den anschließenden Hangschluchtwald würde sich örtlich im zweiten Bauabschnitt befinden und zeitlich zum neuen vierten Bauabschnitt werden.
Das von der Stadt beauftragte Ingenieurbüro Ahlenberg aus Herdecke fand eine umweltschonende Lösung für die Durchfahrt. Die Planer schlagen eine Art Drahtkäfig vor, der die Radler auf dem Radweg schützt und den Hangschluchtwald erhält. Die Kosten, die damals berechnet wurden, belaufen sich für die Radwegeinhausung auf etwa 200.000 Euro je 100 Meter. Der Hangschluchtwald erstreckt sich über eine Länge von etwa einem Kilometer.
Seit dem Sommer 2019 ist der Silscheder Tunnel und auch der Hangschluchtwald wieder offiziell Bestandteil der Planung geworden. Die Stadt Gevelsberg sieht zwei entscheidende Punkte, die für eine Durchfahrt durch den Silscheder Tunnel sprechen: Radfahrer müssten die Elbschebahntrasse nicht verlassen, ursprünglich war geplant, sie auf einigen Straßen durch Silschede zu führen. Und die Umfahrung wäre längst nicht so steil: Um den Tunnel herum zu fahren, würde eine Steigung von etwa 14 Prozent bedeuten, gegenüber 2,5 Prozent, wenn man auf dem Radweg durch den Tunnel und dem Hangschluchtwald bleiben würde. Das Land NRW hat daraufhin bereits eine Summe, Thomas Schittkowski spricht von 6, 7 Millionen Euro, in Aussicht gestellt.
Der Blick in die Zukunft
Eine Standardlösung gebe es hier nicht, da ist sich Thomas Schittkowski sicher. Mehr noch, er spricht von einem Pilotprojekt, das es so noch nicht gegeben habe, und meint vor allem auch den Hangschluchtwald. „Das wird ein Marathon, kein Sprint“, sagt der Planer auch mit Blick auf die Sanierung im Tunnel. Die darf immer nur zu bestimmten Zeiten erfolgen - von Mai bis Juli, um die Fledermäuse nicht zu stören. Fest steht: Wenn die Umweltbehörden grünes Licht geben, werde es sicherlich nicht sofort losgehen können. Ohnehin ist der Landesbetrieb noch an dem anderen Teilstück in Gevelsberg am Werk - zwischen Silschede, etwas unterhalb der Schwelmer Straße, bis zum S-Bahnhof Gevelsberg-West. Auch hier läuft gerade die Bauwerksanierung unter Berücksichtigung des Naturschutzes.