Gevelsberg. Kommt die Durchfahrt durch den Silscheder Tunnel in Gevelsberg? Das ist der aktuelle Stand im Verfahren und bei den Arbeiten am Radweg.

Vor genau einem Jahr nahm der Landesbetrieb Straßen.NRW den Silscheder Tunnel und den Hangschluchtwald in seine Planung für den Ausbau des Radweges zwischen Gevelsberg und Wetter auf. Bis zu diesem Zeitpunkt war vorgesehen, die Strecke um das Bauwerk herum zu führen. Seit einem Jahr wird nun die neue Planungsvariante geprüft. Wir haben nachgefragt, wie der aktuelle Stand im Verfahren ist, und wie die Arbeiten am Radweg voranschreiten.

Zum Hintergrund

Der Landesbetrieb Straßen.NRW ist seit einigen Jahren dabei, einen Großteil der ehemaligen Elbschebahntrasse als Radweg zwischen Wetter-Wengern und Gevelsberg umzubauen – als Lückenschluss zum Radweg „Von Ruhr zu Ruhr“. 2017 wurde der erste Bauabschnitt in Wetter-Wengern für Radler frei gegeben. Der zweite Bauabschnitt schließt sich von Albringhausen bis nach Silschede Im Hedtstück an und wurde in der Umsetzungsplanung zeitlich hinter den dritten Bauabschnitt gelegt und baulich noch nicht begonnen.

Der dritte Bauabschnitt, der derzeit in Arbeit ist und vorgezogen wurde, beginnt in Silschede, im Bereich des alten Bahnhofes Asbeck und der Straße im Hedtstück und führt bis zum S-Bahnhof Gevelsberg-West. Die notwendigen Hangsicherungsarbeiten sind mittlerweile abgeschlossen (wir berichteten). Als nächstes stehen die Bauwerke im Fokus. Insgesamt sechs befinden sich in diesem Bereich: vier Brücken, das Eisenbahnviadukt Stefansbecke und der Tunnel Klosterholz. Sie alle müssen verkehrstechnisch gesichert und saniert werden.

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Zum Zeitplan

Die Vergabe der Aufträge für die Bauwerksanierungen läuft, im Spätsommer oder Herbst könnte es mit den Arbeiten losgehen. Erst wenn die Bauwerke fertig sind, geht es an den Radweg an sich. Je nach Verlauf und unter Berücksichtigung des Artenschutzes sei mit einer Fertigstellung im Winter oder Frühjahr 2021/22 zu rechnen, heißt es vom Landesbetrieb. Bis Sommer oder Herbst 2022 sollen die etwa 3 Kilometer Radweg fertig gestellt sein.

Radweg auch auf Neuenlander Straße

Auch zwischen Silschede und Asbeck wird ein Radweg entstehen.

Im Haushalt der Stadt Gevelsberg für die Jahre 2021 und 2022 sind die Mittel bereits eingestellt (wir berichteten).

Gebaut wird ein kombinierter Fuß- und Radweg, um für mehr Sicherheit auf der Neuenlander Straße zu sorgen.

Wer am Hedtstück zukünftig den Radweg verlässt, den Straßen.NRW gerade baut, kann dann auf dem nächsten Radweg weiter Richtung Asbeck und Silschede fahren.

Perspektivisch wünschenswert wäre ein Radwegeausbau an der Hagener Straße: im Bereich Schnellmark fehlt ebenso ein Radweg wie zwischen Drehbank und Vogelsang.

Baulastträger ist der Landesbetrieb Straßen.NRW.

Zum Vorwurf, dass in den vergangenen Monaten nicht viel auf dem zukünftigen Radweg passiert ist, erklärt der zuständige Projektleiter Thomas Schittkowski von Straßen. NRW, dass vieles im Hintergrund geschehe und ein großer Planungsaufwand bestehe. Es sei sehr schwierig, die Trasse unter den notwendigen Umweltaspekten herzurichten, „es ist keine einfache Reaktivierung der Fläche.“ Auch die Topographie sorge für einen großen Arbeitsaufwand.

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Er rechnet damit, dass der gesamte Radweg in all seinen Abschnitten eher 2030 als 2025 fertig gestellt wird. Auch der Silscheder Tunnel hätte sicherlich seinen Anteil an der Verzögerung. Die Sanierung wird nicht nur teuer, von mehreren Millionen Euro zusätzlich ist die Rede, sondern auch sehr aufwändig.

Silscheder Tunnel

Der mögliche Ausbau der Strecke durch den Silscheder Tunnel und den anschließenden Hangschluchtwald würde sich örtlich im zweiten Bauabschnitt befinden und zeitlich zum neuen vierten Bauabschnitt werden. Eigentlich plante Straßen.NRW mit einer Umfahrung des Tunnels. Seit dem Sommer 2019 ist der Silscheder Tunnel offiziell Bestandteil der Planung und aktuell in der Prüfung. Die Stadt Gevelsberg sieht zwei Vorteile bei der Durchfahrt durch den Silscheder Tunnel: Radfahrer müssten die Elbschebahntrasse nicht verlassen. Und die Umfahrung würde eine Steigung von etwa 14 Prozent bedeuten, gegenüber 2,5 Prozent auf dem Radweg durch den Tunnel und den Hangschluchtwald.

Der Hangschluchtwald zieht sich 35 Meter in die Tiefe und ist von hoher ökologischer Bedeutung.
Der Hangschluchtwald zieht sich 35 Meter in die Tiefe und ist von hoher ökologischer Bedeutung. © WP | Carmen Claudia Thomaschewski

Der Knackpunkt

Der still gelegte 870 Meter lange Silscheder Tunnel ist im Laufe der Jahre zur Heimat von Fledermäusen geworden. Und genau darin liegt der Knackpunkt. Artenschutzrechtliche Verbotstatbestände dürfen durch die Planung nicht ausgelöst werden. Das bedeutet, dass die gesamte Planung in enger Abstimmung und in Begleitung der Unteren und Oberen Naturschutzbehörde des Ennepe-Ruhr Kreises und der Bezirksregierung Arnsberg erfolgen muss. Eine Artenschutzprüfung läuft derzeit mit dem Ziel, eine Möglichkeit zur Nutzung zu finden, ohne die Tiere zu vertreiben. Auch hier könnte eine Tunnel-im-Tunnel-Lösung eine Möglichkeit sein, wie sie beim Klosterholztunnel umgesetzt wird. Hier wird die Decke abgehangen und eine Seite des Tunnels zugebaut, um den Fledermäusen einen geschützten Raum zu bieten. In Silschede müsste sicherlich eine aufwendigere Lösung her, um die Nistmöglichkeiten zu erhalten und Störungen zu minimieren.

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Thomas Schittkowski, erklärt, dass auch geprüft werde, in welchem Zustand das Bauwerk ist. Ob die Idee, den Radweg durch den Silscheder Tunnel zu führen, umsetzbar ist, wird sich noch zeigen. Das Ergebnis ist weiterhin offen.

Auch der Hangschluchtwald ist eine Herausforderung für die Planer und Umweltschützer. Die 35 Meter steilen Hänge haben eine hohe ökologischen Bedeutung. Problematisch ist die notwendige Hangsicherung. Statt die alten Rubinien aus Sicherheitsgründen zu fällen, präsentierte das von der Stadt Gevelsberg beauftragte Ingenieurbüro Ahlenberg aus Herdecke eine Alternative: Die Planer schlagen eine Art Drahtkäfig vor, der die Radler auf dem Radweg schützt und den Hangschluchtwald erhält. Die Kosten, die damals berechnet wurde, belaufen sich für die Radwegeinhausung auf etwa 200.000 Euro je 100 Meter. Der Hangschluchtwald erstreckt sich über eine Länge von etwa einem Kilometer. „So etwas ist noch nirgendwo gebaut worden“, sagt Thomas Schittkowski.