Gevelsberg. Darum ist die Stadt Gevelsberg mit dem Rupprechthaus für den Hamburger Kulturpreis nominiert, den die Stiftung „Lebendige Stadt“ vergibt.

Damit hatte wohl niemand gerechnet: Das Rupprechthaus in Gevelsberg ist für einen Kulturpreis nominiert. Die Hamburger Stiftung „Lebendige Stadt“ hat diesen mit 15.000 Euro dotierten Preis ausgelobt und sich dem Thema „Kunst kann überall“ gewidmet. 256 Stadtverwaltungen bewarben sich, Gevelsberg gehört zu den vier besten Einsendungen.

Gevelsberg hat sich mit dem Rupprechthaus beworben. Genau genommen ist es das riesige Bild von Christian Awe, das die Stadt ins Rennen um den Preis geschickt hat. Dieses soll die Fassade aufwerten, bis diese erneuert wird. Die Aktion ist durch Gevelsberger Sponsoren möglich und wird von der Stiftung als beispielhaft bewertet. Doch das ist nicht das einzige, das die Stiftung bewertet.

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Die Stadt Gevelsberg ist auch für den geplanten Umbau des ehemaligen Kaufhauses zu einem Haus der kulturellen Begegnungen nominiert. „Uns ist bewusst, dass noch nicht viele Veranstaltungen stattgefunden haben“, sagt Stiftungs-Sprecher Rando Aust. Dass es bereits in dieser Phase und trotz Corona Möglichkeiten gegeben habe, die Räumlichkeiten erlebbar zu machen, werde als sehr positiv bewertet. Mehr wollte Rando Aust aber noch nicht sagen und verwies auf die Preisvergabe am Dienstag, 9. November.

Haus soll Begegnungszentrum werden

Vor zwei Jahren hatte der Gevelsberger Stadtrat mehrheitlich entschieden, das ehemalige Kaufhaus im Herzen der Stadt zu kaufen. Das Gebäude, in dem seit mehr als 100 Jahren Kaufhäuser – nach Horten zuletzt Rupprecht – untergebracht waren und das 2002 geschlossen wurde, ist stark renovierungsbedürftig und wurde in der Politik zum Streitpunkt. Die Kritiker des Ankaufs befürchten, dass Sanierung und Umbau zu viel Geld kosten, trotz avisierter Fördermittel.

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Bürgermeister Claus Jacobi und die Fürsprecher sahen vor allem den Gestaltungsspielraum, den das Gebäude bieten würde. Zudem könne so eine mögliche innenstadtschädliche Nutzung der Immobilie Dritter verhindert werden. In einem weiteren Ratsbeschluss wurde entschieden, dass das Rupprechthaus zu einem Soziokulturellen Begegnungszentrum werden soll, so ist es auch in dem Integrierten Entwicklungs- und Handlungskonzept beschrieben. Die untere Etage ist mit Einzelhandel belegt, in der zweiten sind einige wenige Dienstleister untergebracht, die oberen drei Etagen stehen seit Jahren leer.

Architektenwettbewerb steht an

Aktuell ist davon die Rede, die Musikschule und die Stadtbücherei dort unterzubringen. Die Idee, dass dort auch das Jugendzentrum Platz findet, scheint vom Tisch zu sein. „Ein Ratsbeschluss, in dem aufgeführt wird, welche Einrichtungen tatsächlich in das Gebäude ziehen sollen, muss noch gefasst werden“, erklärt Björn Remer, Fachbereichsleiter Stadtentwicklung und Umwelt, den aktuellen Stand in der Planung. Ein Architektenwettbewerb steht an. Zuvor muss ein konkretes Raumkonzept erstellt werden. Die schon vor Corona angekündigte Bürgerbeteiligung soll am 4. Dezember beginnen. An diesem Tag sind sogenannte Erlebnis-Spaziergänge durch die Immobilie geplant.

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Als erste größere Veranstaltung wurde die Städtepartnerschaft mit Szprotawa gefeiert. Ein Kneipenquiz fand statt, die Lesefreunde haben sich dort getroffen und am Sonntag, 14. November, ist eine Gedenkveranstaltung (13 Uhr) im Rahmen der Aktionswoche gegen Rechte Gewalt und für Zivilcourage geplant. Fedor und Johanna Rosenthal, die das Kaufhaus an der Ecke Mittelstraße/Mauerstraße betrieben, wurden vom NS-Regime enteignet. Fedor Rosenthal wurde ins KZ Oranienburg verschleppt und dort Weihnachten 1938 ermordet. „Auch der Umgang mit der Geschichte des Hauses wird von der Stiftung als positiv bewertet“, erklärt der Stiftungssprecher.

Berlin, Hamburg, Gevelsberg

Die von Unternehmer und Mäzen Alexander Otto gegründete Stiftung „Lebendige Stadt“ verfolgt das Ziel, „die kulturelle Vielfalt und Lebendigkeit der europäischen Städte zu fördern.“ Nach eigenen Angaben umfasse das Fördervolumen von rund 33 Millionen Euro unter anderen die Grüngestaltung des Essener Krupp-Parks, die künstlerischen Illuminationen des Berliner Reichstagsgebäudes und Kölner Rheinufers sowie die Neugestaltungen des Hamburger Jungfernstiegs und Leipziger Nikolaikirchhofs. Eine illustre Reihe an prestigeträchtigen Gebäuden in deutschen Metropolen, in die sich Ex-Horten in Gevelsberg bald einreihen könnte. Damit hat niemand gerechnet.