Schwelm. Der Neubau der Stadt Schwelm an der Römerstraße ist nicht mehr namenlos. Der Kulturausschuss hat eine Entscheidung getroffen.

Seit Mittwoch, 17.56 Uhr, ist das neue Domizil für die Musikschule, die Stadtbücherei und die VHS nicht mehr namenlos. Einstimmig sprach sich der Kulturausschuss dafür aus, den Neubau an der Römerstraße „Kulturhaus Schwelm“ zu nehmen. Die Abstimmung über die Namensfindung ging ganz unspektakulär über die Bühne. Es gab keine flammenden Reden pro oder contra für einen Vorschlag, lediglich das Prozedere, wie am zielführendsten abzustimmen sei, war einer kurzen Diskussion wert.

So stimmte der Kulturausschuss ab

Mit großer Mehrheit stimmt der Kulturausschuss für den Vorschlag, den Neubau an der Römerstraße „Kulturhaus Schwelm“ zu nennen.
Mit großer Mehrheit stimmt der Kulturausschuss für den Vorschlag, den Neubau an der Römerstraße „Kulturhaus Schwelm“ zu nennen. © Bernd Richter

Um 17.43 Uhr leitete Kulturausschussvorsitzende Dr. Frauke Hortolani zum Tagesordnungspunkt „Namensfindung für das Kulturhaus“ über. Insgesamt 29 Vorschläge standen zur Auswahl. Die hatte die Verwaltung im Vorfeld jeweils einer der Rubriken „Haus“, „Treffpunkt“ oder „Sonstiges“ zugeordnet. Zunächst wurde nach einer Mehrheit für eine der drei Kategorien gesucht. Auch da war das Abstimmungsverhältnis einstimmig, das Gremium sprach sich für eine Namenskombination mit „Haus“ aus. Jetzt ging es in der nächsten Runde nur noch darum, die Auswahl unter den eingereichten „Haus“-Vorschlägen zu treffen. Auf die Vorschlagsgruppe „Kulturhaus Schwelm//Schwelmer Kulturhaus/Schwelms Kulturhaus“ entfielen sechs Stimmen, „Kulturhaus“ kam auf fünf Stimmen, für „Franz-Josef-Degenhardt-Haus“ votierten zwei Ausschussmitglieder und „Haus der Kulturen“ bekam noch eine Stimme. Nach der dritten Abstimmungsrunde stand schließlich der Name fest: Das Gremium votierte einstimmig für „Kulturhaus Schwelm“.

Museum Haus Martfeld stellt sich neu auf

Doch die Namensfindung für das Kulturhaus war natürlich nicht der einzige, wenn auch wichtigste, Tagesordnungspunkt an diesem Abend. Museumschefin Dr. Bärbel Jäger nutzte die Chance, dem im Haus Martfeld zusammengetretenen Gremium durch das Gebäude zu führen. Die Ausstellung im Museum ist komplett auf links gedreht worden. Das Münzkabinett gibt es nicht mehr, die wertvollsten Stücke waren Dauerleihgaben und sind an den bergischen Geschichtsverein zurückgegeben worden. Nur der in Besitz von Schwelm befindliche sogenannte Bergische Silberschatz werde zurzeit in Münster dokumentiert und dann wieder in die Ausstellung integriert, sagt Dr. Jäger, die seit 2016 zuständig ist für das Museum Haus Martfeld.

Dr. Bärbel Jäger führt die Mitglieder des Kulturausschusses durchs Museum. Diese Ritterrüstung steht im einstigen Münzkabinett.
Dr. Bärbel Jäger führt die Mitglieder des Kulturausschusses durchs Museum. Diese Ritterrüstung steht im einstigen Münzkabinett. © Bernd Richter

Wo im Erdgeschoss früher das Münzkabinett seinen Platz hatte, wird heute das Leben der Ritter dokumentiert. „Haus Martfeld war immer ein Burgmannssitz, hier hat es immer Ritter gegeben“, so Dr. Jäger. Sie lieferte auch gleich einen Exkurs in Sachen Heimatgeschichte. Der Begriff Martfeld stamme aus dem Mittelhochdeutschen und bedeute sumpfiges Gelände. Der Rundturm, der älteste Teil von Haus Martfeld, sei erstmals 1450 urkundlich erwähnt und ursprünglich als Aussichtsplattform gestaltet gewesen. Erst in späteren Jahren habe der Turm ein Dach bekommen. Im Erdgeschoss des Turmes können Besucher neben einer Ritterrüstung auch Schwerter bewundern. Gegenstände des täglichen Bedarfs lassen erahnen, wie das Leben auf der Ritterburg einmal abgelaufen sein muss. „Die Jagd spielte im Martfeld immer eine ganz große Rolle, hier gab es auch viel zu jagen“, weiß Bärbel Jäger aus der Geschichte des Hauses zu berichten.

+++ Schwelm, Gevelsberg, Ennepetal: Nichts mehr verpassen mit unserem kostenfreien Newsletter +++

Im Dachgeschoss ist das Reich von Hans Otto Ewich. Der 81-jährige Wuppertaler hat das Handwerk wie er selbst sagt „von der Pike auf gelernt“. Dank seiner Fachkenntnis und ehrenamtlichen Mitarbeit werden die Webstühle, einer nach dem anderen, wieder in Betrieb genommen. Was jetzt noch fehlt, seien drei oder vier Drehstromanschlüsse, damit die Maschinen wieder in Betrieb genommen werden könnten, sagt Hans Otto Ewich. Der Senior hofft auf einen Sponsor, der die Kosten dafür übernimmt.

Nach der Corona-bedingten Zwangspause will Bärbel Jäger das Museum im neuen Jahr wieder verstärkt ins öffentliche Bewusstsein bringen. Sie denkt an die Ausrichtung eines Tags der offenen Tür, die Fortsetzung der Museumsgespräche, Workshops für Grundschulklassen und die Ausrichtung von Studioausstellungen. Eine erste Studioausstellung wird noch in diesem Jahr der Schwelmer Sport Club (SSC) aus Anlass seines 125-jährigen Gründungsjubiläums gestalten. Neuland betreten will Dr. Jäger auch mit einem Angebot, dass sich speziell an Senioren und entsprechende Einrichtungen richtet. Die gebürtige Schwelmerin hat eine Weiterbildung zur Kunstvermittlerin für dementiell erkrankte Menschen gemacht, bereits Kontakt zur Stiftung Volmarstein aufgenommen und bereits eine Seniorengruppe durchs Museum begleitet. Mit einem speziell gestalteten Flyer will sie für dieses neue Angebot werben.

Stadt sucht Alternativstandort für das Archiv

Das Museum Haus Martfeld ist eine freiwillige Leitung der Stadt Schwelm. Beim Archiv ist die Rechtslage anders. Jede Kommune ist verpflichtet, ein Archiv vorzuhalten. In Schwelm wird es von Jens Möllenbeck verantwortet. Doch wo sein künftiger Arbeitsplatz einmal sein wird, ist noch nicht entschieden. Das sogenannte Kesselhaus der alten Brauerei ist nicht geeignet, die Schule Linderhausen nicht mehr als Standort aktuell und die Räumlichkeiten in der Grundschule Ländchenweg werden für andere Dinge benötigt. „Wir brauchen eine Alternative“, sagte Bürgermeistermeister Stephan Langhard im Kulturausschuss.