Gevelsberg. Bessere Bildungschancen für Kinder und Jugendliche, Stärkung der Quartiere – Gevelsberg hat sich Ziele gesetzt. So sollen Familien profitieren.
Eine moderne und nachhaltige Familienpolitik – das ist ein Ziel, das sich die Stadt Gevelsberg gesetzt hat. Seit 2014 arbeitet sie daran. Mit den im Rat vertretenen Fraktionen, aber auch mit den Bürgerinnen und Bürgern und den Unternehmen. Alle familienbezogenen Leistungen sollten auf den Prüfstand kommen und in einer verbindlichen Gesamtstrategie aufgehen. Damit Familien in Gevelsberg eine gute Lebensqualität haben, Bildungschancen für alle, eine familienbewusste Arbeitswelt und ein gesundes Wohnumfeld.
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2016 gipfelten diese Bemühungen erstmals in der Auszeichnung mit dem Prädikat „Familiengerechte Kommune“. Ein Zertifikat, das Stadtverwaltung und Politik gern dauerhaft erhalten würden. Deswegen haben sie 2019 beschlossen, die kommunale Familienpolitik auf den Prüfstand zu stellen.
Strategiepapier vorgestellt
Daraus ist nun eine Bestandsaufnahme bisheriger Maßnahmen zugunsten der Gevelsberger Familien geworden, die gleichzeitig aufzeigt, was sich in der Stadt in Zukunft noch tun muss – konkret in den nächsten drei Jahren.
„Ich freue mich, dass wir heute den nächsten Step gehen können“, sagte Christel Hofschröer, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Gevelsberg, als sie der Politik das Strategiepapier vorstellte. „Wir haben über ein Jahr an einer Entwicklungsperspektive gearbeitet.“ Die Stadt wolle ihre Familienpolitik optimieren und eine Attraktivität schaffen, die neue Bürger und Fachkräfte anziehe. Dafür brauche es eine Familienpolitik, die den Familien nütze, aber auch der Stadt Gevelsberg als Arbeitgeberin.
In mehreren digitalen Workshops haben Vertreter der Stadtverwaltung, der Politik und anderer familienbezogener Akteure aus Gevelsberg dafür mehrere Schritte definiert.
1. Die Förderung der Bildungschancen von Kindern und Jugendlichen: Dabei geht es zum einen um die, die durch Corona den Anschluss verloren haben, aber auch um die, die schon vorher benachteiligt waren. Dabei haben Stadt und Politik vor allem zugewanderte und geflüchtete Familien im Blick. Sie sollen zum Beispiel gezielt angesprochen und für Bildungsangebote sensibilisiert werden.
2. Die weitere Teilhabe von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen: Hintergrund ist hier besonders die Stadtentwicklung, vor allem die Neukonzeption des Rupprecht-Gebäudes. Das soll in Zukunft als Kultur- und Begegnungszentrum für die Bürgerinnen und Bürger in Gevelsberg fungieren. Daher sollen die Menschen ihre Ideen für das Gebäude mit einbringen. Unter anderem ist auch von einer Milieustudie die Rede, die ein differenziertes Bild der Stadtgesellschaft und Einblicke in die Lebenswelten der Gevelsbergerinnen und Gevelsberger aufzeigt. So sollen Politik und Verwaltung weitere Impulse für die Stadtentwicklung ableiten können.
3. Ausbau der Betreuungslandschaft für Kinder: Hierbei ist die Rede von veränderten Lebensentwürfen und dem zu erwartenden Rechtsanspruch für die Ganztagsbetreuung an Schulen. Die soll sich in Gevelsberg quantitativ und qualitativ vorausschauend weiterentwickeln. Dafür plant die Stadt Gevelsberg außerdem, entsprechende Qualitätsstandards zu entwickeln.
4. Weitere Maßnahmen beziehen sich im Allgemeinen auf den Umgang mit Vielfalt und Verschiedenheit in der Gevelsberger Gesellschaft. Dabei sollen auch die älteren Mitmenschen und das Miteinander der Generationen eine Rolle spielen. So sollen gemeinschaftliche Bewegungsparcours im Breddepark und im Stefansbachtal entstehen. Außerdem sollen Angebote wie der Gevelsberger Seniorenservice und die Frauenhilfe gestärkt werden. Lokale Hilfsnetzwerke sollen wachsen. Die Stadtteilarbeit in Berge und Vogelsang soll fortsetzt werden. In Silschede soll sie gemeinsam mit der Evangelischen Kirchengemeinde neu aufgebaut werden.
Zustimmung aus der Politik
„Vieles befindet sich schon in der Umsetzung“, sagt Gleichstellungsbeauftragte Hofschröer. „Wenn wir das Prädikat ,Familiengerechte Kommune’ behalten wollen, müssen wir aber weiter daran arbeiten.“ Es gehe darum, zu verstetigen und weiterzuentwickeln. Dabei sei es auch wichtig, Armut zu verhindern und zu schauen, wo Familien entlastet werden könnten.
Bilanz nach fünf Jahren
Die Auszeichnung „Familiengerechte Kommune“ hat die Stadt Gevelsberg 2016 vom gleichnamigen Verein aus Bochum erhalten.
2019 hat der Rat der Stadt die Verwaltung beauftragt, die bisherigen Bemühungen im Zuge dieser Auszeichnung bilanzieren zu lassen. Gemeinsam mit dem Verein Familiengerechte Kommune fand dazu im Februar 2020 eine Auftaktveranstaltung statt.
Das jetzige Strategiepapier mit den Zielen für die familienpolitische Entwicklung der Stadt Gevelsberg ist das Ergebnis eines etwa einjährigen Beratungsprozesses mit Bürgerschaft, Politik und Verwaltung.
Die Fraktionen von SPD, CDU, Grünen und Linken betonten, wie wichtig dieser Prozess für die Stadt Gevelsberg sei und sicherten ihre Unterstützung zu. Wolfram Thiel, Fraktionsvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen, und Gerd Vollmerhaus (SPD) regten an, dass die Stadtverwaltung die Politik künftig regelmäßig über die Umsetzung der familienpolitischen Ziele informiere und sie daran beteilige.
Petra Bremecker von Die Linke sprach sich außerdem dafür aus, dass es auch im Gevelsberger Stadtwald wieder einen Bewegungsparcours geben soll. Zudem müsse es mehr bezahlbaren Wohnraum für Familien mit mehr als einem Kind in Gevelsberg geben.