Gevelsberg. In Gevelsberg-Asbeck werden Stimmen gegen Schwerlastverkehr laut – und für einen Gehweg an der Neuenlander Straße. So reagiert nun die Stadt.
Der Linienbus biegt um die Kurve, die die Neuenlander Straße in Gevelsberg-Asbeck direkt am neuen Dorfplatz macht, um weiter in Richtung Silschede zu fahren. Noch während er die Biegung nimmt, muss er aber stark bremsen. Ein Lkw kommt ihm entgegen. Zwar ist es kein 40-Tonner, aber die Straße ist trotzdem zu eng, als das beide einfach aneinander vorbeifahren könnten.
Nur langsam und mit augenscheinlicher Millimeterarbeit passieren beide schließlich die Kurve. Es ist Zufall, dass sich diese Szene ausgerechnet beim Ortstermin dieser Redaktion in Asbeck abspielt. Für viele Anwohnerinnen und Anwohner scheint der Lkw-Verkehr durch den dörflich geprägten Ortsteil aber ein echtes, ein permanentes Ärgernis zu sein.
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Diesen Eindruck bekommt zumindest, wer sich die Unterschriftenliste anschaut, die in den vergangenen Wochen auf Initiative eines Anwohners im Ort auslag. Rund 300 Personen haben unterschrieben. Überwiegend kommen sie aus Asbeck, wenige aus Ennepetal. Die Redaktion konnte die Liste einsehen.
Sorge vor möglichen Unfällen
Unter dem Titel „Bürgereingabe“ setzen die Unterstützer der Initiative sich dafür ein, die Durchfahrt des Schwerlastverkehrs über die Neuenlander Straße zu untersagen. Außerdem fordern sie die Stadt Gevelsberg dazu auf, einen Gehweg vom AWo-Zentrum entlang der Neuenlander Straße bis zum Dorfkern zu bauen.
„Die Neuenlander Straße wird regelmäßig und tagsüber häufig von Fußgängern benutzt“, steht es in einem Begründungstext, der der Unterschriftenliste beiliegt. „Dabei handelt es sich vor allem um Beschäftigte der Behindertenwerkstätten der AWo und Betreute, die überwiegend körperlich und/oder geistig behindert und somit besonders gefährdet sind.“ Außerdem um Spaziergänger und Anwohner.
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Die Fahrbahn sei in schlechtem Zustand, die Bankette zum Teil zerstört und es gebe keine Ausweichmöglichkeiten für Fußgänger. „Allein schon dadurch ist eine erhöhte Unfallgefährdung gegeben“, heißt es weiter. Hinzu komme die verstärkte Belastung der Neuenlander Straße durch den Busverkehr, die regelmäßige Durchfahrt von Lkw-Fahrschulfahrzeugen mit und ohne Anhänger und den Ausweichverkehr bei Stau und Sperrungen auf der A1 und der A43.
Kontrollen eher schwierig
„Die vorhandenen und sich immer wieder verzögernden Planungen für einen Gehweg müssen nun endlich umgesetzt werden, bevor es zu Menschenopfern auf der Neuenlander Straße kommt“, machen die Unterstützer der Initiative deutlich. Und: „Der Schwerlastverkehr ist mit geeigneten Mitteln von der Neuenlander Straße auszuschließen, wobei der Anliegerverkehr unberührt bleiben muss.“
Und genau da liegt auch eine Schwierigkeit der ganzen Angelegenheit. Das erklärt die Stadt Gevelsberg auf Nachfrage der Redaktion. Die Unterschriftenaktion war ihr zu diesem Zeitpunkt bereits bekannt. „Es ist immer am einfachsten, bauliche Lösungen zu machen, so dass die Lkw gar nicht erst da durchfahren können“, erklärt Björn Remer, Fachbereichsleiter Stadtentwicklung und Umwelt bei der Stadt. Es gebe aber auch Anlieger, die auf Lkw angewiesen seien.
Deswegen müsse man eher mit einer verkehrsrechtlichen Anordnung arbeiten. So könnten in Silschede und Asbeck Schilder aufgestellt werden, die eine Durchfahrt für Fahrzeuge mit einem Gewicht bis zu 3,5 Tonnen und eine freie Durchfahrt für Anlieger erlauben. „Die Polizei müsste dann die kontrollieren, die durch den Ort durchfahren, und die rausziehen, die kein Anliegen haben“, sagt Remer weiter. Das sei aus Sicht der Polizei schwierig.
Eine andere Lösung sei eventuell, mit den Navigationsgeräten der Lkw zu arbeiten, so dass diese eher die offizielle Ausweichstrecke über die Schwelmer Straße anzeigen würden. Für solche Fälle stehe der Ennepe-Ruhr-Kreis in Kontakt mit den entsprechenden Software-Herstellern. „Momentan ist es schwierig, da die Königslösung zu finden“, sagt Fachbereichsleiter Björn Remer.
Politik muss auswählen
Er geht davon aus, dass die Situation sich schon bessert, wenn der kombinierte Geh- und Radweg da sei. Den hatte die SPD vor mehr als zwei Jahren per Antrag an die Stadtverwaltung gefordert. „Dann sind die Fußgänger auf einem separaten Stück“, sagt Remer. Der SPD-Antrag setzt sich für einen kombinierte Fuß- und Radweg vom AWo-Sozialzentrum aus bis zum Ortseingang Asbeck ein. Der Rat stimmte dem Vorstoß einstimmig zu. Von Asbeck aus solle er an eine Radverbindung nach Silschede anschließen, wie der Fachbereichsleiter weiter erklärt.
Das Vorhaben sei in Haushaltsberatungen bereits besprochen worden. „Den Planungsauftrag haben wir Ende 2020 schon vergeben“, sagt der Fachbereichsleiter. Allerdings müsse sich die Politik noch auf eine Planungsvariante für Geh- und Radweg festlegen. Erst dann könne die Stadt Gevelsberg den Eigentümern gegenüber, mit denen sie sich wegen der Pläne und eines eventuellen Grunderwerbs durch die Stadt abstimmen muss, konkret werden. Auch wenn entsprechende Gespräche schon stattgefunden hätten. Erst wenn der Grunderwerb geklärt sei, könnten auch mögliche Fördermittel in Anspruch genommen werden.