Ennepetal/Hattingen. Nach Digital-Flop überrascht die Ausbildungsmesse in Ennepetal mit intensiven Gesprächen und top-motivierten Schülern. Nächste Chance: Hattingen.

Optisch hat die Sache etwas von Speed-Dating im Flughafen-Terminal. Lange Gänge sind in der Fahrzeughalle der VER in Ennepetal abgesperrt und tatsächlich wechseln die Gesprächspartner alle 20 Minuten. Hier werden allerdings keine spontanen Urlaubsbegleitungen vermittelt, hier buhlen Ausbildungsbetriebe um junge Menschen und die wiederum geben sich größte Mühe einen exzellenten Eindruck zu hinterlassen. So läuft die größte Ausbildungsmesse Deutschlands, wenn Corona ist. Das Fazit der abgespeckten Version weiß dabei durchaus zu überraschen.

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Wer die Veranstaltung aus der prä-pandemischen Zeit kennt, wähnt sich ganz woanders. Denn dort wo normalerweise ein Bus nach dem andere tausenden Schüler in Ennepetal abliefert, wo die Unternehmen topmoderne Messestände mit Musik und viel Action zur Eigenwerbung aufbauen, wo das Stimmgewirr eine permanente Geräuschkulisse bildet, wo sich Prominenz die Klinke in die Hände gibt, herrscht nun fast Tristesse. Doch in der Schlichtheit – das zeigte sich während der Veranstaltung – lagen sogar enorme Vorteile. „Die Rahmenbedingungen haben dafür gesorgt, dass die Gespräche an Tiefe gewonnen haben, sagt Katja Kamlage, die die Messe für die EN-Agentur in Zusammenarbeit mit der Agentur für Arbeit organisiert.

Qualität der Gespräche steigt

Die Schüler sind diesmal einzeln, oft in Begleitung ihrer Eltern zur Ausbildungsmesse gekommen. Sie haben im Vorfeld persönliche Gesprächstermine vereinbart mit den Firmen, bei denen sie sich vorstellen können, einmal ins Berufsleben zu starten. „Viele Unternehmen haben uns mitgeteilt, dass sich die Qualität der Gespräche sehr erhöht hat, die Jungen und Mädchen sehr gut vorbereitet nach Ennepetal gekommen waren“, sagt Katja Kamlage. Gleichsam seien die Jugendlichen aus den Abschlussklassen und diejenigen, die auch so nach einem Ausbildungsplatz suchen, deutlich nervöser gewesen, als das sonst der Fall gewesen sei. „In der Eins-zu-eins-Gesprächssituation ist das natürlich gerade in diesem Alter eine schwierigere Sache als, wenn ich mit meinen Freunden an einem Stand anhalte“, sagt Katja Kamlage.

Landrat Olaf Schade (Mitte) und Katja Heck, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit in Hagen, machen sich ein Bild, wie es auf der Pandemieausgabe der Messe läuft.
Landrat Olaf Schade (Mitte) und Katja Heck, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit in Hagen, machen sich ein Bild, wie es auf der Pandemieausgabe der Messe läuft. © WP | Privat

In Ennepetal machten 75 Unternehmen aus Industrie, Handwerk, Dienstleistung sowie Kreis- und Stadtverwaltungen und weitere Behörden dem Nachwuchs Gesprächsangebote, in Hattingen werden es am Freitag, 1. Oktober, noch einmal 25 sein. Eingeladen waren und sind Schüler aus 27 Haupt-, Gesamt-, Real- und Förderschulen, Gymnasien und Berufskollegs. Von den möglichen 1200 Terminen in Ennepetal war am Ende ein gutes Drittel an die Fachkräfte von morgen vergeben. Jeder Besucher hatte vor Ort zudem die Chance, spontan freie Termine für weitere Kontaktaufnahmen mit Unternehmen zu nutzen.

Nächste Chance in Hattingen

Ist diese Vorgehensweise mit dem intensiveren Austausch also auch ein probates Mittel für die Ausbildungsmessen der Zukunft, wenn die Pandemie die Welt nicht mehr so stark im Griff hat? „Ja und nein“, sagt Katja Kamlage auf Nachfrage der Redaktion. „Wir müssen natürlich auch eine Chancengleichheit für die Aussteller wahren, so dass nicht nur die bekannten Unternehmen von den Jugendlichen angesteuert werden“, fährt sie fort. Die nächste Auflage der Messe will daher gut geplant werden und im Vorfeld solle sondiert werden, wie die potenziellen Azubis mit ihren möglichen künftigen Arbeitgebern zusammengeführt werden. Klar ist nur eines: Der Flop der rein digitalen Messe aus dem vergangenen Jahr soll nicht wiederholt werden.

Wer die Messe in Ennepetal verpasst hat, hat auch ganz spontan die Chance, am Freitag, 1. Oktober, zum zweiten Teil ab 8.30 Uhr in das Industriemuseum Henrichshütte, Werksstraße 31–33, Hattingen, zu kommen. „Jeder, der Interesse hat, kann sich auf www.zukunft-en.de noch für Gesprächstermine anmelden. „Aber auch, wer spontan vorbeikommt, für den machen wir noch alles möglich“, sagt Katja Kamlage.