Gevelsberg. Das Fachforum Radverkehr sieht in Gevelsberg mehrere gefährliche Stellen für Radfahrende. An einem Punkt möchte die FDP Radstreifen entfernen.

Das Fachforum Radverkehr hat sich wieder kritisch mit der Situation für Radfahrerinnen und Radfahrer in der Stadt auseinandergesetzt. Diesmal hat es die Kölner Straße zwischen Gevelsberg und Ennepetal in den Blick genommen. Gleichzeitig hat die FDP Gevelsberg noch einmal per Antrag die Fahrradschutzstreifen auf der Milsper Straße in den politischen Diskurs eingebracht.

Kölner Straße

Im Wesentlichen hat das Fachforum sich den Straßenabschnitt zwischen Nirgena/Einmündung Mittelstraße in Gevelsberg und Kreuzung mit Friedrich-/Bahnhofstraße in Ennepetal angesehen. Im landesweiten Radverkehrsnetz NRW stelle die Strecke die Verbindung zwischen Gevelsberg und Ennepetal dar und gehöre gleichzeitig als Teil der Themenroute „Ennepe-Runde“ zum regionalen radtouristischen Angebot, wie das Fachforum dazu erklärt.

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Es hat mehrere Punkte ausgemacht, auf die es hinweisen möchte und wo es Handlungsbedarfe sieht. Unter anderem geht es dabei um Folgendes:

Ausschilderung: Das Fachforum sieht Probleme bei der Ausschilderung. Während die Strecke in Gevelsberg überwiegend als gemeinsamer Rad- und Gehweg ausgezeichnet sei, sei in Ennepetal die Wahl auf das StVO-Zeichen Gehweg/Radfahrer frei gefallen. „Beide Ausschilderungen haben für Radfahrende Nachteile“, heißt es in der Zusammenfassung des Forums.

Der Kruiner Tunnel auf der Kölner Straße in Gevelsberg. das Fachforum Radverkehr sieht hier gleich mehrere potenzielle Gefahren für Radfahrerinnen und Radfahrer.
Der Kruiner Tunnel auf der Kölner Straße in Gevelsberg. das Fachforum Radverkehr sieht hier gleich mehrere potenzielle Gefahren für Radfahrerinnen und Radfahrer. © www.blossey.eu | Hans Blossey

„Beim Zeichen 240 besteht Benutzungspflicht, der Radfahrende darf nicht auf die Fahrbahn ausweichen.“ In Gevelsberg sei der Radfahrende „Gast“ auf dem Gehweg und dürfe daher nur Schrittgeschwindigkeit fahren. Das Forum empfiehlt zumindest eine Vereinheitlichung der Beschilderung.

Oberflächenbeschaffenheit: Pflaster in Gevelsberg, Asphalt und Platten in Ennepetal, auch hier gebe es keine Einheitlichkeit. „Am besten befahrbar ist die Asphaltdecke auf der relativ neuen Stützmauer bei ESM in Ennepetal“, so das Fachforum. Bemängelt werde dagegen das anschließende Stück zwischen Bahnübergang und Friedrichstraße.

Querungen: Hier hat das Fachforum neben anderen vor allem den Kruiner Tunnel als kritischen Punkt definiert. Während der Radverkehr in Gevelsberg auf der westlichen Seite der Kölner Straße geführt werde, geschehe das in Ennepetal auf der östlichen. Daraus ergebe sich die Notwendigkeit, die Kölner Straße im Bereich des Kruiner Tunnels zu überqueren. „Um das Querungsverhalten zu ordnen, sollte die Überquerung in beiden Richtungen an der Zufahrt zum Kruiner Gewerbepark konzentriert werden“, so die Ansicht des Fachforums.

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„Die Sichtverhältnisse in Fahrtrichtung Gevelsberg können eventuell durch einen Spiegel verbessert werden.“ Die Tempo-30-Zone solle vom Tunnel auf den gesamten Kurvenbereich auf der Nordseite des Tunnels ausgeweitet werden.

Hindernisse: Autos auf dem Rad-/Gehweg seien immer wieder ein Ärgernis, auch wenn sie eventuell nur kurzfristig abgestellt würden. Besonders problematisch sei das auf Ennepetaler Seite. Im Bereich Stockey & Schmitz stelle ein Handwerksbetrieb seine Autos regelmäßig auf dem Rad-/Gehweg ab. „Hier muss dringend eine andere Lösung gefunden werden, etwa durch eine Abstellmöglichkeit auf der Rückseite des Gebäudes“, schlagen die Radfahrexperten vor.

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Der Kruiner Tunnel stelle mit einem Abstand zwischen Tunnelwand und Gitter zur Fahrbahn von 1,45 Meter bis 1,80 Meter für einen Rad-/Gehweg im Zweirichtungsverkehr einen extremen Engpass dar. Völlig unverständlich sei die Funktion des ersten Gittersegmentes am Südportal des Tunnels. Die Aufpflasterung davor solle so geändert werden, dass man gradlinig in den Tunnel fahren könne, also stets die volle Sicht in den Tunnel habe.

Milsper Straße

Die FDP Gevelsberg setzt sich in einem Antrag an die Stadtverwaltung dafür ein, die Fahrradschutzstreifen entlang der westlichen Seite der Milsper Straße zu entfernen. Dabei macht sie sich außerdem für drei weitere Parkbuchten vor den Häusern Milsper Straße 56 bis 70 und die Einschränkung des dort bestehenden Parkverbots stark.

„Die auf der westlichen Seite der Milsper Straße eingerichteten Fahrradschutzstreifen nutzt kein Radfahrer“, begründet FDP-Ratsherr Dirk Rabenschlag den Vorstoß. „Dies liegt einerseits daran, dass der Weg auf der Milsper Straße Richtung Ennepetal aufgrund des steilen Anstiegs nach der Einmündung Südstraße nicht die erste Wahl für Radfahrer ist, die nach Ennepetal wollen.“

Radverkehr auch künftig im Fokus

Der Radverkehr soll auch bei der Entwicklung der Gevelsberger Innenstadt in den nächsten Jahre eine Rolle spielen. So sieht das sogenannte innenstadtverträgliche Verkehrskonzept als Teil des Entwicklungsprogramms „Gevelsberg 2030“ vor, den östlichen Teil der Mittelstraße vor der Sparkasse in Richtung Kölner/Hagener Straße (L 700) als Fußgängerbereich auszubilden, so dass dieser für Fahrzeuge nicht mehr befahrbar ist. „Hierdurch werden die Fuß- und Radwegeverbindungen und der Zugang zum Ennepebogen deutlich gestärkt“, heißt es dazu. Außerdem soll die Wittener Straße auf beiden Seiten Radstreifen bekommen.

Darüber hinaus entwickelt die Stadt wie berichtet ein Teilstück der Radtrasse „Von der Ruhr bis zur Wupper“. Dieses Teilstück – auch „Radweg unter dem Karst“ genannt – soll Radfahrerinnen und Radfahrer von der Haßlinghauser Straße bis zur Schwelmer Stadtgrenze führen und an den Teil der Radtrasse anschließen, den Straßen NRW entwickelt – aktuell am Viadukt im Stefansbachtal.

Andererseits sei es kein durchgehender Schutzstreifen, sondern mehrere „kleine Streifchen“, nach deren Ende man jeweils wieder in den fließenden Verkehr einscheren müsse. „Gerade das Wiedereinscheren nach dem Ende der Anlage ist aber bei allen Radfahranlagen eine besondere Gefahrenquelle“, sagt der Ratsherr. Die Stadt hat laut Rabenschlag durch die Anlage des Streifens nicht etwa Gefahren beseitigt, sondern für hypothetische Radfahrer, die diese Streifen benutzen würden, neue geschaffen.

„Man kann Herrn Rabenschlag Recht geben, dass der meiste Radverkehr über die Kölner Straße abgewickelt wird“, sagt Georg Schäfer, Sprecher des Fachforums Radverkehr zum FDP-Antrag. „Aber die Milsper Straße führt zum Bahnhof Ennepetal (Gevelsberg), wo es attraktive Verbindungen und auch Radboxen gibt.“ Über die jetzige Situation auf der Milsper Straße sei das Fachforum Radverkehr auch nicht glücklich, aber das sei immer noch besser, als gar keine Schutzstreifen dort zu haben.

Der Hauptausschuss hatte den Antrag in seiner jüngsten Sitzung zur Diskussion in den Ausschuss für Stadtentwicklung, Umwelt und Wirtschaftsförderung weitergegeben. Dieser tagt – Stand jetzt – das nächste Mal am 25. Oktober.