Gevelsberg. Die Gevelsberger Politik hat beschlossen, die Planungen für das Verkehrskonzept im Zuge von „Gevelsberg Zentrum 2030“ zu vertiefen.

Mit dem Start der politischen Sitzungen in dieser Woche ist auch ein elementares Thema der Stadtentwicklung wieder auf die Agenda gerückt: das Integrierte Entwicklungs- und Handlungskonzept (IEHK) Gevelsberg Zentrum 2030. Dazu gehört auch das abgestimmte Verkehrskonzept. Sowohl der der Ausschuss für Stadtentwicklung, Umwelt und Wirtschaftsförderung (StUWI), als auch der Hauptausschuss und der Rat setzten sich damit während der vergangenen Tage auseinander. Der Rat stellte am Donnerstag schließlich die Weichen für weitere Detailplanungen in Sachen innerstädtische Verkehrsführung.

Gevelsberger Innenstadt stark belastet

„Die aktuelle Verkehrssituation führt dazu, dass besonders der Durchgangsverkehr die zentralen Innenstadtbereiche stark belastet“, fasste Björn Remer, Fachbereichsleiter Stadtentwicklung und Umwelt bei der Stadt Gevelsberg, die Ausgangssituation im StUWI zusammen. Damit gemeint sind unter anderem die untere Wittener Straße, die Mauerstraße und die Mittelstraße.

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Die entsprechenden Vorlage der Verwaltung führt zudem die Wasserstraße als Barriere zwischen dem Haupteinkaufsbereich und dem Ennepebogen als Erholungsraum dar. Die Einbahnstraßenregelung der Wasserstraße habe außerdem zur Folge, dass die Innenstadt für Radfahrer nur bedingt erreichbar sei. Auf dieser Grundlage erstellte die Stadt mit dem Planungsbüro ein neues Verkehrskonzept für die Innenstadt. Das Verkehrsplanungsbüro Brilon, Bondzio und Weiser (BBW) führte zudem im September 2018 eine Verkehrszählung an relevanten Knotenpunkten durch.

Bessere Erreichbarkeit

Mit dem Verkehrskonzept setzt sich die Stadt sich das Ziel, verschiedene Bereiche im Zentrum miteinander zu verbinden und gleichzeitig den Verkehrsfluss und die Erreichbarkeit des Zentrums zu verbessern (wir berichteten).

Als zentralen Gedanken führt das Konzept an, den Verkehr auf der Wasserstraße in Gegenrichtung zu führen. Die Straße soll zudem als Landesstraße klassifiziert werden. Ebenfalls wichtig: Zwei Kreisverkehre sollen Linksabbiegebeziehungen vermeiden und dafür sorgen, dass der Verkehr in weiten Teilen der Wasserstraße mit einer Fahrspur je Richtung auskommt.

Geplant sind die Kreisel im nördlichen Bereich als Knotenpunkt Wasserstraße/Gartenstraße/Großer Markt sowie im südlichen Bereich als Knotenpunkt Wasserstraße/Mauerstraße/Milsper Straße. Über die zwei Kreisverkehre sollen die zentralen Parkplätze „Großer Markt“ und „Lusebink“ erschlossen werden. Diese müssten dann wegen der neuen Verkehrsführung modifiziert werden.

Kritische Punkte

Im Zuge der Konzepterstellung wurden die Kreuzungsbereiche Gartenstraße/Wasserstraße/Großer Markt und Gartenstraße/Wittener Straße/Körnerstraße besonders kritisch betrachtet. Das hat damit zu tun, dass die Leistungsfähigkeit dieses Teilabschnitts wegen der prognostizierten Verkehrsstärken und der geringen Abstände der Kreuzungspunkte hintereinander fraglich war. Das IEHK führt daher zwei weitere Alternativplanungen an.

So stimmten die politischen Gremien ab

In der Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung, Umwelt und Wirtschaftsförderung am vergangenen Montag votierten die Mitglieder einstimmig für eine Kenntnisnahme des abgestimmtes Verkehrskonzepts. Mehrheitlich stimmten sie auch dem Vorantreiben der Detailplanungen zu. Hier gab es eine Gegenstimme und zwei Enthaltungen (FWG/FDP und Grüne).

Der Hauptausschuss beschloss am Dienstag sowohl die Kenntnisnahme als auch die weiteren Detailplanungen einstimmig.

Der Rat der Stadt Gevelsberg beschloss am Donnerstag die Kenntnisnahme ebenfalls einstimmig. Die SPD-Fraktion, die CDU-Fraktion und Martina Dietz (FWG/FDP) stimmten für weitere Detailplanungen. Grüne, Linke und Sebastian Scheer (FWG/FDP) enthielten sich. Dirk Rabenschlag (FWG/FDP) stimmte dagegen.

Zur Erhöhung der Leistungsfähigkeit des Abschnitts bestünde grundsätzlich die Möglichkeit, einen halben Turbokreisel am Punkt Gartenstraße/Wasserstraße/Großer Markt zu errichten. Nachteil: Fußgänger und Radfahrer hätten das Nachsehen. Zweite Alternative wäre eine Ampelkreuzung. Dabei ließen sich die Signalanlagen der Knoten Gartenstraße/Wasserstraße/Großer Markt und Gartenstraße/Wittener Straße/Körnerstraße einfacher gemeinsam steuern.

Der Verkehrsfluss würde sich verbessern. Problem hierbei: Ein einfaches Wenden im Verkehrssystem wäre so nicht mehr ohne Weiteres möglich. Eine Verkehrssimulation zeigte, dass das Gesamtkonzept beim Bau eines normalen Kreisverkehrs in diesem Bereich am Nachmittag an seine Grenzen kommt. Durch den Kreisverkehr kann es zu einem Rückstau bis zum Kreuzungspunkt Mittelstraße/Wasserstraße und sogar bis zur Hagener Straße/Mittelstraße kommen.

In diesem Zusammenhang entstand die Idee, die untere Mittelstraße nicht nur in Fahrtrichtung Wasserstraße/Hagener Straße für den Autoverkehr zu sperren, sondern ebenfalls in Gegenfahrtrichtung Hagener Straße/Wasserstraße.

Bedenken geäußert

Die Buslinie 542 soll weiterhin die untere Mittelstraße in Fahrtrichtung Wasserstraße durch eine Vorrangspur befahren können. Radfahrer könnten den Abschnitt in beiden Richtungen befahren. Laut Konzept wären weder Turbokreisel noch Ampelkreuzung nötig. Der Fraktion Bündnis90/Die Grünen im Rat reichten die Ausführungen der Verwaltung zum Verkehrskonzept nicht. „Für uns ist nicht absehbar, was mit dem Radverkehr passiert“, sagte Fraktionsvorsitzender Wolfram Thiel. Man wolle sich deshalb bei der Abstimmung enthalten.

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Sebastian Scheer von der Fraktion FWG/FDP machte deutlich: „Die Lösung ist für uns nicht das Gelbe vom Ei. Die Planung bringt uns jede Menge Stau in die Stadt.“ Dirk Rabenschlag, ebenfalls FWG/FDP, äußerte auch Bedenken. „Es ist nicht so, dass ich in diesem Konzept nicht manch Schönes entdecken würde“, sagte er. „Aber wir lösen hier Probleme, die meines Erachtens nicht da sind, für eine Menge Geld.“

Modifikationen möglich

Bürgermeister Claus Jacobi entgegnete, dass Bedenken gegen das Verkehrskonzept schon im Vorfeld in den Fachausschüssen hätten eingebracht werden können. „Da hätten Sie die goldene Lösung anstoßen können, jetzt ist es ein wenig spät“, sagt Jacobi.

Rückendeckung bekam der Bürgermeister von seinem Stellvertreter Stefan Biederbick. „Man hat das Konzept ja schon geändert. Das haben Fachleute gemacht“, sagte dieser. „Jetzt haben wir hier ein Konzept unter Beteiligung vieler Bürger.“ Weiteren Detailplanungen jetzt nicht zuzustimmen schlage dem Fass den Boden aus.

Auf die Frage, ob nach einem Beschluss noch Modifikationen am Verkehrskonzept möglich seien, antwortete Jacobi: „Ja, man kann aber nicht von den Leitlinien abrücken, weil wir die Förderfähigkeit erhalten müssen.“

Das IEHK beinhaltet noch viele weitere Punkte zum Thema Verkehr,die in Ausschüssen und Rat ebenfalls diskutiert wurden. Der aktuelle Entwurfsstand ist auf der Seite der Stadt Gevelsberg unter www.gevelsberg.de/Wirtschaft/Planen-und-Bauen einsehbar.