Ennepetal. Soll die Ladenzeile am Büttenberg durch ein Haus mit 25 Sozialwohnungen ersetzt werden? Diese Frage beschäftigt die Politik in Ennepetal.
Soll die bestehende Ladenzeile an der Büttenberger Straße abgerissen und durch ein öffentlich gefördertes Mehrfamilienhaus mit fünf Geschossen und insgesamt 25 Wohnungen ersetzt werden? Diese Frage wurde in der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung und Wirtschaftsförderung kontrovers diskutiert. Da die Politiker noch Informationsbedarf geltend machten, wurde der Beschluss über die Einleitung eines Bauleitplanverfahrens verschoben.
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Um das Vorhaben überhaupt möglich zu machen, müsste der geltende Bebauungsplan Nr. 1 „Siedlung Büttenberg“ geändert werden. Der sieht für den Bereich ein Ladenzentrum mit einem Vollgeschoss vor. Diese Festsetzung stammt nach Angabe der Stadtverwaltung aus dem Jahr 1974. Intention sei die Unterbringung von Geschäftseinheiten zur Versorgung des Wohnquartiers. „Die Vermietungssituation für diese Objekte stellt sich seit geraumer Zeit sehr schwierig dar. Aufgrund der geringen Flächengrößen ist ein wirtschaftlicher Betrieb für einen Nahversorger sehr schlecht“, hieß es in der Beschlussvorlage der Verwaltung. Das nahegelegen EN-Zentrum (Marktkauf) mit seinem breiten Einzelhandelsangebot sei eine sehr starke Konkurrenz zu dem kleinen Bereich an der Büttenberger Straße.
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Mitte August ging bei der Stadt ein Schreiben eines Architekturbüros ein, wonach die derzeitige Eigentümerin die Liegenschaft auf ihren Sohn übertragen wolle, „damit dieser dort öffentlich geförderte Mietwohnungen für den eigenen Stand errichtet.“ Vorgesehen ist demnach ein Wohnhaus mit etwa 25 Wohneinheiten. Sowohl von der städtischen Wohnungsbauförderung als auch von der des Ennepe-Ruhr-Kreises habe es positive Rückmeldungen gegeben. Um Baurecht zu schaffen, stellte der Architekt den Antrag auf eine entsprechende Änderung des Bebauungsplans.
Verwaltung befürwortet Vorhaben
„Wir können uns das Vorhaben von der umgebenden Bebauung her vorstellen“, erklärte Stadtplaner Ulrich Höhl im Ausschuss. Das Grundstück ist von drei Seiten mit achtgeschossigen Wohnblocks umgeben, nördlich befinden sich viergeschossige Bauten. Insofern sei es „schon ein guter Übergang“, so Ulrich Höhl, wenn dazwischen ein fünfgeschossiger Bau gesetzt würde. Höhl betonte, dass das Vorhaben, öffentlich geförderte Wohnung zu schaffen, den Zielen und Schwerpunkten der erst kürzlich beschlossenen Fortschreibung des Handlungskonzepts Wohnen entspreche. Darin sind als Ziele unter anderem die Innenentwicklung durch Nachverdichtung im Bestand, Abriss und Ersatzneubau sowie die Schaffung von Wohnraum für einkommensschwache Haushalte genannt.
Keine Bedenken gegen Vorhaben an der Kehr
Wohlwollend zur Kenntnis nahm der Ausschuss die Bauvoranfrage des neuen Eigentümers, der das ehemalige Vereinsheim des Milsper TV zu einem Wohnhaus mit zwei Wohnungen umbauen und zudem einen großen Teil der brachliegenden Tennisplätze renaturieren will (wir berichteten).
Auch eine Bauvoranfrage zur Errichtung von zwei Wohnhäusern an der Straße Hilgenplatz (am Rande der Strückerberger Straße nahe der Stadtgrenze zu Gevelsberg gelegen) nahm der Ausschuss ohne Einwände zur Kenntnis.
Elmar Herrmann (SPD) erklärte, dass es in der Ladenzeile sicherlich einen Investitionsstau gebe, aber derzeit eine funktionierende Gastronomie und ein Supermarkt vorhanden seien. Er regte an, einen Ortstermin anzuberaumen. Sven Hustadt (Die Linke) schloss sich dem an und betonte, dass die Mieteinnahmen aus Wohnungen für den Eigentümer vermutlich höher seien als in der aktuellen Situation. „Es geht aber auch um die Lebendigkeit des Ortsteils.“ Wolfgang Proxa (CDU) meinte, dass die Ladenzeile oft leer gestanden habe und es erhebliche Konkurrenz durch den Marktkauf gebe. „Da haben wir doch mal ein Projekt, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen“, so Proxa. Und sein Parteikollege Gernot Klein äußerte die Hoffnung, dass eine neue Bebauung dort einen Impuls dafür gebe, dass auch der Bereich darum herum aufgewertet wird. Manfred Deneke (FWE) befürwortete das Bauvorhaben ebenfalls.
Ortstermin mit Investor
Anita Schöneberg (SPD) erklärte für ihre Fraktion, dass in diesem Fall zwei Seelen in einer Brust wohnen würden. Sie regte wie Thomas Braun (FDP) an, dass die Verwaltung im Gespräch mit dem Investor klären sollte, inwieweit Ladenlokale auch in einer neuen Bebauung Platz finden könnten. Stadtplaner Ulrich Höhl nahm im Nachgang bereits Kontakt zu dem Investor auf, der die Sitzung als Zuschauer verfolgt hatte. Dieser wolle sich über das Ansinnen Gedanken machen, ließ Höhl auf Anfrage dieser Zeitung wissen.
Letztlich beschloss der Ausschuss einstimmig, eine Entscheidung über die Bebauungsplanänderung auf die nächste Sitzung zu verschieben und in deren Vorfeld eine Besichtigung vor Ort anzusetzen. Dazu solle auch der Investor eingeladen werden.