Schwelm. Der Starkregen im Juli hat gezeigt, dass auch in Schwelm zum Hochwasserschutz nachgebessert werden muss. das ist zu tun.
Rund zwei Monate ist es her, seitdem das Tief „Bernd“ über Deutschland hinweggezogen ist und besonders in Nordrhein-Westfalen mit seinem Starkregen eine Spur der Verwüstung hinterlassen hat. In der Sitzung des Liegenschaftsausschusses nahm Bürgermeister Stephan Langhard die Gelegenheit wahr, den Feuerwehrkollegen in der Kreisstadt Dank und Anerkennung auszusprechen für ihren Einsatz auch in den Katastrophengebieten (wir berichteten).
Weitsichtige Planer in Vergangenheit
„Wir sind an dem Thema dran und verlassen uns nicht darauf, dass wir nur Glück hatten“, kündigte der Chef im Rathaus einen runden Tisch im Rathaus an, an dem ämterübergreifend der Hochwasserschutz in Schwelm diskutiert werden soll. Der Verwaltungschef lobte auch die „kluge und weitsichtige Planung“ von Politik und Verwaltung, die vor zehn und mehr Jahren die richtigen Entscheidungen für das heutige Abwasserbeseitigungskonzept gefällt hätten. Ohne dies wäre Schwelm nicht so gut durch das Starkregenereignis gekommen.
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In der für den 21. September anstehenden Sitzung des Verwaltungsrates der Technischen Betriebe Schwelm (TBS), die ab 17 Uhr im Ratssaal stattfinden wird, ist das „Starkregenereignis Bernd“ noch einmal Gegenstand der Tagesordnung. Eine Untersuchung des Wupperverbands spricht im Zusammenhang mit dem 14. Juli von einem Unwetterereignis, das statistisch nur einmal in 10.000 Jahren stattfindet. „Bei dem Unwetterereignis blieb die Stadt Schwelm erfreulicherweise von großen Schäden weitestgehend verschont“, so das Resümee von TBS-Geschäftsführerin Ute Bolte. Als Gründe nennt sie die vorausschauende Hochwasservorsorge der letzten Jahrzehnte mit Bau des Entlastungssammlers und die konsequente Weiterentwicklung der Kanalnetzsteuerung sowie die Bewirtschaftung des Kanalnetzes und der Rückhaltebecken.
Die Topographie des Stadtgebietes habe sich ebenfalls günstig ausgewirkt. So kann zum Beispiel das Niederschlagswasser der überstauten Talstraße im Bereich der Kreuzung Carl-vom-Hagen-Straße unmittelbar in die Schwelme abfließen und dann in die Wupper abgeschlagen werden.
Von Seiten des Wupperverbandes wird die Hochwasservorsorge für das Stadtgebiet Schwelm aktiv vorangetrieben. Mit Fertigstellung der Neuverrohrung der Schwelme auf dem Eisenwerksgelände in diesem Jahr konnte ein Nadelöhr, und damit eine potenzielle Überflutungsgefahr, minimiert werden. Für die Zukunft ist die Ertüchtigung des Vorwärmbeckens am Freibad sowie der Regenrückhaltebecken Am Brunnen und Oelkinghauser Straße geplant.
Zwar habe das Unwetter für die TBS ein deutliches Maß an Mehrarbeit gebracht, erfreulicher Weise jedoch keine großen Schäden angerichtet, so Ute Bolte in ihrem Bericht. Lediglich der Bereich Straßenreinigung habe die Wupperstraße aufwendig von Schlammmassen reinigen müssen. Die Schäden im Bereich Straßenbau beschränkten sich auf eine bereits vorgeschädigte Asphaltdecke „In der Weuste“, die durch das Unwetter unterspült wurde und auf rund 40 qm erneuert werden musste.
Auch das Stadtgrün vermeldet nur geringe Schäden. Im Martfelder Wald kam es zu Erosionsschäden bis max. 30 cm Tiefe auf einer Länge von rund 20 m. Hier soll für die Zukunft Abhilfe geschaffen werden, indem bestehende Querrinnen verbreitert und neue angelegt werden. In der Brambecke war ein Durchlass durch Treibgut verlegt. Dies wurde dem Wupperverband zur Beseitigung gemeldet.
Das Kanalnetz war voll ausgelastet und hat während des Starkregenereignisses bestimmungsgemäß rund 50 cbm/sec. Mischwasser Richtung Wupperstollen abgeschlagen. Das Klärwerk Schwelm wurde durch die Kanalnetzsteuerung der TBS vor Überflutung geschützt
Von zwölf Stellen im Stadtgebiet sind Meldungen von Bürgern eingegangen, die verstopfte Straßeneinläufe gemeldet hatten. Zu einem größeren Rückstau sei es im Bereich des Wendehammers Westfalendamm gekommen. Dort hatte sich der Notablauf des Einlaufbauwerkes mit Treibgut verlegt, so dass die Wassermassen überstauten und in einen Keller liefen. In der Königsberger Straße drohte eine Souterrainwohnung überflutet zu werden. Hier konnten die TBS-Mitarbeiter Abhilfe schaffen, indem die vorhandenen Straßeneinläufe von Treibgut gereinigt wurden.
Aus den Einsätzen konnten Erkenntnisse über Verbesserungsmöglichkeiten sowohl am Bauwerk Westfalendamm, als auch an dem Rückhaltebecken Königsberger Straße gewonnen werden. Die Maßnahmen wurden bereits in Auftrag gegeben und werden zurzeit umgesetzt. In die anstehende Überarbeitung bzw. Neuaufstellung des Generalentwässerungsplanes werden die Erkenntnisse aus zurückliegenden Unwetterereignissen einfließen.
Wassersensible Planung in Zukunft
„Insbesondere bei der Stadtplanung wird eine ,wassersensible Planung‘ in den Fokus rücken müssen“, schreibt Ute Bolte weiter. Dabei sei nicht nur die Betrachtung der Wasserwege im Falle eines Hochwasserereignisses und das damit verbundene Gefährdungspotenzial von Bedeutung, sondern auch die Schaffung eines guten Wohnumfeldes durch Ansiedlung von Bäumen im öffentlichen Verkehrsraum unter Nutzung des anfallenden Oberflächenwassers zur Bewässerung.