Ennepetal. Im Januar 2004 wütete am Eingangsportal der Innenstadt ein Feuer. Kaufversuch der Verwaltung scheiterte
Niemand hatte ernsthaft damit gerechnet, dass Haydar Arslan sein Versprechen tatsächlich einhält. Dementsprechend hält sich die Überraschung in der Stadt Ennepetal in ganz engen Grenzen, dass keinerlei Fortschritt an dem Hotel Lion auszumachen ist, das sich seit Jahren an exponierter Stelle in der Stadt bereits wieder in Richtung Ruine entwickelt. Doch hätte sich die Stadt das ganze Theater ersparen können, weil sie das Grundstück bereits vor 15 Jahren hätte kaufen können? Diesbezüglich gibt es gegensätzliche Versionen der Geschichte.
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Dies sagt Rolf Hüttebräucker, Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler und in dieser Funktion auch damals schon mitten im Geschehen zwischen Politik und Verwaltung. „Als das Haus damals abbrannte, ist es im Besitz der Familie Jesinghaus gewesen“, sagt Rolf Hüttebräucker. Der damalige Bürgermeister Michael Eckhard – ohnehin bekannt dafür sparsam zu sein und nur sehr ungern im Namen der Stadt Immobilien zu erwerben – hätte den Auftrag der Politik gehabt, die Immobilie für 200.000 Euro zu kaufen. Ali und Haydar Arslan hätten aber mehr geboten, nicht zuletzt ihre guten persönlichen Kontakte zur Familie Jesinghaus genutzt, um die Stadt Ennepetal auszustechen. Dies hätte Michael Eckhard und seinen späteren Nachfolger im Amt, Wilhelm Wiggenhagen, der damals noch Fachbereichsleiter für Stadtentwicklung und Wirtschaft war, aber nicht gestört, weil diese ohnehin kein großes Interesse an einem Kauf gehabt hätten. Dies bestätigt auch Volker Rauleff, damals wie heute SPD-Fraktionsvorsitzender: „Das Interesse der Verwaltung, Gebäude zu kaufen, war zu jener Zeit nicht sehr groß.“
Spielhalle ein Dorn im Auge
Spurensuche in der Vergangenheit. „Freie Wähler und SPD wollten damals immer gern Immobilien in Milspe erwerben. Michael Eckhard hat die Stadt aber sehr sparsam geführt“, sagt Wilhelm Wiggenhagen, der jedoch betont: „In diesem Fall war die Sache anders. Wir wollten diese Immobilie unbedingt haben und haben uns immer wieder auch später um einen Kauf bemüht.“ Die Taktik der Stadt Ennepetal sah vor, über diesen Weg an die Spielhalle in dem Komplex zu gelangen, die den Verantwortlichen schon lange ein Dorn im Auge war und vom Feuer verschont geblieben war.
Dieses wütete am 18. Januar 2004. Bis klar war, dass die Versicherung der Familie Jesinghaus 189.000 Euro zahlen würde, verstrichen viele Monate. Das nächste markante Datum, das beim Streifzug durch die Vergangenheit ins Auge fällt, ist der 26. Oktober 2006. An diesem Tag beschäftigte sich der Rat der Stadt Ennepetal mit der Thematik und beschloss, die Immobilie zu erwerben. Verhandlungspartner war die MACO Vermögensverwaltungs KG, deren Gesellschafter Dirk Jesinghaus war und ist. Doch der verkaufte am 29. November – der Tag der notariellen Beurkundung – an Familie Arslan. „Wir haben in persönlichen Terminen und zahlreichen Telefonaten versucht, ihn davon abzubringen“, erinnert sich Wilhelm Wiggenhagen. Die einzige Möglichkeit aus Sicht von Dirk Jesinghaus: Er verkauft nur an die Stadt, wenn diese mögliche Schadensersatzansprüche der Arslans übernimmt. Damit waren die Verhandlungen gescheitert.
Arslan ruft utopische Summe auf
„Ich betone noch mal: Wir hätten dieses Grundstück liebend gern gekauft“, sagt Wilhelm Wiggenhagen, der später, als er selbst Bürgermeister war, noch einen weiteren Anlauf nahm, das Portal-Grundstück zur Innenstadt von den Arslans zu kaufen. Die sollen jedoch eine utopische Summe von mehr als 1,5 Millionen Euro aufgerufen haben. „Was wir auch versucht haben, wir sind gegen diesen Schandflecken nicht angekommen“, sagt Wiggenhagen.
Der ist seit sechs Jahren nicht mehr im Amt, doch bis zum zwischenzeitlichen Baufortschritt hat sich an der Voerder Straße nicht viel getan. Nach der jüngsten Berichterstattung hat sich Haydar Arslan zwar bei der Stadt Ennepetal gemeldet und mitgeteilt, er wolle einen Termin für eine Begehung ausmachen und eine Woche später auf Nachfrage der Verwaltung dieses Vorhaben bekräftigt, doch passiert ist nichts. Sehr zum Leidwesen der Stadt, die ein ungebrochenes Interesse daran hat, diesen Schandfleck zu beseitigen. Klar dürfte sein, das Versprechen des Haydar Arslan noch in diesem Jahr zu eröffnen, wird dieser wohl nicht einlösen.