Ennepe-Ruhr. Am 24. September findet die Ausbildungsmesse in Ennepetal statt: Bewerbungs-Experte gibt wichtige Tipps, die helfen, den Wunsch-Job zu bekommen.
Noch nie waren gute Auszubildende bei den Unternehmen so begehrt wie aktuell – noch nie hatten es junge Leute gleichermaßen so schwer, einen Fuß in die Tür der Firmen zu bekommen. Schließlich hat die Pandemie Praktika seit mehr als einem Jahr so gut wie unmöglich gemacht. Da tritt die Ausbildungsmesse auf den Plan, die nach Corona-Pause, am Freitag, 24. September, wieder in der Fahrzeughalle der VER in Ennepetal stattfindet. Viele Unternehmen der Region sind vor Ort – allesamt potenzielle Arbeitgeber.
Diese Zeitung, die seit dem ersten Tag Medienpartner der größten nicht kommerziellen Ausbildungsmesse Deutschlands ist, fragt im Vorfeld: Wie bereitet man sich als Bewerber am besten auf diesen Tag und auf seine Gespräche vor? Und wie geht es danach weiter? Achim Gilfert weiß genau, worauf man achten muss, wenn man auf der Suche nach der passenden Ausbildung ist. Der Bildungswissenschaftler der EN-Agentur sagt: „Weil alle Menschen unterschiedlich sind, gibt es kein falsch oder richtig bei einer Bewerbung.“
Wie findet man überhaupt den richtigen Job für sich?
Fast alle Menschen sagen, sie wünschen sich im Leben Zufriedenheit. Zu finden, was einem gefällt, hört sich sehr einfach an, ist aber schwer. Man sollte sich überlegen, was man gemacht oder gesehen hat und wobei das Gefühl von Zufriedenheit aufgekommen ist. Dann weiß man schon ungefähr, in welche Richtung man schauen sollte.
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Woran erkennt man einen guten Ausbildungsbetrieb?
Ein guter Ausbildungsbetrieb ist stolz auf seine Auszubildenden, spricht positiv über Ausbildung und bietet Perspektiven. Vor dem Gespräch sollte man im Netz schauen, Informationen sammeln. Im Gespräch können folgende Fragen gestellt werden, die einem wertvolle Hinweise geben: Sind Ihre Auszubildenden zufrieden hier? Schaffen die das? Was passiert, wenn ich mal Schwierigkeiten habe? Warum bilden Sie aus?
Wie kann ich mich auf ein Bewerbungsgespräch vorbereiten?
Bewerber sollten davon ausgehen, dass der Gesprächspartner wissen möchten, warum man sich für die Ausbildung interessiert. Sie möchten den Bewerber als Menschen kennenlernen, um einzuschätzen, ob man zueinander passt. Die Vorbereitung auf ein Bewerbungsgespräch ist daher eine Beschäftigung mit einem selbst. Man kann nie wissen, was die Gesprächspartner wirklich erwarten, es sei denn, sie formulieren eine Frage konkret, wie zum Beispiel: Haben Sie schon einmal ein Praktikum als Tischler oder in der Altenpflege gemacht? Auf die Frage ,Warum haben Sie sich bei uns beworben?’, da sollte die Antwort authentisch sein, man sollte nicht raten, was die anderen hören wollen. Zur Vorbereitung: Man sollte sich fragen, was einen auszeichnet. Man darf selbstbewusst sein, aber nicht arrogant. Und man sollte sich nicht mehr als drei Sachen merken. Denn die Aufregung im Gespräch führt meist dazu, dass man sich nicht mehr erinnert, was man sagen möchte. Am besten die Fragen vorher aufschreiben. Man sollte sich ein Blatt oder das Handy mitnehmen und Notizen machen.
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Darf man zeigen, dass man nervös ist?
Selbstverständlich. Fast alle Menschen sind in neuen und unbekannten Situationen nervös. Egal ob Jung oder Alt. Wenn man versucht, die Nervosität krampfhaft zu verbergen, dann gibt der Körper trotzdem Signale, die die Gesprächspartner erkennen. Man kann sicher sein, dass die Nervosität automatisch nach kurzer Zeit vergeht.
Welche Fragen muss man nicht beantworten?
Hier gibt es klare Regelungen. Darunter fallen Fragen zu Religion, Geschlecht, Gesundheitsfragen (mit Einschränkungen) oder auch Fragen zur Familienplanung. Allerdings kann man trotzdem ohne Ja und nein antworten: ,Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht.’ oder ,Damit beschäftige ich mich später’.
Welche Fehler darf man im Rahmen eines Bewerbungsverfahrens nie machen?
Dazu gehört schlechtes Reden über andere oder Respektlosigkeit gegenüber den Gesprächspartnern oder auch anderen Lebensweisen und Menschen gegenüber. Lügen und vorspielen falscher Tatsachen ist genauso ein Fehler. Damit sind die Gespräche umgehend beendet. Egal wie das Gespräch verläuft: Man sollte sich für das Gespräch, die Zeit und Aufmerksamkeit bedanken. Man sieht sich immer mehrmals im Leben.
Wenn man noch keine Rückmeldung hat. Wann kann man nachfragen und bei wem?
Wenn man auf eine schriftliche Bewerbung keine Rückmeldung erhält, sollte man spätestens nach sieben Tagen dort anrufen, ob die Bewerbung angekommen ist. Wenn man nach einem Gespräch keine Rückmeldung erhält, dann ebenfalls nach spätestens sieben Tagen die Gesprächspartner anrufen und fragen, wann man mit einer Antwort rechnen kann.
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Was, wenn es Absagen gibt?
Hier habe ich eine eindeutige Antwort. Ich weiß, dass viele Jugendliche oft bei Absagen denken, sie hätten Fehler gemacht oder es läge direkt an ihnen selbst. Das ist aber nicht der Fall, es sei denn, man verhält sich respektlos. Die Rahmenbedingungen verursachen die Absage. Danach sollte man einfach weitermachen und den nächsten Betrieb fragen.
Soll es eine Papier- oder Online-Bewerbung sein? Oder doch lieber ein Anruf?
Das kommt darauf an. Es gibt Firmen, die möchten eine Papierbewerbung, andere eine Onlinebewerbung als E-Mail oder über ihr eigenes Bewerbungssystem haben. Auf jeden Fall ist ein Anruf - gerade bei kleinen und mittleren Betrieben - das Beste.
Zur Person und Veranstaltung
Achim Gilfert, 56 Jahre aus Witten. Er ist verheiratet und hat drei Kinder (23, 6 und 3 Jahre).
Beruflicher Werdegang: Industrieschlosser, Handwerksmeister Maschinenbau, Bildungswissenschaftler, Master Mediation
Am Freitag, 24. September, öffnet die „Berufsbildungsmesse Zukunft-EN“ ihre Türen in Ennepetal. Das Busdepot der Verkehrsgesellschaft Ennepe-Ruhr ist von 8.30 bis 16.30 Uhr für Unternehmen, die ihre Angebote vorstellen und ihre Fachkräfte für morgen finden wollen, geöffnet. Eine zweite Veranstaltung ist eine Woche später in Hattingen geplant.
Für Ennepetal haben 75 Unternehmen aus Industrie, Handwerk, Dienstleistung sowie Kreis- und Stadtverwaltungen und weitere Behörden Stände gebucht.
Es sind Schüler aus 27 Haupt-, Gesamt-, Real- und Förderschulen, Gymnasien und Berufskollegs eingeladen.
Zutritt gibt es nur mit Termin sowie einem negativen Schnelltestergebnis. Letzteres gilt ausdrücklich auch für Geimpfte und Genesene. Mehr Informationen unter www.zukunft-en.de
Wie sieht das perfekte Anschreiben aus?
Man sollte höflich schreiben, aber nicht künstlich. Man sollte konkret werden, schreiben, welcher weitere Schritt wichtig wäre, zum Beispiel ein Gespräch. Man sollte sich außerdem kurz halten. Wenn einem das Geschriebene gefällt und man sich gut damit fühlt, dann ist es ein perfektes Anschreiben. Eine Bewerbung ist ein Prozess. Das Ziel der schriftlichen Bewerbung ist nur, zu einem Gespräch eingeladen zu werden. Das Gespräch selbst folgt dann ganz anderen Regeln. Der wichtigste Punkt ist, dass man das, was man schreibt, sich auch in der eigenen Person wiederfinden muss. Eine Bewerbung soll Werbung für einen machen. Wichtig ist zu sagen, warum man diese Ausbildung machen möchte. Wenn das Gespräch stattfindet, kann man alles andere erzählen.
Was gehört in eine Bewerbung?
Das ist eine sehr wichtige Frage, für die genauso gilt: Verschiedene Betriebe erwarten verschiedene Sachen in einer Bewerbung. Was aber in meinen Augen für alle gilt, ist der Lebenslauf. Man sollte diesen so erstellen, dass er einem gefällt. Wichtig sind: Name, Anschrift, Schule, Praktika. Wer die Eltern angeben will, sollte auch den Beruf dazu schreiben. Vor allen Dingen sollte die Telefonnummer notiert werden, Social Media-Kontakte oder auch eine E-Mail-Adresse. Darunter sollte man auch tatsächlich erreichbar sein.