Gevelsberg. Auf der Helferkonferenz in Gevelsberg hat die Stadt eine hohe Schadensbilanz gezogen. Ein Netzwerk koordiniert Hilfsangebote.

Es sind Zahlen, die betroffen machen, weil sie das ganze Ausmaß der Katastrophe verdeutlichen: Auf sehr grob zehn Millionen Euro schätzt die Stadt Gevelsberg den Schaden, den das Hochwasser an ihrer Infrastruktur angerichtet hat. Ebenfalls sehr grob geschätzte zwei Millionen Euro Schaden haben Privatleute der Verwaltung bisher gemeldet. Und klar ist: Das ist längst nicht alles.

Es gibt aber auch eine Zahl, die Hoffnung macht: 200.000 Euro. So hoch ist die Summe der bislang beim Verein Taubenväter eingegangenen und Bürgermeister Claus Jacobi noch zugesagten Spenden. Bekanntgegeben haben sie das am Dienstagnachmittag bei der Helferkonferenz.

+++ Fotos vom Hochwasser in Gevelsberg +++

Diese hatten die Verantwortlichen kurzfristig einberufen, um den Betroffenen zu helfen und eine gesellschaftlich breit angelegte Unterstützungsaktion vorzubereiten. Erschienen waren Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Kirche und verschiedenen Hilfsorganisationen, die in der Stadt tätig sind, kurzum aus allen Bereichen der Gevelsberger Gesellschaft.

Feuerwehr Gevelsberg im Dauereinsatz

Im Zuge der Konferenz gab auch Rüdiger Kaiser als stellvertretender Leiter der Gevelsberger Feuerwehr noch einmal Einblicke in das, was die Einsatzkräfte vom Beginn des Unwetters an und in den darauffolgenden Tagen geleistet haben.

176 Einsätze hatte die Feuerwehr in Gevelsberg zwischen Mittwochnachmittag und Freitagabend vergangener Woche zu bewältigen. Die Schwerpunkte lagen dabei im Bereich Rocholz, am Hammerteich und an der Hagener Straße. Auch die Firma ABC, der Bereich Vogelsang und das frühere Seniorenheim Curanum standen im Fokus der Retter.

Vertreter der Stadt Gevelsberg, der Feuerwehr und vom Verein Taubenväter geben während der Helferkonferenz in der Aula West ein Bild der Hochwasserlage.
Vertreter der Stadt Gevelsberg, der Feuerwehr und vom Verein Taubenväter geben während der Helferkonferenz in der Aula West ein Bild der Hochwasserlage. © WP | Max Kölsch

Ebenfalls betroffen waren das Umspannwerk der AVU am Rocholz und infolgedessen ein Schweinemastbetrieb in Asbeck. Dort drohten die Tiere durch den Stromausfall zu verenden. Mit insgesamt 105 Kräften war die Feuerwehr Gevelsberg im Einsatz. Dabei sei ein Feuerwehrmann zum Glück nur leicht verletzt worden.

Die Arbeit sei am Freitagabend aber noch nicht vorbei gewesen, wie Rüdiger Kaiser erklärte. „Danach mussten wir die Geräte wieder reinigen und die Einsatzbereitschaft wieder herstellen, das hat das ganze Wochenende gedauert“, so der stellvertretende Feuerwehrchef. „Die Nächte waren kurz, unser Personal hat das aber gut weggesteckt.“

Brücken müssen wohl neugebaut werden

Bürgermeister Claus Jacobi dankte Kaiser stellvertretend für die gesamte Feuerwehr ausdrücklich für den unermüdlichen Einsatz. „Danke für das Lob, wir haben gerne geholfen, das ist unsere Aufgabe“, freute sich Kaiser, der die Gelegenheit nutzte, der Stadt auch für die entsprechend gute Ausrüstung in den vergangenen Jahren zu danken.

Björn Remer, Fachbereichsleiter Stadtentwicklung und Umwelt bei der Stadt Gevelsberg, gab im Anschluss einen Überblick über die durch das Hochwasser entstandenen Schäden. „Wir haben am Donnerstag mit den Technischen Betrieben eine Bestandsaufnahme der kommunalen Infrastruktur gemacht“, erklärte Remer. Er berichtete unter anderem von rund einer Million Euro Schaden an Straßen, 350.000 Euro Schaden an Schulgebäuden und circa sechs Millionen Euro Schaden an Brückenbauwerken.

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So sei unter anderem die Mittelstraßen-Brücke an der Sparkasse beschädigt, die Talbahnbrücke und die an der Vogelsanger Straße müssten wohl neugemacht werden.

Um die 300.000 Euro Schaden durch beschädigte Böschungen und Befestigungen in Uferbereichen führt Björn Remer ebenfalls auf. Unter dem Punkt „sonstige Infrastruktur“ sind weitere 250.000 Euro Schaden verbucht, darunter fallen auch die Schäden im Stadion Stefansbachtal.

Netzwerk koordiniert Hilfsangebote

Akut einsturzgefährdete Gebäude gebe es nicht. „Wir haben aber auch noch keinen Fachgutachter durchgeschickt“, so Remer. Ein Statiker habe sich im Rocholz-Bereich ein Gebäude angesehen, habe dieses aber freigegeben. Bürgermeister Claus Jacobi geht davon aus, dass die Kosten im Nachgang des Hochwassers noch weiter steigen werden.

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Generell stehe die Frage im Raum, wie es nun weitergehe. Vor diesem Hintergrund verwies Jacobi auch auf die sogenannte Helferbörse des Vereins „Willkommensinitiative Gevelsberg“. In Zusammenarbeit mit der Stadt Gevelsberg bietet dieser eine Plattform, um Hilfsangebote zu bündeln und zu koordinieren.

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Gezielt gesucht werden helfende Hände, Elektriker, Maler, Installateure und dergleichen. Wer also handwerklich begabt ist, kann sich bei der Stadt melden. Ganz einfach geht das über die Internetseite der Stadt www.gevelsberg.de. Dort ist ein Formular zu finden, dass direkt online ausgefüllt und abgeschickt werden kann. Anzugeben sind Name, Kontaktdaten und die Leistung, die angeboten wird.

„Als Stadt könnten wir die Hilfe ohne das Ehrenamt nicht stemmen“, kommt Claus Jacobi nicht umhin, festzustellen.