Gevelsberg. So sollen die Spenden zu den Opfern des Hochwassers in Gevelsberg gelangen. Hilfsbereitschaft ist enorm.

Menschen stehen vor den Trümmern ihrer Existenz. Eine Versicherung hatten viele nicht, die besonders hart vom Hochwasser in Gevelsberg getroffen sind. Doch sie sind nicht allein. Hilfsbereitschaft und Zusammenhalt in der Bevölkerung sind herausragend. Bereits nach weniger als einer Woche belaufen sich die eingegangenen und zugesagten Spenden für die Aktion „Gevelsberg hilft!“ auf fast 200.000 Euro. „Das ist einfach großartig“, sagt Klaus Bärenfänger, Schatzmeister des Vereins „Taubenväter – Menschen helfen Menschen“, über den das Geld eingesammelt und verteilt wird. Doch wie läuft das konkret?

+++ Fotos vom Hochwasser in Gevelsberg +++

Dass die Taubenväter mit ihrem guten Ruf und ihrem ureigenen Satzungszweck, Menschen die in Gevelsberg und Umgebung in Not geraten sind, schnell und unbürokratisch zu helfen, diejenigen sind, die die finanzielle Fluthilfe vor Ort abwickeln, ist von Bürgermeister Claus Jacobi bewusst gesteuert worden. „Wir als Stadt buchen erst die Grundbesitzabgaben ab und wollen dann Spenden – das würde nicht funktionieren. Den Taubenvätern hingegen bringen die Menschen gerechtfertigt ein maximales Vertrauen entgegen“, sagt das Stadtoberhaupt im Gespräch mit der Redaktion. Zweiter wichtiger Punkt: Eine Behörde muss sich an unzählige Vorschriften halten. Bis das Geld bei den Betroffenen ist, dauert es so möglicherweise sehr lange.

Hilfe aus ganz Deutschland

Klaus Bärenfänger, Schatzmeister der Taubenväter.
Klaus Bärenfänger, Schatzmeister der Taubenväter. © Privat | Privat

Dass diese Entscheidung richtig war, zeigt die enorme Resonanz, die die Menschen bislang auf die Aktion zeigen. „Ständig haben wir Geldeingänge auf unserem Konto“, sagt Bärenfänger. Sprach er im Rahmen der Helferkonferenz am Dienstag noch von 64.000 Euro, die dort eingegangen waren, belief sich die Spendensumme nur knapp 24 Stunden später bereits auf 108.158,85 Euro, die sich aus 608 Einzelspenden zusammensetzten. „Dazu kommen aber noch zahlreiche Großspenden“, sagt Bärenfänger, der in ständigem und engem Austausch mit der Stadtverwaltung steht. So hat allein die Hans-Grünewald-Stiftung 50.000 Euro zugesagt, die Sparkasse 10.000 Euro. Tim Leweringhaus vom Vorstand des Bauvereins kündigte an, dass der Bauverein Gärtner und Handwerker zur Unterstützung der Betroffenen freistellen wolle. Außerdem deutete er an, dass Wohnungen zur Verfügung gestellt werden könnten. Gevelsbergs Hammerschmied Bernd Matthäi hatte bei sich in der Firma außerdem 2000 Euro für die Betroffenen gesammelt. Addiert lief die Spendensumme den 200.000 Euro entgegen.

Dies alles wird aber wohl nicht ausreichen, um all die Schäden abzudecken. Man führe sich nur vor Augen, was schon eine günstige Küche kostet – dutzende müssen ersetzt werden.

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Um diese Summe weiter zu steigern, unterstützt diese Zeitung die Aktion „Gevelsberg hilft!“ nicht nur mit Reichweite. Auch die Funke Mediengruppe wird auf das Konto der Taubenväter einzahlen. Außerdem haben die Freunde aus der Zeitungslandschaft der Sächsischen Zeitung und des Schleswig-Holsteiner Zeitungsverlags bereits sechsstellige Summen zusammengetragen, um die Flutopfer zu unterstützen. Auch aus diesen Töpfen – so zumindest die Ankündigung – wird Geld auf das Taubenväter-Konto fließen.

So gibt es Hilfsgelder

Doch die drängendsten Fragen lauten: Wer bekommt eigentlich wann wie viel? Und wo müssen sich Betroffene melden, wenn sie meinen, dass ihnen finanzielle Hilfe für Überschwemmungsopfer in Gevelsberg zukommen sollte? „Wir müssen noch einige Detailfragen klären, aber grundsätzlich sollen zwei Wege möglich sein: Die Helfer werden auf Hilfsbedürftige aufmerksam, aber diese müssen sich auch selbst bei uns melden können“, sagt Klaus Bärenfänger. Eine Kommission aus Taubenvätern, und denjenigen, die bei der Stadtverwaltung ganz eng mit den Opfern beispielsweise in den Notunterkünften zusammenarbeiten, soll schnell und bedarfsgerecht entscheiden.

Tonnen von Müll hat die Überflutung produziert, darunter lebensnotwendige Dinge, die den Menschen nun fehlen.
Tonnen von Müll hat die Überflutung produziert, darunter lebensnotwendige Dinge, die den Menschen nun fehlen. © WP / Stefan Scherer | Stefan Scherer

Ansprechpartner für die Flutopfer, die finanzielle Hilfe benötigen, sind laut Klaus Bärenfänger das Büro des Bürgermeisters unter der E-Mail-Adresse bdb@stadtgevelsberg.de und er selbst unter der E-Mail-Adresse baere-gevelsberg@gmx.de.

Ob die Taubenväter aus ihren Rücklagen noch etwas zusteuern, hänge davon ab, wie notwendig das Geld am Ende sein wird. „Wenn ein paar Tausend Euro fehlen, helfen wir sofort“, sagt der Finanzminister des caritativen Vereins. Das Spendenaufkommen sei seit Beginn der Pandemie auch nur unwesentlich zurückgegangen. Aber: „Wir finanzieren einen überwiegenden Teil unsere Hilfe über Veranstaltungen. Da sind natürlich ohne Party, ohne Sommerfest und so weiter fünfstellige Summen weggebrochen.“ Dennoch wollen die Taubenväter in diesem Jahr wieder eine Spenden-Gala veranstalten, nachdem diese im Jahr 2020 ausfallen musste. Dort wird mit Sicherheit auch die Fluthilfe ein dominierendes Thema sein – die größte Soforthilfemaßnahme für Menschen vor Ort die die Taubenväter jemals koordiniert haben.