Gevelsberg. Viele bleiben nach dem Hochwasser auf Zehntausenden Euro Schaden sitzen. Experte Sören Vogt erläutert, welche Versicherungen notwendig sind.

Angela Barth, die am Rocholz in Gevelsberg wohnt, ist völlig verzweifelt. Die Angst vor der Zukunft schwingt in ihren Worten, mit denen sie die Fotos beschreibt: „Das ist aus meiner Wohnung, die ich erst vor einem Jahr bezogen und neu möbliert habe. Ich stehe mit meinen Kindern vor dem Nichts.“ Die Frage, die sich die Mutter und so viele andere Flutopfer aktuell stellen, lautet: Zahlt jemand meinen Schaden und wenn ja: Wer? Sören Vogt von der Gevelsberger Provinzialagentur, die er gemeinsam mit André Merken betreibt, erläutert, wie sich ein jeder gegen Hochwasser versichern sollte; aber auch, wo die Grenzen liegen und wer keine Chance hat, sich gegen Hochwasser abzusichern.

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Sören Vogt wohnt in Breckerfeld, ist selbst bei der freiwilligen Feuerwehr. Er war bis in die tiefe Nacht hinein selbst in der hoch gelegenen Stadt im Einsatz, bevor er am nächste Morgen mit den Kollegen einen Schaden nach dem anderen in Augenschein nahm. „Wichtig ist: Wer nicht versichert ist, der bekommt auch kein Geld. Wer versichert ist, bekommt alle seine Schäden auch bezahlt“, sagt Vogt. Bei den Menschen ohne Versicherung ruht nun die Hoffnung auf der Hilfsaktion, die der Verein „Taubenväter – Menschen helfen Menschen“ gemeinsam mit der Stadt Gevelsberg organisiert. Unabhängig von der Versicherungsgesellschaft gelten beim Hochwasserschutz einige Grundregeln.

Selbstbewohnte Immobilie

Zur Gebäudeversicherung muss eine Elementarversicherung hinzugebucht werden. „Hochwasser ist neben Feuer, Leitungswasser, Sturm und Hagel eine Zusatzleistung, wie beispielsweise Graffiti“, sagt der Versicherungsmakler. Diese Versicherung übernimmt alle Schäden am Gebäude, im Gebäude und an den Nebengebäuden. Das beginnt bei statischen Geschichten geht über Dinge wie Böden und Tapeten bis hin zu den zusätzlichen Stromkosten für Trocknungsgeräte.

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Als zweites ist eben dieser Elementarzusatz auch bei der Hausratversicherung notwendig. „Die ist keine Pflichtversicherung, aber wer Schäden durch Hochwasser ersetzt haben will, die sich am Hausstand ereignen – also an allem Beweglichen im Haus –, der muss auch hier zusätzlich diesen Passus mit in seine Versicherung aufnehmen“, sagt Vogt.

Mieter und Vermieter

Für das Gebäude selbst ist der Vermieter zuständig. Als Mieter deckt ebenfalls der zusätzliche Passus der Elementarversicherung bei der Hausratversicherung die Hochwasserschäden, wie sie nun in Gevelsberg so viele Menschen betreffen, ab. Allerdings gibt es hier noch einen Kniff, der durchaus zu beachten ist: „Wenn ich selbst streiche oder Böden verlege, ist es auch als Mieter meine Versicherung, die dafür aufkommen muss“, erläutert Sören Vogt. Habe der Vermieter hingegen alles renoviert, fällt dies auch in seinen Versicherungsschutz. Heißt: Möglicherweise gucken Mieter in die Röhre, wenn der Vermieter keine Elementarversicherung abgeschlossen hat. „Das einzige, was Sinn macht, ist, wenn beide Seiten eine Elementarversicherung abgeschlossen haben“, sagt Vogt.

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Die Grenzen

Doch Vorsicht: So einfach bekommt nicht jeder eine Versicherung. „Es gibt in Deutschland zahlreiche Stellen, die gegen Elementarschäden nicht versicherbar sind“, sagt Sören Vogt. Ob diese auch in Gevelsberg existieren wisse er nicht genau. Klar sei aber, dass auch die Stadt Gevelsberg, wie alle anderen in Deutschland nach Elementarzonen klassifiziert ist. „Das kann sich innerhalb von nur wenigen Metern drastisch unterscheiden“, sagt der Versicherungsexperte. Jede Versicherung arbeitet nach diesem Muster und das heißt: Je schlechter die Elementarzone, desto höher die Versicherungsprämie. Diese bringt aber immer wieder Mieter und Eigentümer an ihre finanziellen Grenzen, weshalb sie sich gegen eine Versicherung entscheiden. „Bis jetzt haben wir – und ich glaube das gilt auch für andere – immer Individuallösungen gefunden“, sagt Sören Vogt, dessen Agentur aktuell vermehrt Anfragen nach Elementarschutz ereilen. Es gelte der Leitsatz: Eine Versicherung muss Risiken abdecken, die richtig weh tun. Dies ist laut Sören Vogt beim Hochwasser ganz klar gegeben.