Gevelsberg. Bis zu 40 Stunden im Dienst: In einem beispiellosen Kraftakt hat die Feuerwehr die Stadt Gevelsberg beim Hochwasser vor Katastrophen bewahrt.

Duschen. Bett. So sah das Programm für Feuerwehrleute der Stadt Gevelsberg aus, nachdem sie vom Hochwassereinsatz zwischendurch mal kurze Ruhephasen zu Hause hatten oder tatsächlich den Einsatz beenden konnten. In einer kaum greifbaren Energieleistung – einige haben fast 40 Stunden durchgearbeitet – haben die Männer und Frauen massive Katastrophen verhindert. Doch das mit Abstand Wichtigste formuliert der stellvertretende Feuerwehr-Chef Rüdiger Kaiser am Freitagmittag: „Alle sind unverletzt aus den Einsätzen zurückgekehrt.“

+++ Gevelsberg: Firma ABC drohte in die Luft zu fliegen +++

Nach und nach arbeitete die Wehr noch die letzten Einsätze ab, die Dramatik hatte sich im Laufe des Donnerstags gelegt, doch vor allem mit voll gelaufenen Kellern, in die nicht mehr der Regen, sondern nun das Grundwasser eindrang, hatten die Männern nun zu kämpfen. Nachdem die Wehr die Firma ABC vor einer verheerenden Explosion bewahrt hatte, ebenso das Umspannwerk der AVU vor der Überflutung gerettet hatte (wir berichteten), waren die größten Einsatzorte an der Mühlenstraße, an den Hammerteichen am Rocholz sowie am Vogelsang, wo eine Brücke gesperrt werden musste. Eine THW-Einheit aus Bochum unterstützte bei der Wiederherstellung der Zuwegung im Bereich der Mühlenstraße. Auf dem Tedox-Parkplatz an der Hagener Straße wurde ein Bereitstellungsraum für den Rettungsdienst eingerichtet.

Altenheim evakuiert

Kurze Aufregung gab es zudem am Donnerstagabend. Weil die Stromversorgung im Altenheim Curanum im Ortsteil Vogelsang ausgefallen war – der Keller war voll gelaufen – mussten hier 28 Bewohner evakuiert werden. Darum kümmerten sich Einsatzkräfte des Arbeiter-Samariter-Bunds und des Deutschen Roten Kreuzes. Die Bewohner kamen in das Schwesternheim aus dem gleichen Konzern am Schwelmer Ochsenkamp.

+++ Ein Dankeschön an die Helfer +++

Die Wehrleute gingen bei all dem an ihre körperlichen Grenzen – vor allem die Freiwilligen, von denen alle auch noch einen Hauptberuf haben. „Die Arbeitgeber haben größtes Verständnis dafür, dass ihre Leute im Einsatz sind. Ganz großes Lob von unserer Seite aus“, sagt Rüdiger Kaiser. Nur ein Fall ist der Redaktion bekannt, bei dem ein Freiwilliger Feuerwehrmann um 4 Uhr seinen Einsatz beendete und um 6 Uhr wieder arbeiten musste. Dies ist aber eine absolute Ausnahme.

Noch den gesamten Freitag über pumpt die Feuerwehr vollgelaufene Keller im Stadtgebiet leer.
Noch den gesamten Freitag über pumpt die Feuerwehr vollgelaufene Keller im Stadtgebiet leer. © WP | Privat

Rüdiger Kaiser selbst hatte gar nicht geplant, überhaupt jetzt in Gevelsberg zu sein, wie auch Führungskraft Peter Dietrich. Beide weilten unabhängig voneinander an der Nordsee im Urlaub. Beide brachen diese Urlaube ab, um Feuerwehrchef Uwe Wolfsdorff und dessen Stellvertreter Stephan Breger abzulösen, die beide bis dahin mehr als 35 Stunden lang das Einsatzgeschehen koordiniert hatten. Nach Abschwächung der Einsatzereignisse wurden am Donnerstag um 22 Uhr die Löschzug-Bereitschaften der Freiwilligen Feuerwehr erst einmal aufgelöst. „Alle hatten Schlaf nach den zahlreichen Einsätzen bitter nötig, stehen aber weiterhin in ständiger Alarmbereitschaft“, sagt Kaiser.

Prognosen stimmen zuversichtlich

Unverständlich ein Anruf eines einzelnen Bürgers, der Überflutungen meldete. Vor Ort fand der Einsatzleiter zwei Zentimeter Wasser in einer Garage vor. Freundlichst wies er den Mann darauf hin, sich mit Eimer und Wischmopp selbst darum zu kümmern.

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Die Feuerwehr geht davon aus, dass sich die Situation weiter deutlich entspannen wird. „Die Wetterprognosen stimmen uns zuversichtlich“, sagt Rüdiger Kaiser.

Die Organisation der Feuerwehr in Gevelsberg

Die Feuerwehr der Stadt Gevelsberg besteht neben der Hauptwache, die seit wenigen Monaten am ehemaligen Haufer Bahnhof in Betrieb ist, aus drei Löschzügen.

Diese sind ebenfalls in der Hauptwache, sowie in den Wachen in Berge und Silschede beheimatet. Die Freiwilligen Wehrleute werden per Funkmelder alarmiert.