Schwelm/Gevelsberg/Ennepetal. In Schwelm, Gevelsberg und Ennepetal gibt es viel zu entdecken. Für Spannung sorgen dabei Mikroabenteuer. Das steckt dahinter.

Mikroabenteuer: Diesen Begriff mag die eine oder der andere in den vergangenen Monaten schonmal gehört haben. So richtig etwas darunter vorstellen können sich aber nicht alle. Dabei ist das Konzept, das dahinter steckt, denkbar einfach.

Innerhalb eines kurzen Zeitraumes sollen Menschen die Natur und das touristische Angebot direkt vor ihrer Haustür neu entdecken und aus anderen Blickwinkeln erleben. Dabei stellen sie sich selbst eine kleine Aufgabe, um aus ihrer Komfortzone herauszukommen. Klingt erstmal komisch, mögen einige vielleicht denken. Das Ganze hat aber einen ernsthaften Hintergrund.

Entdeckungsreise zum Ziel

Aber fangen wir vorne an. Wie genau sieht so ein Mikroabenteuer denn überhaupt aus? Sophie Jütte, bei der EN-Agentur für den Bereich der Tourismusförderung zuständig, gibt ein Beispiel: „Besteige den höchsten Punkt in deiner Umgebung.“

In Schwelm sei das der Winterberg mit 350,8 Metern über Normalnull. In Gevelsberg hat Jütte dafür den Hageböllinger Kopf mit 336,36 Metern ü. NN ausgemacht. Die Erhebung liegt mitten im Gevelsberger Stadtwald und kann fortgeschrittenen Wanderern gut als Ziel dienen. In Ennepetal sei es ein Punkt an der Adresse Breckerfelder Straße 153 mit 388 Metern ü. NN. Als höchste Erhebung im Ennepe-Ruhr-Kreis nennt die Tourismusfachfrau den Wengeberg in Breckerfeld. Er liege 442 Meter ü. NN.

Wichtig dabei: Der Weg ist das Ziel. Unterwegs können die „Abenteurer“ gerne eine Picknickpause in der Natur einlegen.

Regeln legen Rahmen fest

Weiteres Beispiel für ein Mikroabenteuer: Transportiere einen unhandlichen Gegenstand von A nach B. Das kann ein alter Ohrensessel sein, den ein Verwandter gerne haben möchte, oder aber ein in die Jahre gekommener Röhrenfernseher, der in den Elektroschrott muss.

Auch eine Möglichkeit: Gehe alleine in ein unbekanntes Café, setze dich alleine an einen Tisch, bestelle dir etwas und lasse die Atmosphäre auf dich wirken.

Sophie Jütte, EN-Agentur
Sophie Jütte, EN-Agentur © WP | EN-Agentur

Der Knackpunkt bei all diesen Beispielen: Es gibt Regeln zu beachten. „Ich muss komplett auf das Auto verzichten, also mit dem Fahrrad oder dem ÖPNV fahren oder zu Fuß gehen“, erklärt Sophie Jütte. Stichwort Komfortzone. So sei es auch möglich, fremde Menschen anzusprechen und sie zu fragen, ob sie einem helfen, den unhandlichen Gegenstand ein Stück weit zu tragen.

„Wichtig ist auch, die Natur so zu verlassen, wie wir sie vorgefunden haben“, macht sie klar. Es sollte also kein Müll im Grün landen. Und länger als 72 Stunden sollte ein Mikroabenteuer auch nicht dauern. „Es muss in den Alltag passen“, so Jütte.

Hilfe für Tourismus-Branche

Aber warum das Ganze überhaupt? „Ich bin Touristikerin“, fängt Sophie Jütte an, zu erklären. „Und der Ennepe-Ruhr-Kreis hat einfach Potenzial mit seinen Flüssen, Seen, Talsperren, Wiesen, Wäldern, Altstädten, der Industriekultur, den Burgen und Schlössern.“ Mit Hilfe der Mikroabenteuer sollen die Menschen der Region dieses Potenzial entdecken. „Es geht nicht darum, eine Broschüre oder eine Wanderkarte nach der nächsten zu lesen, sondern seine Schuhe anzuziehen und loszustiefeln“, sagt sie.

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So könne auch die Schwelmer Altstadt das Ziel eines Mikroabenteuers sein. Gleiches gilt für die Kluterthöhle in Ennepetal oder aber den Gevelsberger Stadtwald. „Wir als EN-Agentur wollen den Leuten gerne Inspiration geben“, so Jütte. „Mikroabenteuer sind kurz, einfach, lokal und ohne teure Ausrüstung zu bewältigen.“

Das übergeordnete Ziel der Agentur, die sich außer um Tourismus auch um Wirtschaftsförderung kümmert, ist es, auf diese Weise die Tourismusbranche an Ennepe und Ruhr zu unterstützen.

Buch soll Ideen liefern

„Während der Corona-Pandemie ist die komplette Tourismusbranche eingebrochen“, sagt Sophie Jütte. „Da haben wir uns als Agentur gefragt, wie wir den Tourismus fördern können – auch mit einem touristischen Produkt.“

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Die Idee des Mikroabenteuers schien da geeignet. „Wir durften nicht außerhalb von Deutschland reisen und einige Menschen waren überfordert, weil sie die eigene Umgebung nicht richtig kennen“, erklärt sie weiter. Wenn der Tourismus also wieder vollständig erwacht, wissen die Menschen dank eines Mikroabenteuers vielleicht, wo sie in der Freizeit vor Ort ihr Geld lassen können – so der Gedanke.

Um Inspiration dafür zu liefern, arbeiten die EN-Agentur mit Unterstützung der AVU und der AHE aktuell an einem Buch, das Ideen für Mikroabenteuer im Ennepe-Ruhr-Kreis bietet.