Schwelm. Von der Wanderung bis zum Überlebenstraining: Thomas Dicker betreibt in Schwelm einen Outdoorladen und weiß genau, was man in der Natur benötigt.

Ganz klein fängt die Sache an. Man merkt es kaum. An der Ferse, am Zeh. Doch spätestens, wenn man sich am Abend nach einer langen Wanderung die Schuhe auszieht und sich an einigen Stellen die Haut vom Fuß pellt, ist klar: Die nächsten Tage des Wanderurlaubs werden schmerzhaft. „Schuhe und Socken sind eine Einheit. Sie sind das A und O für alle, die lange Strecken gehen“, sagt Thomas Dicker. Und der muss es wissen. Erstens trägt er selbst in seinem Schwelmer Laden für Outdoor-Bedarf Wanderschuhe und berät seine Kunden dahingehend seit 26 Jahren. Zweitens ist der Naturliebhaber und passionierte Pfadfinder schon ungezählte Kilometer durch Länder auf dem ganzen Globus gelaufen.

Ob die kleine Wochenendwanderung für Ungeübte, die die schönen Landschaften vor der Haustüre erkunden, der Trekkingurlaub oder das Bushcrafting und Survival, bei dem die Menschen in der Natur gezielt an ihre Grenzen gehen – ohne eine vernünftige Ausrüstung haben alle ein Problem. Und da sind essenziell die Schuhe: „Seit der Pandemie ist die Nachfrage gestiegen. Von Wanderern aber auch von etlichen neuen Hundebesitzern“, sagt der 59-Jährige Outdoor-Experte. „Die gängigen Marken fertigen heutzutage alle gute Schuhe. Auf die Passform kommt es an und vor allem darauf, dass ich mich sofort in den Schuhen wohlfühle“, sagt Thomas Dicker. Bei den Schuhen gelte: Man sollte sich vor dem Kauf klar darüber sein, was man mit ihnen machen möchte. Dicker nennt eine beeindruckende Zahl um die Bedeutung des Schuhwerks zu untermauern: „Bei einer achtstündigen Bergwanderung lasten zusammengerechnet 200 bis 250 Tonnen auf den Gelenken.“

Wenig Gewicht kostet viel Geld

Wer zelten geht, muss genau schauen, wie viel er tragen will, was er an Spezialausrüstung für sein Vorhaben benötigt.
Wer zelten geht, muss genau schauen, wie viel er tragen will, was er an Spezialausrüstung für sein Vorhaben benötigt. © dpa-tmn | Philipp Laage

Gleiche Maßstäbe gelten im Prinzip auch für die Rucksäcke. „Welcher sich am angenehmsten tragen lässt, der sollte es sein“, sagt Thomas Dicker. Auch dabei sei natürlich der Anwendungsbereich zu beachten. Wer Verpflegung für eine Tageswanderung transportiere, brauche deutlich weniger Platz als jemand, der eine Woche durch die Alpen wandere. „Ein großes Thema ist bei diesen Dingen, wie auch bei Kleidung und allen anderen Ausrüstungsgegenständen, das Gewicht“, sagt Thomas Dicker und hält einen 400 Gramm schweren Schlafsack in der Hand. Wer den kaufen möchte, legt in etwa die Grammzahl in Euro auf dem Tisch – für die ultraleichte 200-Gramm-Isomatte gilt das gleiche. „Das sind hochprofessionelle Ausrüstungsgegenstände, die natürlich deutlich teurer sind als Standardware.“ Je größer das Vorhaben, desto größer wird auch die Ausrüstung. Thomas Dicker hat Messer, Zelte, Kocher, Besteck, Geschirr, Trinkflaschen, Hüte und so weiter, und so fort im Angebot. Bei allem gilt die Regel: Je kleiner das Budget, desto größer das Gewicht. „Wir haben aber grundsätzlich für jeden etwas im Angebot“, sagt der Outdoor-Fan, der selbst schon den Erdball bereiste. „Kanufahren in Kanada und eine Trekkingtour in der Serengeti“, sagt er wie aus der Pistole geschossen auf die Frage nach seinen schönsten eigenen Outdoor-Urlauben. Mittlerweile hat er seine Aktivitäten mehr und mehr auf das Wasser verlegt. „Ich bin ein großer Fan von Kanu-Wanderungen.“

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Seit seiner Kindheit ist er stets in der Natur gewesen, ist mit 38 Jahren noch zu den Pfadfindern gegangen und dort bis heute aktiv. In vielen Dingen schwört er auf altbewährte Technik. „Wer tatsächlich draußen unterwegs ist, sollte das Wandern mit Karte und Kompass beherrschen auch bei schlechtem Wetter“, sagt er mit Blick auf die vielen GPS-gestützten Helfer, die es sogar für das Smartphone gibt. Natürlich hat er einen Kompass im Angebot. Andere Geräte hat das Handy fast komplett verdrängt. „Versuchen Sie mal, einen konventionellen Höhenmesser zu bekommen. Das ist fast unmöglich“, sagt der 59-Jährige, der seine Outdoor-Affinität erst spät auch zum Beruf gemacht hat.

Erst spät selbstständig gemacht

Kompass und Karte sind Standardwerkzeuge. Natürlich hat Thomas Dicker diese im Angebot.
Kompass und Karte sind Standardwerkzeuge. Natürlich hat Thomas Dicker diese im Angebot. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

„Ich habe eine Lehre als Kfz-Mechaniker gemacht, war anschließend vier Jahre beim Bund. Da hat es mir auch sehr gut gefallen.“ Später verkaufte er einige Jahre Autos und als er vor 26 Jahren arbeitslos wurde, entschloss sich Thomas Dicker zu Selbstständigkeit. „Ein Fachgeschäft für Outdoor gab es in Schwelm nicht, ich musste immer nach Wuppertal fahren. Also habe ich mir gesagt: ,Das mache ich jetzt!’“, sagt der Linderhausener. Nach elf Jahren gegenüber der Sparkasse zog Dicker vor 15 Jahren an den Neumarkt um, wo seitdem die Heimat von Out-Fit ist.

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Dank des Interesses am Wandern sei er ganz gut durch die Krise gekommen. Natürlich würden Hartmaterialien nicht so oft verkauft, „aber ich möchte meinen Kunden einen riesigen Dank sagen, dass sie mir derart die Treue gehalten haben“, sagt Dicker, der hofft, bald wieder im persönlichen Kontakt die Füße seiner Kunden vor Blasen schützen zu dürfen.

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Mit uns geht es in den kommenden Monaten „Ab vor die Tür“. In unserer Serie, die von nun an immer wöchentlich erscheint, widmen wir uns dem „Freizeit Erleben“ in Schwelm, Gevelsberg und Ennepetal.

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