Gevelsberg. Die Grünen haben sich mit Anwohnern aus Gevelsberg-Silschede getroffen, die gegen ein geplantes Neubaugebiet protestieren. So geht es nun weiter.

Es ist noch nicht lange her, dass die Anwohner der Straßen Am Schlagbaum, In der Schlage und Ellinghauser Weg in Silschede sich an die Öffentlichkeit gewandt haben. Sie sind nicht einverstanden mit den Plänen, ein neues Wohngebiet in ihre unmittelbare Nachbarschaft zu bauen. Zur Erinnerung: Bis auf die Fraktion der Grünen hatten im Rat der Stadt Gevelsberg alle politischen Vertreter für die Aufstellung eines entsprechenden Bebauungsplans gestimmt.

Die Grünen haben sich nun vor Ort mit einigen Anwohnern getroffen. Sie wollten sich einen Eindruck der vorgesehenen Fläche verschaffen. Außerdem boten sie an, die Anwohner im weiteren Verlauf zu unterstützen – durch regelmäßige Informationen zum Stand des Verfahrens oder auch beim Formulieren von Einwänden gegen das Vorhaben.

Mehrere Kritikpunkte

An den Kritikpunkten hat sich in der Zwischenzeit nichts geändert: Die Nachbarschaft möchte die Natur vor ihrer Haustür gerne bewahren. Das bestehende Wohngebiet liegt abseits der Eichholzstraße mitten im Grünen. Einige Eigentümer fürchten, dass sie an den Kosten für die Erschließung des Neubaugebiets beteiligt werden könnten. Immer wieder kommt auch die Entwässerung zur Sprache, die in dem Bereich schon jetzt nicht optimal sei.

Für die Anwohner geht die Erschließung des Neubaugebiets außerdem mit einer höheren Schadstoff- und Lärmbelastung einher. Zudem sei die Verkehrs- und Parksituation im Einmündungsbereich der Straße Am Schlagbaum schon jetzt angespannt.

Die Erschließung soll wie berichtet nach Angaben der Stadtverwaltung über eine neu anzulegende Straße erfolgen, die kurz vor dem Kreuzungsbereich mit der Eichholzstraße auf die Straße Am Schlagbaum mündet. Das sei eine Reaktion auf Bedenken von Anwohnern gewesen. Ein Teil der Nachbarn hatte sich darüber gewundert, weil mit ihnen keiner gesprochen habe, wie es vor Ort hieß.

Verfahren erläutert

„Wir stehen ganz am Anfang des Verfahrens“, erklärte Grünen-Ratsherr Achim Oldenbüttel, der gemeinsam mit Fraktionschef Wolfram Thiel, Geschäftsführerin Annette Bischoff und der sachkundigen Bürgerin Marlene Reick das Gespräch mit den Anwohnern suchte. „Es gibt einen Entwurf, verabschiedet ist der aber auch noch nicht.“ Im weiteren Verlauf des Verfahrens könnten Dinge auch noch angesprochen werden.

Circa 30 neue Baugrundstücke

Das geplante Neubaugebiet soll sich laut Vorentwurf zwischen der Eichholzstraße und dem Ellinghauser Weg quasi wie ein Gürtel um die schon bestehende Bebauung herum erstrecken. Geplant sind laut ersten Planungen etwa 30 neue Baugrundstücke.

Im Falle der Neubaupläne im Bereich Alte Geer beginnt demnächst ebenfalls die Beteiligung der Öffentlichkeit. Geplant ist ein Zeitraum vom 19. Juli bis zum 30. August. Die bislang vorzeitig eingegangenen Einwände der Anwohner sollen trotzdem im Laufe des Verfahrens berücksichtigt werden.

„Bei der Stadt wird so getan, als wäre die geplante Straßenführung schon so entschieden“, ärgert sich eine Frau. „Das ist überhaupt noch nicht entschieden“, entgegnete Achim Oldenbüttel. Bei den Anwohnern herrscht Verunsicherung. Warum plant man nicht mit einer anderen Erschließung? Die dringendste Frage aber ist: Wie geht es jetzt generell weiter?

Diese Frage hat die Redaktion an Björn Remer, den Fachbereichsleiter Stadtentwicklung und Umwelt bei der Stadt Gevelsberg, weitergegeben.

Beginn des Prozesses

Der erklärte, dass sich der Bebauungsplan für den Ellinghauser Weg aktuell noch in der Phase der ersten Beteiligung der Öffentlichkeit befinde. Bis zum 1. Juli könnten noch Einwände und Anregungen bei der Stadt eingereicht werden. Wegen Corona sei diese Beteiligungsphase verlängert worden. Die Stadtverwaltung müsse auf Basis der Rückmeldungen sogenannte Abwägungsvorschläge machen. Das heißt, sie schlägt vor, wie damit umzugehen ist. Diese Vorschläge gehen dann in die jeweiligen Fachausschüsse und in den Rat, wo die Politik darüber berät und abstimmt.

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„Nach dem Rat geht es ins weitere Verfahren“, so Remer. Dort müsse der Vorhabenträger – also derjenige, der das Baugebiet realisieren möchte, in diesem Fall ein Bauunternehmen aus Wuppertal – zum Beispiel auch ein Verkehrsgutachten vorlegen. Darin gehe es auch um das zusätzliche Verkehrsaufkommen und wie damit umgegangen werden könnte.

Wenn alle Anregungen aus der öffentlichen Beteiligung und sämtliche Gutachten vorlägen, um weitere Abwägungen machen zu können, treffe der Rat eine erneute Entscheidung (voraussichtlich im Herbst, wie Remer schätzt) und aus dem jetzigen Vorentwurf des Bebauungsplanes werde ein Entwurf, der anschließend wieder zur öffentlichen Beteiligung auslege. Dann könnten Anwohner sich wieder zu dem Plan äußern. Bis dahin gebe es auch weitere Details, beispielsweise zur Bauart der Häuser.

Blick auf weiteren Verlauf

„Das ist jetzt wie ein Hürdenlauf für den Investor“, erklärte auch der Silscheder Ratsherr Bernhard Bösken, mit dem die Redaktion noch mal über seine Äußerungen im Vorfeld des Protestes am Ellinghauser Weg gesprochen hat. Bösken hatte ebenfalls gesagt, dass das Projekt noch am Anfang stehe und dass es keinen Grund gebe vom jetzt eingeschlagenen Weg abzuweichen.

Während dieses Verfahrens könne es auch sein, dass der Investor wieder abspringe, so der Ratsherr. Beispielsweise weil herauskomme, dass er für die verkehrliche Anbindung zusätzliche Kosten durch den Bau einer Ampelanlage oder auch eines Kreisverkehrs zu tragen habe.

„Man muss bei Neubaugebieten abwägen, wenn alle Argumente auf dem Tisch liegen“, sagte er. „Wir haben Flächen identifiziert, wo bauen möglich ist, aber man muss mit diesen Flächen auch behutsam umgehen.“ Die Stadt brauche Wohnbebauung, besonders für junge, solvente Familien. „Da muss man aber auch auf bestehende Brachflächen gucken“, so Bösken.