Gevelsberg. Die DLRG Gevelsberg konnte seit mehr als einem Jahr kein Schwimmtraining anbieten. Sie warnt eindringlich vor den Folgen, gerade zum Sommer hin.

Die DLRG Gevelsberg hat das Training wieder aufgenommen. Nach mehr als einem Jahr Stillstand haben die ehrenamtlichen Mitglieder nun wieder die Möglichkeit, Menschen von klein auf zu sicheren Schwimmern auszubilden und so auch für mehr Sicherheit in und an Gewässern zu sorgen. Aus Sicht der Ortsgruppe ist das dringend notwendig. Sie befürchtet, dass ihre Zwangspause sich in naher Zukunft in einer steigenden Anzahl von Badeunfällen widerspiegeln wird.

Dass diese Befürchtung nicht weit hergeholt ist, zeigt allein der Blick auf die jüngste Berichterstattung: Nach einem Badeunfall in Duisburg am Mittwoch ist eine 17-jährige Jugendliche gestorben. Zwei weitere Jugendliche galten danach als vermisst. Am Donnerstag dann die Meldung: Auch für die beiden Vermissten soll keine Hoffnung mehr bestehen.

Schwimmausbildung bei Kindern

Diese Situation ist ein erschreckendes Beispiel für das, wovor Ihno Breitenbach, Vorsitzender der DLRG Gevelsberg, Sorge hat. „Durch die Pandemie fehlen uns ein bis zwei Jahrgänge“, sagt er mit Blick auf die Schwimmausbildung.

Dabei setzt die DLRG schon bei den Kleinsten an und kann ihrer Arbeit in diesem Bereich seit Kurzem auch wieder nachkommen. So konnte am 10. Juni der Kindergartentag starten, den die DLRG gemeinsam mit Nivea anbietet. Im vergangenen Jahr musste die Aktion vollständig ausfallen.

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Noch bis zum 2. Juli besucht DLRG-Mitglied Karin Hatting im Zuge dessen mehrere Kitas und Familienzentren in Gevelsberg, um den Kindern dort auf spielerische Art das richtige Verhalten an und im Wasser zu vermitteln. Sie spielt mit ihnen einen Tag als Rettungsschwimmer nach.

Badeunfällen dadurch vorbeugen

Was bedeuten die grünen, gelben und roten Flaggen? Wie halten wir die Umwelt sauber? Wann muss ich mich in den Schatten legen, und wann darf ich nach dem Essen wieder ins Wasser? Es sind ganz grundlegende Dinge, die Hatting den Jungen und Mädchen beibringt. Dinge, die im Ernstfall einem Unglück aber vorbeugen können.

Karin Hatting von der DLRG Gevelsberg bringt Kindern des AWo-Familienzentrums Silschede spielerisch das richtige Verhalten am und im Wasser bei.
Karin Hatting von der DLRG Gevelsberg bringt Kindern des AWo-Familienzentrums Silschede spielerisch das richtige Verhalten am und im Wasser bei. © DLRG Gevelsberg | Privat

Dabei greift sie auf Ratespiele, Puzzles oder auch Handpuppen zurück. Zur Veranschaulichung hat sie zudem verschiedene Schwimm- und Rettungsgeräte dabei. Die Baderegeln sollen durch ein Baderegellied im Gedächtnis bleiben. Nach etwa eineinhalb Stunden ist die Aktion zu Ende und die Kinder bekommen eine Urkunde, die Baderegeln und ein Malbuch mit den entsprechenden Piktogrammen.

Schon beim Auftakt des Kindergartentags ist Karin Hatting aber eines deutlich geworden: Den Kindern fehlt das Vorwissen. „Corona macht einen Unterschied“, weiß sie. „Von neun Kindern hatte nicht eines ein Seepferdchen-Abzeichen.“ Erst jetzt – am 11. Juni – habe das erste entsprechende Training wieder stattfinden können.

Nachfrage nach Angeboten groß

Dabei ist die Nachfrage nach den Angeboten der DLRG in Gevelsberg wieder gewachsen, die Warteliste lang geworden. Karin Hatting spricht von 15 Anmeldungen in einer Woche. „Aber uns fehlt das Personal“, sagt sie. Hinzu kommt, dass die Ortsgruppe nur begrenzt auf Schwimmbecken in der Stadt zurückgreifen kann.

Sie nutzt das Lehrschwimmbecken Alte Geer und das Schwimm In für die normale Schwimmausbildung, die die verschiedenen bekannten Abzeichen beinhaltet, und die Rettungsschwimmausbildung. Zusätzlich bietet die DLRG eine Theorieausbildung bei der VHS an. Aber auch Schulsport und andere Vereine nutzen die Wasserflächen aktiv.

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„Wir konnten jetzt ein Jahr und drei Monate lang niemandem das Schwimmen beibringen“, sagt DLRG-Vorsitzender Ihno Breitenbach. „Das macht sich bei den abgenommen Prüfungen bemerkbar.“ Und es werde schwierig, das nachzuholen. „Im Sommer sind unsere Leute zum Beispiel an der Küste im Dienst oder selbst im Urlaub“, erklärt Breitenbach weiter.

In Sommerferien wieder Pause

Die Lehrschwimmbecken seien in den Ferien außerdem geschlossen. „Zu den Sommerferien müssen wir also wieder aufhören und können erst danach wieder anfangen“, sagt Breitenbach. „Das sind wieder sechs Wochen, die uns fehlen.“

Der Gevelsberger DLRG-Vorsitzende Ihno Breitenbach (rechts) im Jahr 2019 mit elf jungen neuen Rettungsschwimmern. Die Ausbildung des Nachwuchses hat in 2020 unter Corona stark gelitten.
Der Gevelsberger DLRG-Vorsitzende Ihno Breitenbach (rechts) im Jahr 2019 mit elf jungen neuen Rettungsschwimmern. Die Ausbildung des Nachwuchses hat in 2020 unter Corona stark gelitten. © WP | Privat

„Ich gehe davon aus, dass es mehr Ertrinkungstote gibt, weil die Leute auch in unbewachte Gewässer gehen, zum Beispiel wenn die Freibäder zu sind“, befürchtet Karin Hatting. Ihno Breitenbach ergänzt dieses Beispiel und weist darauf hin, dass die Ruhr in Hattingen eine Strömung habe, dass selbst ein Erwachsener sich nicht halten könne.

Die DLRG könne nur sehen, dass sie die Nutzung der Trainingsstunden optimiere und mehr eigenes Personal ausbilde. Er habe außerdem schonmal versucht, Kurse in den Osterferien durchzuführen, sei bisher aber daran gescheitert, verrät Breitenbach. Er hofft, dass die DLRG in den nächsten Osterferien zusätzliche Kurse anbieten kann. „Das wäre der einzige Zeitraum, in dem wir wieder mehr Kinder für die Kurse gewinnen könnten“, sagt er.