Gevelsberg. Immer mehr Kunden der Commerzbank in Gevelsberg nutzen Onlinebanking. Was das für die Filiale vor Ort bedeutet und wie es um Negativzinsen steht
Coronakredite für Unternehmen, eine beschleunigte Digitalisierung und Wachstum trotz der Pandemie – die Commerzbank in Gevelsberg hat für das vergangene Jahr Bilanz gezogen. Dabei wird auch deutlich, worauf sie ihren Fokus in Zukunft legen wird. Immer mehr Kunden erledigen ihre Finanzgeschäfte nämlich über das Internet. Die Beratung in der Filiale an der Wittener Straße soll laut eigener Aussage aber weiterhin eine wichtige Rolle spielen.
2020 sei es vor allem um die Unterstützung der Unternehmer- und Firmenkunden gegangen. „Als Hausbank pflegen wir zu vielen unserer Kunden langjährige Beziehungen. Dadurch kennen wir ihre Geschäftsmodelle gut und konnten sie schnell unterstützen“, sagt Jochen Welling, Standortleiter Firmenkunden der Niederlassung Wuppertal, zu der Gevelsberg gehört.
50 Prozent mehr digitale Kredite
Der Trend zur Digitalisierung sei durch Corona noch einmal beschleunigt worden. „Viele Firmen haben sich stärker mit dem Thema beschäftigt und erledigen immer mehr Finanzgeschäfte digital“, berichtet Welling. So seien 2020 bereits 50 Prozent mehr digitale Geldmarktkredite abgeschlossen worden als im Vorjahr. Zudem führten Firmenkunden mittlerweile nahezu alle Überweisungen online durch.
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Auch im Privatkundengeschäft habe die Nutzung digitaler Anwendungen stark zugenommen. „Dabei geht der Trend eindeutig Richtung Mobile-Banking“, sagt Stefan Vorberg, Marktbereichsleiter Privat- und Unternehmerkunden in Gevelsberg. Seit Juli 2020 könnten Kunden zum Beispiel auch Wertpapiere per Smartphone kaufen oder verkaufen.
Rund 400 neue Kunden im Marktbereich gewonnen
Insgesamt hat die Commerzbank bundesweit 7,7 Milliarden Euro KfW-Coronakredite bereitgestellt, davon 24 Millionen Euro im Bergischen Land. Für Gevelsberg kann die Commerzbank diese Zahl bilanziell nicht herunterbrechen.
2020 wurden bereits 50 Prozent mehr digitale Geldmarktkredite abgeschlossen als im Vorjahr. Zudem führen Firmenkunden mittlerweile nahezu alle Überweisungen online durch. Die Zahl der Banking-App-Nutzer in der Region ist im vergangenen Jahr um insgesamt 27 Prozent gestiegen.
„Insgesamt haben wir 2020 im Marktbereich netto rund 400 neue Kunden gewinnen können. Wir betreuen hier nun insgesamt 23.657 Kunden“, so Stefan Vorberg, Marktbereichsleiter Privat- und Unternehmerkunden in Gevelsberg.
Bei der Neukundengewinnung spielten digitale Kanäle ebenfalls eine immer größere Rolle. Jeder dritte Neukunde sei 2020 online zur Commerzbank gekommen. Die Lockdown-Zeit habe zugleich dazu geführt, dass sich Kunden verstärkt um ihre Geldanlage gekümmert hätten. „Viele haben den Kurssturz im Frühjahr 2020 genutzt und Wertpapiere gekauft – davon einige zum ersten Mal“, sagt Stefan Vorberg.
Besonders beliebt waren Wertpapiersparpläne: Ihre Zahl stieg in Gevelsberg um 16,6 Prozent. Ein starkes Wachstum verzeichnete die Commerzbank zudem bei Immobilienfinanzierungen. „Die Corona-Krise hat den Wunsch nach Wohneigentum noch einmal verstärkt. Dabei geht der Trend raus aus der Stadt ins Grüne, besonders Immobilien mit Gärten und Balkonen waren 2020 gefragt“, sagt Vorberg.
Negativzinsen von 0,5 Prozent
Wie sich der steigende Anteil der digitalen Geschäftsabwicklung auf die Frequenz der Filiale an der Wittener Straße auswirkt, lässt sich laut Commerzbank durch die anhaltenden Corona-Effekte noch nicht verlässlich sagen. Ob die persönliche Beratung vor Ort dadurch zum Auslaufmodell wird? „Wir bleiben weiterhin digital und persönlich, mit einer auf die unterschiedlichen Kundenbedürfnisse zugeschnittenen attraktiven Kombination: alle Leistungen der besten Direktbank und die erstklassige Beratung der besten Filialbank“, so Banksprecher Matthias Kretschmer.
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Eine Änderung erwartet Privatkunden der Commerzbank ab dem 1. August. Stichwort: Negativzinsen beziehungsweise Verfahrentgelte. „Ab dem 1. August vereinbaren wir für Commerzbank-Neukunden Freibeträge von 50.000 Euro“, erklärt Kretschmer. Oberhalb des Freibetrags gelte für Einlagen derzeit ein Verwahrentgelt in Höhe von 0,5 Prozent aufs Jahr.
Das Marktumfeld in Bezug auf Zinsniveau und Liquiditätshaltung sei unverändert belastend. „Wir achten auf unsere Profitabilität und passen deshalb den Freibetrag an“, sagt Matthias Kretschmer. Grundsätzlich müsse sich jeder Anleger überlegen, ob er seine Einlagen unverzinst auf seinem Konto belasse. Gemeinsam mit dem Berater würden deshalb Alternativen besprochen. Bei Bestandskunden werden Vereinbarungen individuell im Kundengespräch besprochen.