Gevelsberg. Die Rahn Immobilien Management GmbH möchte Einfamilienhäuser an der Alten Geer bauen. Das steckt hinter den Plänen.

Es ist nicht lange her, dass die Politik über das geplante Neubaugebiet am Ellinghauser Weg in Silschede diskutiert hat, da findet ein neues Baugebiet seinen Weg auf die Tagesordnungen der jüngsten Ausschusssitzungen. Dieses Mal im Fokus: Der Bereich zwischen der Straße Alte Geer und der Unteren Geerstraße. Die Rahn Immobilien Management GmbH möchte dort Einfamilienhäuser errichten. Vor allem die verkehrliche Erschließung scheint dabei für Redebedarf zu sorgen. Für sie liegen mehrere Varianten vor.

Das Baugebiet

„Aufgrund der großen Nachfrage nach Wohnbauland, insbesondere auch für Einfamilienhäuser, plant die Stadt Gevelsberg die Aufstellung eines Bebauungsplanes zu Wohnzwecken“, geht es in bestem Verwaltungsdeutsch aus entsprechenden Unterlagen der Stadt hervor. Konkret wolle der Investor auf einer Fläche von rund 2,56 Hektar 20 bis 24 Einfamilienhäuser errichten – mit modernen Grundrissen, Gartengrundstücken und bestmöglichen Energiestandards.

Das Plangebiet umfasst Teile des kleinen Waldstücks und der Wiesen entlang des aktuellen Weges für Fußgänger und Radfahrer, der die Straße Alte Geer mit der Unteren Geerstraße verbindet. Die Grün- und Waldflächen sollen nach Angaben der Stadt aber als solche fortgeführt werden.

Die Erschließung

Zur verkehrlichen Erschließung des sogenannten „Bauvorhabens Alte Geer“ hat es eine Voruntersuchung gegeben. „Es ist zu erwarten, dass der Großteil des Quell- und Zielverkehrs des neuen Wohngebietes über die Wittener Straße abgewickelt wird“, heißt es darin. Bei einer Anbindung des Wohngebietes an die Alte Geer würde die Wegstrecke bis zur Wittener Straße circa 250 Meter betragen.

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Die östliche Anbindung über die Untere Geerstraße und dann über die Geerstraße würde hingegen einen Fahrweg von geschätzt 1,4 Kilometern Länge bedeuten. „Somit erscheint eine Anbindung des Wohngebietes an die Alte Geer deutlich attraktiver“, steht es weiter in der Voruntersuchung, die insgesamt fünf Varianten dafür nennt.

Variante 1: Die Erschließung aus östlicher Richtung über die Untere Geerstraße. In dieser Variante wäre der Waldweg in der Verlängerung der Unteren Geerstraße auf einer Länge von circa 150 Metern auszubauen. Damit könnte sowohl die südöstlich angebundene T-förmigeStichstraße erreicht werden als auch im weiteren Verlauf die westlich gelegenen Häuser.

Dieser Bereich zwischen der Straße Alte Geer und der Unteren Geerstraße könnte in Zukunft bebaut werden. Hier sollen mehrere Einfamilienhäuser entstehen.
Dieser Bereich zwischen der Straße Alte Geer und der Unteren Geerstraße könnte in Zukunft bebaut werden. Hier sollen mehrere Einfamilienhäuser entstehen. © WP | Wiebke Rübel

Zwischen dem letzten Neubau und der Straße Alte Geer könnte ein Abschnitt von rund 50 Metern als fußläufiger Waldweg bestehen bleiben, so dass die Wohnstraße dann für den motorisierten Fahrverkehr als Sackgasse ausgebildet werden könnte.

Variante 2: Die Erschließung von beiden Seiten aus. Laut Voruntersuchung würde diese Variante einen durchgehenden Ausbau des heutigen Waldweges auf einer Länge von rund 200 Metern erfordern, um von der Straße Alte Geer kommend auch die beiden östlichen Stichstraßen des Wohngebietes anfahren zu können. „Allerdings führt ein durchgehender Ausbau auch zu Durchgangsverkehr, der die Aufenthaltsqualität nicht nur im Bereich der Neubebauung, sondern auch in den Straßenzügen Alte Geer und Untere Geerstraße reduziert“, heißt es dazu.

Variante 3: Die nach Ost und West getrennte Erschließung. So könne der westliche Bereich des Wohngebietes über die Alte Geer angefahren werden und der östliche Bereich über die Untere Geerstraße. Zwischen den beiden Teilgebieten könne auf einem Abschnitt von circa 30 Metern eine fußläufige Verbindung bestehenbleiben, um Durchgangsverkehr zu vermeiden.

Variante 4: Einbahnstraße von der Alten Geer zur Unteren Geerstraße. Im Falle einer westlichen Erschließung würde die bisher als Wirtschaftsweg ausgebaute Verbindung als Straße ausgebaut und als Verkehrsfläche geplant werden.

Der Fuß- und Radweg von der Unteren Geerstraße in Gevelsberg betrachtet.
Der Fuß- und Radweg von der Unteren Geerstraße in Gevelsberg betrachtet. © WP | Max Kölsch

In dieser Variante würde der Zielverkehr von der Wittener Straße das Neubaugebiet über die Alte Geer anfahren und der Quellverkehr, also der vom Gebiet ausgehende Verkehr, über die Untere Geerstraße abfließen. Auch hier würde der durchgehende Ausbau laut Untersuchung Durchgangsverkehr erzeugen.

Variante 5: Einbahnstraße von der Unteren Geerstraße zur Alten Geer. Der Zielverkehr erreicht das Neubaugebiet laut Untersuchung in dieser Variante über die Untere Geerstraße, der Quellverkehr verlässt es über die Alte Geer. Auch hier sei mit einem gewissen Durchgangsverkehr zu rechnen.
Die Stadtverwaltung bevorzugt laut eigener Aussagen Variante 3, also die getrennte Erschließung aus beiden Richtungen.

Die Politik

„Wir kommen der Nachfrage nach Grundstücken damit wieder entgegen“, findet Helge Mannott von der SPD-Fraktion. „Aber hier wird natürlich wieder freie Fläche versiegelt.“ Die verkehrliche Erschließung finde er schwierig. „An der Realschule ist zu Schulzeiten viel los – auch während Corona“, sagt er. „Der Kreuzungsbereich ist jetzt schon schwer einzusehen und wenn man in die Geerstraße fährt ist die Parksituation dort zu Stoßzeiten schwierig.“ Uwe Spille (CDU) begrüßt das Vorhaben. „Dadurch können gerade junge Familien nach Gevelsberg kommen“, freut sich Spille. Er gehe davon aus, dass auch die ökologische Entwicklung des Gebietes dabei betrachtet werde. Verkehrstechnisch solle man eine gute Lösung finden.

Stellungnahmen und Hinweise zur Planung

Der Rat soll die Aufstellung des entsprechenden Bebauungsplanes für das Neubaugebiet in seiner Sitzung am Donnerstag, 6. Mai, fassen.

Gleichzeitig soll er die Durchführung der frühzeitigen Öffentlichkeitsbeteiligung beschließen. So sollen alle von den Plänen Betroffenen und Interessierten zu einem möglichst frühen Zeitpunkt Stellungnahmen und Hinweise zur weiteren Planungsbearbeitung abgeben können.

„Wie weit sollen wir Gevelsberg noch zubauen?“, fragt Achim Oldenbüttel von der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen. „Muss man die letzte Wiese noch zubauen?“ Schon jetzt sei für Familien kaum ein Kitaplatz in der Stadt zu bekommen, so Oldenbüttel mit Blick auf den Zuzug junger Familien, wofür er Widerspruch von Helge Mannott und auch Bürgermeister Claus Jacobi bekommt. „Die Flächen gehen auch für die Naherholung verloren“, fürchtet er. Einfamilienhäuser seien außerdem für privilegierte Menschen. „Mehrfamilienhäusern könnten wir zustimmen“, macht Oldenbüttel klar.

Die Stadt

„Wir finden, dass die Bebauung zu nah am Waldbereich ist“, sagt Björn Remer, Fachbereichsleiter Stadtentwicklung und Umwelt bei der Stadt Gevelsberg. „Das werden wir mit dem Investor noch besprechen müssen.“ Grundlegend befinde sich das Verfahren aber noch in einem frühen Stadium. „Jetzt geht es erstmal darum, ob der Rat dabei mitspielt, die Fläche zu entwickeln“, erklärt Remer. Bürgermeister Claus Jacobi betont, dass mehr als die Hälfte der rund 2,56 Hektar Ausgleichsfläche sei. „Das sind Grünflächen, die in eine höhere ökologische Wertigkeit zu entwickeln sind“, so Jacobi.

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Er wirbt dafür, dass die politischen Fraktionen ihre Leitplanken für das Projekt frühzeitig setzen sollten. „Das macht es für den Investor einfacher“, sagt der Bürgermeister. Benjamin Garske (SPD), Vorsitzender des Ausschusses für für Stadtentwicklung, Umwelt und Wirtschaftsförderung, bitte die Verwaltung darum, dass Thema noch einmal in einer Ausschusssitzung zu besprechen. Björn Remer macht darauf den Vorschlag, den Investor dazu einzuladen, damit dieser sein Vorhaben noch einmal vorstellen kann.