Schwelm/Gevelsberg/Ennepetal. Trotz Pandemie: Schwelm, Gevelsberg, Ennepetal, Sprockhövel, Wetter, Breckerfeld, Herdecke und Hattingen wollen Innenstädte mit Leben füllen.
Öffnen bald trotz des Lockdowns die Geschäfte und die Gastronomie wieder? Geht es nach dem Gevelsberger Pro-City-Vorsitzenden Andreas Niehues, ist das gar nicht so illusorisch. Und er hat binnen weniger Tage eine schlagkräftige Truppe hinter sich vereint. Alle Werbegemeinschaften und Stadtmarketingvereine des Ennepe-Ruhr-Kreises folgen der Idee, mit der Luca-App, einer gezielten Teststrategie, strengen Hygieneregeln und einem Impfturbo diese Öffnungen möglich zu machen. Credo: „Wir sind der Auffassung, dass es im Ennepe-Ruhr-Kreis Zeit ist für Aktivitäten.“
Bereits vor etwa zwei Wochen wandte sich Niehues mit einem Brief an Landrat Olaf Schade, in dem sich der Vorsitzende der Gevelsberger Händlerschaft dafür stark machte, die Luca-App zur Kontaktverfolgung auch im Gesundheitsamt des Ennepe-Ruhr-Kreises zu nutzen und damit einen Grundstein für die Öffnung der Innenstädte zu legen. Eine Reaktion blieb bislang aus. Andreas Niehues: „Die Ereignisse überschlagen sich derzeit, ich habe Verständnis dafür, dass Olaf Schade viele andere Dinge zu tun hat.“ Doch damit wollte sich der Gevelsberger nicht abfinden.
Auch interessant
Unmittelbar nach dem Lockdown-Hickhack zu Beginn der Woche nahm er gemeinsam mit Citymanagerin Lena Becker Kontakt zu den direkten Nachbarstädten auf. Die Ennepetaler My -City-Vorsitzende Barbara Mittag brauchte das Gevelsberger Duo ebenso wenig von seiner Idee zu überzeugen wie die Vorsitzende der Schwelmer Werbegemeinschaft, Daniela Weithe, und die Geschäftsführerin des Schwelmer Stadtmarketings, Claudia Lipka, dass mit „Pragmatismus und einem Konzept, das den Schutz der Gesundheit über alles andere stellt“, auch die Öffnung von Einzelhandel und Gastronomie wieder im Rahmen des Möglichen liege. Klar war für das Trio aus dem Südkreis, dass die Lösungen zudem schnell kommen müssen. Barbara Mittag: „Die Zeit spielt gegen uns und wir müssen diese Chance ergreifen, nun einen großen Schritt zu gehen, um den Einzelhandel vor Ort zu sichern.“ Daniela Weithe macht deutlich: „Einzelhandel und Gastronomie tragen bislang einen jeden Lockdown. Jetzt wollen wir Lösungen anbieten.“
Teststationen in den Innenstädten
Diese sind zwar noch nicht bis ins Detail durchdacht, aber an Unterstützern mangelt es nicht, wie ein offener Brief an Landrat Olaf Schade zeigt. In diesem bitten beziehungsweise fordern die Einzelhändler den Landrat auf, die Luca-App für das Gesundheitsamt des Ennepe-Ruhr-Kreises zur Nachverfolgung der Kontakte einzuführen. Das Trio fragte in allen anderen sechs EN-Städten am Freitagmorgen nach, wer sich der Initiative anschließen wolle und an dem ehrgeizigen Projekt mitarbeiten möchte. Nur Stunden später stand fest: Die Stadtmarketingvereine beziehungsweise Werbegemeinschaften aus Sprockhövel, Wetter, Herdecke, Hattingen und Breckerfeld sind mit an Bord. Lediglich aus Witten stand eine Rückmeldung bis Redaktionsschluss noch aus.
Auch interessant
Sollte der Kreis seine Unterstützung zusichern und die Luca-App nutzen, wäre die Basis für das Konzept zur Öffnung der Innenstädte gelegt. Zwar müssten diverse Details noch geklärt werden, doch so könnte das ambitionierte Projekt in der Realität aussehen: An den Eingängen zu den Innenstädten beziehungsweise Fußgängerzone könnten Teststationen aufgebaut werden oder bestehende in Apotheken genutzt werden. „Die neu geschaffene Test-Infrastruktur im Kreis kombiniert mit der langsam steigenden Zahl der Geimpften sowie der Luca-App sind unverzichtbare Instrumente zur Eindämmung der Pandemie. Die Luca-App bedeutet die Chance auf weitere Schritte hin zur Normalität. Die Belastbarkeit unserer Wirtschaft hat inzwischen eine fast nicht mehr korrigierbare Grenze erreicht, wenn nicht gar überschritten. Lassen Sie uns gemeinsam die App auch bei uns im Kreis vorantreiben, eine flächendeckende Akzeptanz dafür schaffen und sie gezielt einsetzen, damit wir schrittweise wieder in ein öffentliches Leben zurückkehren können“, steht in dem offenen Brief an den Landrat.
Mit negativem Test und über eine QR-Code-Zurückverfolgung soll der Weg in die Innenstädte geebnet werden, die sich zu höchsten Hygiene-Konzepten verpflichten.
Ohnehin hat sich der Ennepe-Ruhr-Kreis als Modellkommune im Land beworben. Mehr zu diesem Thema auf der Seite Nachbarschaft