Ennepe-Ruhr. Auch im Ennepe-Ruhr-Kreis scheint die Skepsis gegenüber dem Astrazeneca-Impfstoff groß. Der Landrat äußert sich dazu. Die CDU macht Vorschläge.

Der Impfstoff des Herstellers Astrazeneca droht, im Ennepe-Ruhr-Kreis zum Ladenhüter zu werden. Wie diese Zeitung schon berichtete, sagen knapp ein Fünftel derer, die eine Spritze des Mittels bekommen sollten, ihren Termin im Vorfeld ab oder erscheinen nicht. Der Kreis empfiehlt Bürgern daher, sich umfassender zu informieren und appelliert, das Impfangebot zu nutzen. Die CDU-Kreistagsfraktion fordert derweil weitere und vor allem dezentrale Impfkapazitäten. Außerdem setzt sie sich für eine umfassende Teststrategie ein.

Die Skepsis

Im Impfzentrum in Ennepetal werden neben der „Generation 80plus“ seit dem 12. Februar weitere Personengruppen geimpft, die zur obersten Priorisierungsstufe zählen. Das waren und sind beispielsweise Mitarbeiter ambulanter Pflege- und Betreuungsdienste, des Rettungsdienstes, Personal von Tagespflegeeinrichtungen und Wohngemeinschaften sowie Beschäftigte und ehrenamtlich Tätige in Hospizen und anderen ambulanten Hospizdiensten.

Angemeldet werden diese Impfberechtigten über ihre Arbeitgeber, Organisationen und Vereine. Dafür hatte die Kreisverwaltung eine eigenständige, vom System der Kassenärztlichen Vereinigung für Menschen ab 80 unabhängige Online-Terminvergabe eingerichtet. Bis zum 23. Februar konnten schließlich 1760 Dosen verimpft werden. Für den Ennepe-Ruhr-Kreis verfügbar gewesen wären aber 2700.

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Um die Situation zu verdeutlichen, hatte die Kreisverwaltung exemplarisch vorgerechnet, dass an zwei Tagen von insgesamt 239 Angemeldeten 17 bereits im Vorfeld ihren Termin storniert hätten und weitere 32 nicht erschienen seien. Unter dem Strich 49 Spritzen, die zum Schutz vor Corona nicht hätten gesetzt werden können.

Wie auch andernorts begegneten die Menschen dem Impfstoff von Astrazeneca deutlich skeptischer als dem von Biontech. Aus diesem Grund hatte Dr. Christian Füllers, ärztlicher Leiter des Impfzentrums in Ennepetal, dafür geworben, dass die Menschen sich umfassender informierten. Der Ennepe-Ruhr-Kreis empfiehlt dafür seine eigene Internetseite www.en-kreis.de, auf der es inzwischen eine Vielzahl von Seiten zum Thema Coronavirus gebe, oder aber die des Robert-Koch-Instituts. Auch gebe es im Internet eine Vielzahl von redaktionellen Artikeln über die Impfstoffe.

Der Appell

Aller Skepsis zum Trotz hätte bislang aber kein Impfstoff entsorgt werden müssen, heißt es auf Nachfrage aus dem Kreishaus. Übrig gebliebene Dosen gebe es ebenfalls nicht, da das Impfzentrum den Tagesbedarf an Astrazeneca-Impfstoff jeweils mit Blick auf die Anzahl der vereinbarten Termine und unter Berücksichtigung von Restbeständen der Vortage beim Land NRW bestelle. „Am Ende kann es natürlich vorkommen, dass Impfstoff, der bereits in einer Spritze aufgezogen ist, übrig bleibt“, so die Kreisverwaltung.

Erste Schnelltests für Laien bald in Apotheken

Die ersten Corona-Schnelltests für Laien sind zugelassen und werden in den kommenden Tagen auch in Apotheken vor Ort verfügbar sein. Das meldet der Apothekerverband Westfalen-Lippe.

„Das ist eine wichtige Ergänzung der bisherigen Teststrategie und gibt den Bürgern in der Corona-Pandemie etwas mehr Sicherheit“, sagt Michael Mahl, Vorsitzender der Bezirksgruppe Ennepetal-Ruhr im Apothekerverband. „Wichtig ist, dass die Tests korrekt angewendet werden, damit das Ergebnis zuverlässig ist“, betont Mahl. Außerdem weist er darauf hin, dass ein negatives Testergebnis eine Momentaufnahme mit einer zeitlich sehr begrenzten Aussagekraft sei.

In diesen Fällen seien bisher im Impfzentrum eingesetzte Personen oder Mitarbeiter des Rettungsdienstes geimpft worden. „In den letzten Wochen stand nicht verfügbarer Impfstoff im Mittelpunkt der Kritik“, sagt Landrat Olaf Schade. „Aktuell droht nun aber ein Impfstoff quasi zum Ladenhüter zu werden.“ Menschen, die geimpft werden könnten, nutzten das Angebot nicht, weil sie Astrazeneca offenbar für zweite Klasse hielten.

„Dabei kann es angesichts der Lage doch nur heißen: Impfen lassen, Impfen lassen, Impfen lassen“, endet Schade einen klaren Appell an die Bürger. „Alle zugelassenen Impfstoffe sind verlässlich und helfen uns, die Corona-Pandemie in den Griff zu bekommen.“

Die CDU-Forderung

Vor ein paar Tagen hatte sich auch die CDU-Fraktion im Kreistag des Ennepe-Ruhr-Kreises zur Pandemiebekämpfung zu Wort gemeldet. „Wir sind der Überzeugung, dass jetzt Maßnahmen ergriffen werden müssen, um im Ennepe-Ruhr-Kreis schnell wieder zu einem normaleren Leben zurückkehren und alle verfügbaren Impfdosen verlässlich verimpfen zu können“, sagt Oliver Flüshöh, Vorsitzender der Fraktion.

Deshalb fordere seine Fraktion einerseits, zeitnah weitere (dezentrale) Impfkapazitäten aufzubauen. Des Weiteren halte sie es für notwendig, noch einmal alle Möglichkeiten zu prüfen, um im Ennepe-RuhrKreis rasch und stabil zu einer Sieben-Tages-Inzidenz von unter 35 zu gelangen. Dazu sei vor allem eines erforderlich: testen, testen, testen. „Deshalb sollte jetzt unter Beteiligung von Apotheken, Praxen und Hilfsorganisationen eine umfassende Teststrategie im Ennepe-Ruhr-Kreis verankert werden“, betont Oliver Flüshöh.

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Die Kreisverwaltung beurteilt die CDU-Forderungen im Moment aber kritisch. „Die Forderung, zeitnah dezentrale Impfmöglichkeiten zu schaffen, widerspricht der nach wie vor aktuellen formalen Weisung des Ministeriums für Arbeit, Gesundheit und Soziales vom 4. Dezember“, heißt es dazu. Danach hätten die Kreise und kreisfreien Städte nach Maßgabe des Ministeriums jeweils ein Impfzentrum vorzuhalten und zu betreiben.

Auch für den Ennepe-Ruhr-Kreis gelte die Vorgabe, stationär in einem Impfzentrum zu impfen. Ein Grund für diese Vorgabe sei, dass derzeit der Impfstoff von Biontech noch so knapp sei, dass nur die personengenaue Zuteilung an das Impfzentrum erfolge. Zur umfassenden Teststrategie heißt es: „Eine bundesweite Teststrategie ist vom CDU-geführten Bundesministerium für Gesundheit angekündigt, der Start zeitlich nach hinten verschoben und die Kostenfrage neu gestellt worden.“ Hier gelte es, entsprechende Regelungen abzuwarten.

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