Ennepetal. Ende Januar soll die Impfaktion in den Heimen im Ennepe-Ruhr-Kreis abgeschlossen sein. So geht es mit der Corona-Schutzimpfung weiter.

  • In Ennepetal wurde für den Ennepe-Ruhr-Kreis ein Impfzentrum eingerichtet.
  • Hier zeigen wir alle wichtigen Informationen rund um das Impfzentrum in Ennepetal.
  • Kritik gibt es an der Ankündigung von Minister Laumann, dass alle Über-80-Jährigen einen Brief erhalten sollen – als eine Art Einladung zum Impfzentrum.

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Seit dem 27. Dezember wird in den Seniorenheimen im Ennepe-Ruhr-Kreis geimpft. Der Leiter des Impfzentrums in Ennepetal ist zufrieden mit dem bisherigen Verlauf der Aktion, die es so noch nie zuvor gegeben hat. Bis Ende dieser Woche werden bereits 20 Einrichtungen Besuch von den Ärzten erhalten haben. „Auch ein Impfstoffmangel ist nicht festzustellen“, sagt Dr. Christian Füllers und bezieht sich auf die Städte im Kreis. Ein Problem sei für ihn jedoch die Ankündigung von Minister Laumann, dass alle Über-80-Jährigen einen Brief erhalten sollen – als eine Art Einladung zum Impfzentrum. „Wie soll das gehen?“, fragt Füllers. Ihm sei nicht klar, wie man sämtliche Betreffenden erreichen könne. Auch die Kreisbehörde reagiert irritiert auf das vom Land geplante weitere Vorgehen und wartet auf klärende Informationen.

Die Kritik

„Ab dem 18. Januar sollen die Betroffenen mit einem Schreiben des Ministers über das Verfahren informiert werden. Weitere, uns noch fehlende wichtige Informationen erhoffen wir uns aus einer Telefonkonferenz, die am Mittwoch, 6. Januar, stattfinden wird", berichtet Michael Schäfer, Leiter des Krisenstabs im Schwelmer Kreishaus über den derzeitigen Stand. Zum Schreiben ergänzt er: „Der Wortlaut des Briefes ist uns für diese Woche angekündigt“. Dieser Brief müsse dann mit regionalen Inhalten ergänzt und an alle, die in Frage kommen, verschickt werden. Wie viele Menschen im Kreis Post erhalten und vor allem von wem (Kreis oder Stadt), das sei noch nicht geklärt, heißt es aus dem Kreishaus. Auf Nachfrage im zuständigen NRW-Ministerium wird mitgeteilt: „Das Ministerium wird ab der dritten Januarwoche einen Brief von Minister Laumann an die Über-80-Jährigen im Land durch die Kreise und kreisfreien Städte verschicken lassen. Der Brief kündigt den Beginn der Impfungen für diese Zielgruppe in den Impfzentren Anfang Februar an und klärt über den Ablauf von der Terminvereinbarung über die Telefonhotline 116 117 bis zur zweiten Impfung auf.“

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Dr. Christian Füllers sieht das Prozedere kritisch. „Das gelingt keineswegs auf Knopfdruck.“ Er spricht den Datenschutz an, die Melderegister und die Schwierigkeit, an alle Adresse zu gelangen. „Andere Bundesländer wie Baden-Württemberg oder Saarland verzichten auf solche Briefe.“ Hier werden die betroffenen Bürger gebeten, sich von sich aus zu melden. In NRW ist das Anmeldeportal zudem noch nicht aktiv. Dr. Füllers bittet deshalb eindringlich darum, sich weder bei der Kassenärztlichen Vereinigung zu melden noch unter 116117 nachzufragen. Auch die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe teilt am Dienstagnachmittag erneut mit, dass die Bürger informiert würden, sobald eine Terminvergabe für eine Impfung in den regionalen Impfzentren möglich sein wird. Und dann auch online.

Der Impfstoff

Diejenigen, die ein Einladungsschreiben für das Impfzentrum erhalten haben, und nicht mobil sind, also nicht ins Impfzentrum kommen können, die müssen noch warten. So lange, bis ein Impfstoff zugelassen ist, der transportabel ist. Dr. Eckhardt Kampe, der Bezirksleiter der Regionalstelle Bochum/Hagen der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe, die für den Ennepe-Ruhr-Kreis zuständig ist, bringt in diesem Zusammenhang Astrazeneca ins Spiel. Dieser Impfstoff hat vor wenigen Tagen in England eine Notzulassung erhalten. Wann das Mittel in Deutschland verimpft werden kann, dazu konnte Kampe keine Aussage treffen. Bislang ist von einer Zulassung im Frühjahr die Rede. Kampe erklärt, dass 50 Millionen Dosen geordert worden seien. „Das Vakzin könnte dann auch in den Arztpraxen verabreicht werden.“

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Dr. Christian Füllers, der Ärztliche Leiter des Impfzentrums in Ennepetal, möchte lieber den Impfstoff von Moderna nutzen. Auch dieser sei transportabel und könne in Arztpraxen genutzt werden. Außerdem ist bislang von einer Zulassung noch in dieser Woche auszugehen.

Das Impfzentrum

Und das Impfzentrum in Ennepetal? Bis auf die EDV sei alles startklar, erklärt Dr. Christian Füllers. Im Januar, so die derzeitige Sprachreglung aus dem Landesministerium, wird noch keine Impfstraße in NRW öffnen.

Die Impfbereitschaft

„Die Impfverträglichkeit ist gut“, sagt Dr. Eckhardt Kampe. Es sei bisher zu keinen Komplikationen gekommen. Er hofft, dass durch diese bisherige Erkenntnis die Impfbereitschaft gesteigert wird. In der ersten Einrichtung, in der geimpft wurde, im Haus Bethanien in Wetter, hätten das Angebot zur Impfung mehr als 80 Prozent angenommen. „Das ist super, das ist aber nicht überall so.“ Vor allem bei den Mitarbeitern gebe es noch Potenzial nach oben. „Je mehr Mitarbeiter erreicht werden, desto besser“, erklärt Kampe.

Der aktuelle Stand

Eine von der Kassenärztlichen Vereinigung zusammengestellte Liste nennt für den Zeitraum bis Dienstag, 5. Januar, insgesamt 16 Heime, die von mobilen Teams für eine Impfung angefahren wurden. Die Heime verteilen sich wie folgt auf die neun Städte: Breckerfeld (1), Ennepetal (1), Gevelsberg (2), Hattingen (1), Herdecke (1), Schwelm (3), Sprockhövel (1), Wetter (3) und Witten (3). Insgesamt werden in diesen Einrichtungen rund 1600 Bewohner von gut 1550 Beschäftigen betreut. Als Zahl der zur Verfügung stehenden Impfdosen sind 2470 genannt. „Die Liste ist als Plan zu verstehen, aktuell tragen wir in einer Vielzahl von Telefonanten die einzelnen Informationen über die tatsächlichen Abläufe vor Ort und die Zahl der tatsächlich Geimpften zusammen", berichtet Dr. Christian Füllers. Auch hier habe das Ministerium für Schwierigkeiten gesorgt. Die Behörde hatte kürzlich entschieden, dass nicht der Kreis die Termine für die Impfungen zentral vergibt, sondern die Heime mit der KVWL individuell Termine vereinbaren. Die Biontech-Dosen werden derzeit per Spedition zu den einzelnen Orten geliefert. „Uns geht auf diese Weise der dringend notwendige Gesamtüberblick verloren“, teilte der Kreis daraufhin mit. Wenn das Impfzentrum im Februar startet, soll sich das wieder ändern.

Stichwort Impfreihenfolge

Grundlage für die Reihenfolge, in der auch die Bürger des Ennepe-Ruhr-Kreises gegen Corona geimpft werden, ist eine Rechtsverordnung des Bundes. Sie nennt als vorrangig zu berücksichtigende Gruppen Bewohner von Seniorenheimen, Personen ab 80 Jahren, Mitarbeiter in Notaufnahmen, des Rettungsdienstes und von COVID-19 Stationen sowie Beschäftige in medizinischen Einrichtungen sowie in der ambulanten und stationären Altenpflege mit engem Kontakt zu den besonders gefährdeten Gruppen. Als zentraler Start für dieses medizinische Personal ist der 18. Januar vom Landesministerium angegeben. Ab dem 17. Januar stehen bereits die Wiederholungsimpfungen in den Heimen an. Bis Ende Januar werden die Impfungen in den Seniorenheimen abgeschlossen sein.

Da in den stationären Pflegeheimen die schwersten Verläufe und die meisten Todesfälle zu verzeichnen sind, hat Nordrhein-Westfalen sich in diesem Rahmen dazu entschieden, zunächst dort Bewohner und Mitarbeiter zu impfen.