Schwelm/Gevelsberg/Ennepetal. In Schwelm, Gevelsberg und Ennepetal fallen viele Weihnachtsgottesdienste aus. Katholische Kirche setzt auf Präsenz, evangelische ist gespalten.
Das Licht ist gedämpft, die Botschaft froh. Die Gemeinde erhebt sich in ihren dicken Wintermänteln, Kinderaugen leuchten bei den letzten Tönen der der „Stillen Nacht“, bevor der Pfarrer alle mit einem Segen in den Weihnachtsabend entlässt. An keinem anderen Tag im Jahr hat ein Gottesdienst, haben die Kirche und ihre Botschaft von Nächstenliebe eine so tief emotionale Bedeutung für derart viele Menschen wie am Heiligen Abend. Ob aus religiösen Motiven oder aus persönlichen Traditionen heraus, der Kirchgang und der gemeinsame Start ins Fest hat für sie einen großen Wert. In diesem Jahr fällt er aus – für die meisten zumindest.
Katholische Propsteigemeinde
Die Weihnachtspläne der Katholischen Propsteigemeinde St. Marien, die für Schwelm, Gevelsberg und Ennepetal zuständig ist, macht Propst Norbert Dudek deutlich: „Uns ist es wichtig, gerade an Weihnachten den Menschen ein seelsorgerisches Angebot zu machen. Der Gottesdienstbesuch ist vielen Menschen ein großes Bedürfnis. Vor allem in Zeiten von Corona finden sie darin Trost und Hoffnung“, sagt er. Die katholische Propstei St. Marien reagiert auf die neusten Entwicklungen mit einer reduzierten Zahl an zugelassenen Besuchern bei den Weihnachtsgottesdiensten.
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„Wir setzen auf viele kleine Gottesdienste und Christmetten in den drei Städten, um möglichst viele zu erreichen, ohne die Besucherzahlen auszureizen“, sagt der Propst. Die Kinder-Krippenfeier auf dem Hof der Engelbertschule in Schwelm wird mit zwei kleineren Gruppen um 14.30 und 15.30 Uhr in die Kirche verlegt. Das Platzkontingent ist schon ausgeschöpft, so wie für einige andere Gottesdienste an Weihnachten. „Eine Anmeldung zu den Weihnachtsgottesdiensten, sei es über unsere Internetseite oder telefonisch, ist zwingend notwendig, um die Nachverfolgbarkeit und die Kontrolle der Besucherzahlen zu gewährleisten“, sagt Dudek.
Nach den verschärften Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Infektionen von Bund und Ländern sind Gottesdienste weiter erlaubt, wenn Abstände gewahrt sind und Mund-Nasen-Schutz auch am Platz getragen wird. Gemeindegesang ist komplett untersagt. „Das, was das Land jetzt vorschreibt, setzen wir bereits durch unsere erarbeiteten Hygienekonzepte seit Monaten um“, sagt Dudek. „Bei allem, was wir tun, gilt unsere größte Sorge immer dem Wohl der Menschen.“
Ruhr-Bischof Franz-Josef Overbeck hatte empfohlen, auf die Feier der werktäglichen Gottesdienste zu verzichten. „Wir sehen diese Gottesdienste aber als gute Ausweichmöglichkeit, damit nicht zu viele Menschen in die sonntäglichen Messfeiern strömen“, so Dudek. Deshalb setzt man in allen drei Städten nach Weihnachten auf diese schwächer frequentierten Gottesdienste und verzichtet bis zum 10. Januar auf sämtliche Sonn- und Feiertagsgottesdienste, die erfahrungsgemäß immer gut besucht werden. Zusätzlich gibt es nach wie vor einen Video-Blog auf dem Youtube-Kanal der Propstei, wo der Propst seinen Weihnachtsgruß sendet. Die Christmette um 17 Uhr aus St. Engelbert in Gevelsberg wird dort als Live-Stream zu sehen sein. „Alle Kirchen werden an Weihnachten geöffnet sein. So kann jeder sich zum Gebet dort einfinden oder die Krippe betrachten“, lädt der Propst ein.
Bis zum 23. Dezember um 12 Uhr ist die Anmeldung zu den Weihnachtsgottesdiensten online auf www.propstei-marien.de als auch telefonisch notwendig: Schwelm: 02336/2171, Montag bis Freitag, 10 bis 12 Uhr sowie Montag und Donnerstag, 15 bis 17 Uhr. Gevelsberg: 02332/3525, Montag, 10 bis 12 Uhr, Donnerstag, 16.30 Uhr bis 18 Uhr und Freitag, 10.30 bis 12 Uhr. Ennepetal 02333/71798, Dienstag und Donnerstag, 10 bis 12 Uhr sowie Dienstag, 17 bis 18 Uhr.
Evangelisch
Schwelm: Annette Kurschus, Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen hat ihren Standpunkt deutlich gemacht: Keine Präsenzgottesdienste in dieser Lage. Am Ende liegt die Entscheidung bei jeder einzelnen Gemeinde. Die Evangelische Kirchengemeinde Schwelm folgt Kurschus und bietet Weihnachtsgottesdienste nur online an.
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Vor dem Hintergrund der hohen Infektionszahlen hat das Presbyterium am 15. Dezember entschieden, ab sofort auf alle Präsenzgottesdienste – auch zu Heiligabend und an den Weihnachtsfeiertagen – zu verzichten. Superintendent Andreas Schulte: „Die Verkündigung ist und bleibt unser Auftrag. Doch es fällt schwer, die Geburt des Heilands in einer Form zu verkündigen, die Menschen dabei potenziell in Gefahr bringt. Und das ist bei Präsenzgottesdiensten der Fall, mögen die Schutzkonzepte auch noch so gut durchdacht sein.“
Dem Presbyterium ist die Entscheidung, die Präsenz bis zum 10. Januar auszusetzen, nicht leicht gefallen. „Uns ist bewusst, dass zu keiner anderen Zeit Menschen so gerne in Gottesdienste gehen wie zu Heiligabend“, sagt der Vorsitzende Uwe Rahn. „Aber die Gesundheit ist ein sehr hohes Gut. Sie gilt es zu schützen.“ Die Gemeinde hält eine Vielzahl von Alternativangeboten bereit. So sind Online-Gottesdienste geplant, u. a. zwei Familiengottesdienste mit Krippenspiel, eine Christvesper mit Mitgliedern von Kantorei und Posaunenchor, ein Minigottesdienst mit den Puppen Paul und Paula sowie ein Weihnachtsgottesdienst am Ersten Feiertag, an dem sich das gesamte Pfarrteam beteiligt. Sie sind unter www.kirche-schwelm.de abrufbar.
Darüber hinaus wird die Christuskirche an Heiligabend von 11 bis 16 Uhr geöffnet sein und Gelegenheit zur stillen Andacht geben. In dieser Zeit sind Mitglieder des Pfarrteams für seelsorgerliche Anliegen ansprechbar. Das gilt auch an den Weihnachtstagen, an denen man sie telefonisch erreichen kann. Unter 02336/9186-20 kann man sich Telefonandachten anhören. „Wir vertrauen darauf“, so Pfarrer Rahn, „dass Gott Wege finden wird, die Menschen zu erreichen. Weihnachten wird nicht durch uns, sondern weil Gott uns nahe sein will.“
Gevelsberg: Im Gegensatz zu den anderen Städten ist die Evangelische Kirchengemeinde Gevelsberg bemüht, Präsenzangebote bei den Gottesdiensten aufrecht zu erhalten. Am Donnerstagabend tagte das Presbyterium zu diesem einzigen Tagesordnungspunkt. Am Ende entschied man sich dazu – nach einer durchaus mit verschiedenen Meinungen geführten Diskussion – die Anmeldungen zu den Weihnachtsgottesdiensten auf der Internetseite www.evkg-gevelsberg.de weiterlaufen zu lassen. Diese finden unter Einhaltung strengster Hygienevorschriften statt. Die Details, was wann wo und wie genau stattfinden wird, gibt die Gemeinde noch bekannt. Fest steht lediglich, dass der geplante Gottesdienst mit der Freien evangelischen Gemeinde auf dem Westparkplatz ausfällt, weil dort kaum Zugangsbeschränkungen zu realisieren wären.
Anders sieht das in Silschede aus, denn das Höhendorf gehört zu einer Gemeinde mit Haßlinghausen und Herzkamp. Die hat sich dazu entschlossen, keine Präsenzgottesdienste zu veranstalten. „An den Feiertagen und an den Sonntagvormittagen werden wir unsere Kirchen zu stiller Einkehr und Gebet öffnen. Zu den Sonn- und Feiertagen werden dort Andachtstexte ausliegen, sie werden auch auf diese Homepage gestellt“, heißt es auf der Internetseite der Gemeinde.
Ennepetal: „Wir werden auf Gottesdienste in den nächsten Wochen verzichten müssen“, erklärt Pfarrer Armin Kunze von der Ev. Kirchengemeinde Voerde. „Es ist zum Heulen…“ Er greift die Worte von Präses Kurschus auf, dass man in diesem schmerzhaften Verzicht zum Weihnachtsfest den Auftrag erkenne, der Liebe Gottes zu den Menschen zu entsprechen. Die Voerder Gemeinde lädt daher zu einer Familienchristvesper und einer Christvesper als Online-Gottesdienste ein. Der Zugang dazu ist auf der Homepage kirchengemeinde-voerde.de zu finden. Die Pfarrerin und die Pfarrer stehen für persönliche Gespräche am Telefon zur Verfügung, und die Johanneskirche wird an Heiligenabend von 16 bis 18 Uhr geöffnet sein. Die Kirchenmusiker spielen Weihnachtslieder. Menschen sind eingeladen, einen Besuch an der schönen Krippe zu machen, es gibt für die Kinder etwas zum Mitnehmen und einen Krippenanhänger, der vom Christbaum in der Kirche mitgenommen und zu Hause aufgehängt werden kann. Außerdem kann man sich das Friedenslicht aus Bethlehem abholen.
Am Donnerstagabend entschied auch das Presbyterium der Evangelischen Kirchengemeinde Milspe-Rüggeberg, vorerst auf Präsenzgottesdienste zu verzichten. Es sollen Online-Gottesdienste angeboten werden, die Zeiten werden in den nächsten Tagen bekannt gegeben.
Freikirchlich
Schwelm: EFG Schwelm und die Christen Ecclesia, haben alles abgesagt. Die K3-Kirche streamt ab 15.30 Uhr einen Online-Gottesdienst auf Youtube. Die FeG trifft ihre Entscheidung erst noch.
Gevelsberg: Die FeG Gevelsberg streamt am Heiligen Abend einen Gottesdienst über Youtube, den sich die Gläubigen auch bis Sonntag kostenfrei per Post auf DVD bestellen können.
Ennepetal: Die FeG Ennepetal und die Evangelisch-freikirchliche Gemeinde Milspe lassen ohnehin derzeit schon alle Präsenzgottesdienste ausfallen.
Neuapostolisch
Die Neuapostolische Kirche bietet Präsenzgottesdienste mit Anmeldepflicht an in Schwelm und Gevelsberg am 25. Dezember um 10 Uhr; in Ennepetal am 24. Dezember um 17 Uhr sowie am 25. Dezember um 10. Die Gemeinde Ennepetal überträgt ihren Gottesdienst am 25. Dezember per YouTube.